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Sydney Sprague

Natasha Wilson

Sydney Sprague: „Ein Traum ist wahrgeworden“

Mit „maybe i will meet you at the end of the world“ veröffentlicht Sydney Sprague ihr Albumdebüt als Indie-Soundtrack zur Pandemie. Im Interview erzählt die US-amerikanische Newcomerin von ihren musikalischen Vorbildern, warum Phoebe Bridgers großartig ist und wie es sich anfühlt, etwas von der Bucketlist zu streichen.

Von Michaela Pichler

Ihre Kinderzimmer-Wände in Arizona waren bepflastert mit *NSYNC-Postern, im Ohr hörte sie während dem Tagträumen Britney Spears, die mit „Baby One More Time“ ein Debüt für die Pop-Ewigkeit geschaffen hat: „Das war meine allererste CD, die ich mir gekauft habe“, erinnert sich Sydney Sprague im FM4 Interview an den Moment, als Musik sich zum ersten Mal als neue Welt für sie offenbart hat. Damals war sie sieben Jahre alt und wurde von dem Popstar zu ihren ersten selbstgeschriebenen Songs inspiriert.

Idole und Inspiration

Der Sound, den die 28-jährige Singer-Songwriterin aus Phoenix heute unter ihrem Soloprojekt veröffentlicht, hat mittlerweile nur mehr wenig mit den Ursprüngen aus dem Kinderzimmer zu tun. Die poppigen Melodien sind geblieben, doch hinzu kommen Indie-Rock-Vibes, die an aktuelle Kolleg*innen wie Soccer Mommy oder beabadoobee erinnern. Und auch ein weiterer Name wird immer wieder genannt, wenn Sydney Spragues Sound verglichen wird: Phoebe Bridgers. Die kalifornische Songschreiberin Phoebe Bridgers ist nach ihrem großen Album-Erfolg „Punisher“ (2020) mittlerweile zum Indie-Star avanciert und gerade auch für vier Grammys nominiert. Sydney Sprague ist seit der ersten Phoebe-Bridgers-Tour bekennende Bewunderin:

„Wie kann man Phoebe Bridgers nicht lieben!?“

„Sie ist großartig! Ich bin von Anfang an ein Riesenfan von ihr gewesen, und was sie gerade in der Musikszene erreicht, ist unglaublich. Phoebe Bridgers ist schon jetzt mit ihrer jungen Karriere eine so starke Person, dass sie eine große Inspiration für mich ist“, erzählt Sydney Sprague.

Mit Phoebe Bridgers verglichen zu werden, ist für Sydney Sprague natürlich ein großes Kompliment. Nach zwei Jahren Songwriting-Prozess sind zehn Songs entstanden, die sich für die Musikerin aus Arizona absolut richtig anfühlen. Als musikalisches Vorbild hat eine ganz bestimmte Band Sydney Sprague fürs Debütalbum beeinflusst: „Death Cab for Cutie waren für mich ein großer Einfluss! Ich liebe ihre Produktion und ihren Sound, deshalb war ich auch im Studio Hall of Justice. Das Studio, in dem Death Cab for Cutie Alben wie ‚Transatlanticism‘ oder ‚Plans‘ aufgenommen haben.“

Sydney Sprague - "maybe i will meet you at the end of the world"

Rude Records

„maybe i will see you at the end of the world“ ist das Debütalbum von Sydney Sprague und ist am 26. Februar 2021 via Rude Records erschienen.

Wenn Träume wahr werden

Für ihre eigenen Songs verwendet Sydney Sprague das Equipment, auf dem einst Benjamin Gibbard und seine Bandkollegen in den 2000ern gespielt haben. Einen ganzen Monat verbringt Sydney Sprague im Studio in Seattle, unter anderem mit dem Produzenten Samuel Rosson, der schon mit den genannten Idolen Phoebe Bridgers und Death Cab for Cutie gearbeitet hat, ebenso wie mit Mac Miller. Das Ergebnis „maybe i will see you at the end of the world“ ist eine Platte, die die Musikerin als Fixpunkt auf ihrer Bucketlist hatte.

Wie fühlt es sich an, so etwas Großes von der Liste streichen zu können? „Ich wollte dieses Album schon immer machen! Als ob ein riesiges Gewicht von meinen Schultern genommen wurde. Das Team, mit dem ich zusammenarbeiten durfte, und die Reaktionen, die ich bisher bekommen habe - all das fühlt sich wie ein wahr gewordener Traum an.“

Die Last der Welt

Die kreative Last ist jetzt zwar weg von Sydney Spragues Schultern. Trotzdem spürt man das schwere Gewicht der Welt in den Songs der Musikerin: Den Weltschmerz verwandelt Sydney Sprague in poppige Indie-Ohrwürmer - wie im Song „Wrongo“, der auch der persönliche Favourite der Solokünstlerin ist.

„Lustigerweise ist das das positivste Lied, das ich jemals geschrieben habe, obwohl es so existentiell ist. Aber es fühlt sich für mich sehr ehrlich an und geht mir nah ans Herz.“ Diese Verletzlichkeit findet sich auch in den anderen Songs. Zwischen Zweifeln und Ängsten stellt sich Sprague am Album auch die Frage, ob man an zu viel Empathie zu Grunde gehen kann. Und natürlich geht es auch ums Vermissen, denn am Ende der Welt kann es recht einsam werden.

„Are you there / No, you’re too far away / I can’t feel it / Is it still the same
Is object permanence real?“
(„object permanence“)

Wie man sich das Albumdebüt von Sydney Sprague am besten anhören sollte? "Ich schätze, tatsächlich während einer Pandemie! Vieles auf dem Album dreht sich ums Alleinsein, aber sich dabei okay zu fühlen. Deshalb sollte man „maybe i meet you at the end of the world" am besten alleine anhören, vielleicht in der Badewanne?“

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