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Eine Packung Corona-Selbsttests

Radio FM4 / Barbara Köppel

Corona-Selbsttests im Test

Ab sofort kann man sich fünf Covid-19-Schnelltests jeden Monat gratis aus der Apotheke holen. Welche Risiken und Chancen bringt das „Nasenbohren“ in den eigenen vier Wänden? Was darf man damit und was nicht?

Von Barbara Köppel

Gratistests

Alle in Österreich Krankenversicherten ab 15 Jahren können sich seit 1. März je fünf Testkits für zuhause aus den Apotheken abholen. Nichtversicherte und jene rund 300.000 Menschen, die sich von ELGA abgemeldet haben, haben bisher keinen Anspruch. Die Patientenanwaltschaft versucht hier nachzubessern.

Einmal die E-Card gezückt, schon habe ich sie in der Hand: Meine fünf Stück Covid-19-Schnelltests, die ich ab sofort jeden Monat auf Kasse bekommen kann. Es sind sogenannte Nasenbohrertests, die gleichen wie sie die österreichischen Schüler*innen regelmäßig durchführen. Die Wattestäbchen, Flüssigkeitsröhrchen und Testkassetten sind von den Mitarbeiter*innen der Apotheke in ein großes Kuvert gepackt worden. Ich muss noch einmal zurückgehen, um eine Anleitung zu verlangen. Es zahlt sich also aus, den Inhalt gleich auf Vollständigkeit zu prüfen.

Zuhause schiebe ich mir den Tupfer einmal links, einmal rechts in die Nase, bis zur Kerbe, drehe das Stäbchen jeweils fünf Mal, wobei mir dann doch Tränen in die Augen steigen: Unangenehm! Dann mische ich meine Probe mit der Flüssigkeit, tropfe drei Tropfen auf die Testkassette, stelle mir den Timer auf 15 Minuten und warte. Sobald die Flüssigkeit durch ist, erscheint ein deutlicher Strich im Kontrollfeld (C), das Testfeld (T) bleibt frei. Nach Ablauf der Zeit ist es noch immer so. Glück gehabt, mein Ergebnis ist negativ.

Ein Teststreifen des Corona-Selbstests

Radio FM4 / Barbara Köppel

Negatives Testergebnis links.

Was darf ich mit Selbsttests und was nicht?

Ich weiß also, ich bin gerade in diesem Augenblick mit hoher Wahrscheinlichkeit SARS-CoV-2-negativ. Nach heutigem Stand gilt das auch für alle derzeit bekannten Mutationen. Ich kann arbeiten oder einkaufen gehen, und die gesetzlich erlaubte Anzahl an Menschen treffen. Aktuell dürfen bis 20 Uhr vier Erwachsene aus zwei Haushalten und dazu höchstens sechs Minderjährige zusammenkommen. Nachts darf maximal eine Einzelperson einen fremden Haushalt besuchen.

Ich darf mit meinem selbst durchgeführten Test allerdings nicht zu Frisör*in oder Kosmetiker*in, und kann auch niemanden in Alten- und Pflegeheimen besuchen. Dafür brauche ich nach wie vor einen professionellen Test inklusive Bestätigung, die nicht älter als 48 Stunden sein darf. Einmal alle testen und dann groß Party machen, ist also definitiv ausgeschlossen.

Je öfter, desto sicherer

„Grundsätzlich sind Testergebnisse immer nur Momentaufnahmen“, sagt auch Prof. Dr. Kathryn Hoffmann vom Zentrum für Public Health der MedUni Wien. „Falls Sie sich vorgestern angesteckt haben, kann es sein, dass Ihr Test heute noch negativ ist, aber schon wenige Stunden später oder am nächsten Tag positiv, und Sie könnten andere Personen anstecken.“ Aus diesem Grund ist es auch wichtig, alle anderen Maßnahmen weiterhin einzuhalten, also Abstand halten, Maske tragen, regelmäßig Lüften, Hände waschen und nur in die Ellenbeuge husten oder niesen.

