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Filmstill Operation Jane Walk, Total Refusal

Total Refusal

Das Kollektiv „Total Refusal“ produziert Kurzfilme mit Performance-Charakter

Das Regie- und Künstlerkollektiv „Total Refusal“ wählt für ihre Kurzfilme einen innovativen und ungewöhnlichen Ansatz. Sie drücken Videospielen ihre eigene Erzählung auf. Das Ergebnis sind zwei bisher erschienene Kurzfilme mit Performance-Charakter.

Von Philipp Emberger

Schwer bewaffnete Soldaten auf einer friedlichen Stadtführung durch das postapokalyptische New York. Ungewöhnliche Szenen wie diese sind in den Kurzfilmen des Regie- und Künstlerkollektivs „Total Refusal“ zu sehen. Ihre Werke gehören zu den derzeit wohl innovativsten der österreichischen Filmszene. Das liegt auch daran, dass sie ihre Werke ganz in Machinima-Art komplett in Videospielen drehen.

Operation Jane Walk“ und „How To Disappear“ sind kostenlos im Rahmen der Cinema Next Series auf der Streamingplattform Kino VOD Club zu sehen.

Hinter „Total Refusal“ stehen Robin Klengel, Leonhard Müllner und Michael Stumpf. Sie selbst bezeichnen sich als „pseudomarxistische Medienguerilla“. Ihren Kollektivnamen nehmen die drei Filmemacher*innen übrigens ziemlich wörtlich, denn in ihren Spiel-Performances verweigern sie das vorgegebene Gameplay. In den Online-Shootern, die als Kulisse für die Kurzfilme dienen, laufen die drei Filmemacher schonmal vor dem Krieg davon oder stören andere Spieler*innen bei ihren Missionen. Damit brechen sie bewusst die narrative Erzählung der Videospiele, um dem Spiel ihre eigene Geschichte, ihre eigene Erzählung aufzudrücken. Das Ergebnis sind lehrreiche und auch unterhaltsame Kurzfilme mit Performance-Charakter.

Kollektiv Total Refusal

Diagonale/Sebastian Reiser

Robin Klengel, Michael Stumpf und Leonhard Müllner (v.l.n.r.) sind Total Refusal

Zwei Kurzfilme hat das Kollektiv bisher veröffentlich. Die 2018 erschiene Online-Performance in „Operation Jane Walk“ entführt die Zuseher*innen in ein postapokalyptisches New York während der 2020 erschienene Kurzfilm „How To Disappear“ als Anti-Kriegsfilm auf einem Schlachtfeld zu verstehen ist.

Ein Spaziergang durch das postapokalyptische Manhattan

„Operation Jane Walk“ wurde zur Gänze im Ego-Shooter „Tom Clancy’s The Division“ gedreht und ist spontan aus einer Idee beim gemeinsamen Spielen der drei entstanden. Das Spiel ist die Kulisse für eine rund 20-minütige Stadtführung durch das dystopische Manhattan. Auf dem Programm der Stadtführung stehen so beispielsweise das UN-Hauptquartier oder das Met Life Building. Während das Bild den Soldaten, die um Gegner*innen herumtänzeln und Angriffen ausweichen, folgt, spricht ein Erzähler über New Yorks Architekturgeschichte.

Filmstill Operation Jane Walk

Total Refusal

Ein Stadtspaziergang in „Operation Jane Walk“

Ein Anti-Kriegsfilm auf dem Schlachtfeld

In ihrem zweiten und deutlich professionellerem Kurzfilm „How to Disappear“ widmen sich die drei Kollektivmitglieder den Themen Krieg, Frieden, Disziplin und Ungehorsam. Den Frieden suchen sie dabei an einem ziemlich ungewöhnlichen Ort: Im Shooter-Game „Battlefield V“.

Mit dokumentarischem Stil legen die Filmemacher in „How To Disappear“ ihren Fokus auf die Geschichte von Deserteuren und der Fahnenflucht im zweiten Weltkrieg. Eine Spieloption, die in „Battlefield V“ zum Beispiel nicht vorgesehen ist. Verschiedenen Szenen zeigen dabei, wie sie mit anderen Spieler*innen interagieren und das nur selten wie es von den Spieleentwickler*innen eigentlich vorgesehen ist. Sie laufen beispielsweise vom Schlachtfeld davon oder versuchen andere Spieler*innen vom Kämpfen abzuhalten.

Für den Anti-Kriegsfilm haben die drei Filmemacher viel Lob und Anerkennung erfahren, so sind sie unter anderem im Berlinale-Programm 2020 gelaufen und haben den Diagonale-Preis für den besten Kurzdokumentarfilm 2020 gewonnen.

Filmstill How To Disappear, Total Refusal

Total Refusal

„How To Disappear“

In der Erzählung des Films stellen die Filmemacher historische Fakten der Kritik an den Spieleentwickler*innen selbst gegenüber. Sie fordern von den Entwickler*innen etwa, dass sie mit den Spielen ihre wertebildende Verantwortung übernehmen sollen. Eine überzeugende Kritik von innen heraus. Und am Ende zeigen sie dann auf sehr effektvolle Art, wie es vielleicht doch möglich ist, sich zu widersetzen.

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