Aushang für Covid-Selbsttests vor einer Apotheke

APA/ROLAND SCHLAGER

Seit 1. März werden Corona-Selbsstests in Apotheken ausgegeben.

Zudem hieß es erst vor Kurzem, dass mit dieser Art von Tests nur rund 40 Prozent der tatsächlich positiven Fälle gefunden werden können. Was ist da dran? „Die 40 Prozent beziehen sich auf die Zahl der asymptomatisch Infizierten, die entdeckt werden“, erklärt Dr. Hoffmann.

Die ausgegebenen Selbsttests sind Antigen-Tests, das heißt, sie sprechen auf Proteine der Virushülle an. Für ein zuverlässiges Ergebnis muss die Viruslast schon relativ hoch sein, so die Medizinerin weiter. Das ist zugleich Schwäche und Stärke dieser Art von Tests: „Das heißt, es werden mit diesen Tests vor allem diejenigen entdeckt, die schon ziemlich viel Virus in der Nase haben und daher besonders ansteckend sind. Aus diesem Grund ist hier die Häufigkeit des Testens entscheidend, damit die Infizierten, die heute noch nicht nachweisbar waren, spätestens in zwei Tagen gefunden werden.“

Was tun bei positivem Ergebnis?

Wichtig ist, die Schnelltests genau nach den Vorgaben durchzuführen. Die Qualität der Probe ist ausschlaggebend. Genau wie bei den Nasen-Rachen-Abstrichen, die die professionellen Kräfte in Teststraßen und Apotheken durchführen, muss auch hier lang genug und ausgiebig genug abgestrichen werden.

Wer ein positives Testergebnis hat, muss sich sofort absondern, und 1450 anrufen.

Mindestens ebenso wichtig ist die Interpretation des Testergebnisses: „Auch wenn der zweite Strich beim Testfeld (T) nur ganz blass ist, ist der Test positiv“, sagt Dr. Kathryn Hoffmann.

COVID19 ist eine meldepflichtige Krankheit. „Hier ist beinharte Ehrlichkeit gefragt! Positive Personen müssen sich sofort absondern und ihr Ergebnis mit einem professionellen PCR-Test überprüfen lassen.“ PCR-Tests sind wesentlich präziser und spüren auch winzige Mengen bestimmter Abschnitte der Erbinformationen des Virus auf. Ist ein PCR-Test also positiv, erfolgt wie bisher eine Absonderung für 10 Tage. Ist er negativ, wird die Isolation aufgehoben.

FM4 Auf Laut

Bei Claus Pirschner ist Virologin Christina Nicolodi und Mena Huber von der IG Clubkultur zu Gast. Wir fragen nochmals ganz genau, wie sicher die verschiedenen Testmöglichkeiten sind und was sie für die Öffnung von Gastronomie und Kultur bringen können.

In erster Linie wollen wir aber wissen: Wie geht’s euch mit dem vielen Testen?! Ruft an und diskutiert mit, ab 21 Uhr im Radio.

Selbsttests nur zur Eigenkontrolle

Zusammenfassend ist also zu sagen, dass die neuen Wohnzimmertests lediglich der Eigenkontrolle dienen und keinerlei zusätzliche Freiheiten ermöglichen. Die Public-Health-Wissenschafterin warnt auch davor, sich dadurch in falscher Sicherheit zu wiegen und seine sozialen Kontakte über die gesetzlichen Vorgaben hinaus zu erhöhen. Sie wird außerdem nicht müde zu betonen, dass die Selbsttests „zwar eine wichtige, aber eben nur eine von vielen Maßnahmen sind, um während der Pandemie bestmöglich leben zu können. Cluster-Rückverfolgung und Contact-Tracing zum Beispiel sind weitere. Ich würde mir wünschen, dass in diese Maßnahmen mindestens genauso viel Energie gesteckt wird wie ins Testen“.

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