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Screenshot aus Bobby Shmurdas Musikvideo "Hot N****"

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Der Fall Bobby Shmurda

Bobby Shmurda war vor 7 Jahren eine große New Yorker Rap-Hoffnung und hatte mit “Hot Nunderscore” einen globalen, weil viralen, Hit. Was danach passierte, ist ein weiteres Zeugnis für den „Prison-Industrial-Complex“ in den USA und warum das Recht für afroamerikanische Jugendliche oft nicht gilt.

Von Mahdi Rahimi

Warum Bobby Shmurda die letzten 7 Jahre im Gefängnis saß und was er eigentlich verbrochen hat, weiß niemand bis heute so recht. Die Anklage war Drogen- und Waffenbesitz, Verschwörung und Gefährdung öffentlicher Sicherheit. Um einer möglichen Haftklage von 25 Jahren für sich und seinen Freund Rowdy Rebel zu entgehen, wurde ihm geraten, eine Verständigung im Strafverfahren einzugehen und damit „nur“ 7 Jahre im Gefängnis abzusitzen.

Auch wenn die Beweislast sehr dünn war, musste Shmurda bereits 2 Jahre im Gefängnis sitzen, bevor es zur Anklage kam, weil ein Verfahren gegen ihn lief und niemand bereit war, die 2 Millionen Dollar Kaution für ihn zu zahlen, auch nicht sein Record Label, das ihn und seine Musik anscheinend sowieso nicht verstand.

Shmurdas Musik war angelehnt an die Chicagoer Drill Szene rund um Chief Keef und Lil Durk, nur eben ein wenig tanzbarer und weniger hart. Auch bei Chief Keef waren nach seinem Durchbruch diverse Verfahren um Mord und Gangaktivität am Laufen, die alle jedoch im Nichts endeten. Shmurda jedoch musste 7 Jahre ins Gefängnis. Wenn man bedenkt, dass in der Londoner Drill-Szene auch Lyrics der Protagonisten als Beweis herangezogen werden, um ihre Schuld zu beweisen, wird die Absurdität des Ganzen umso klarer.

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Rapper sind am Ende des Tages auch nur fiktive Charaktere und Geschichtenerzähler. Wenn man bedenkt, dass ein Lied wie „G.O.D. Pt III“ von Mobb Deep sie heute wahrscheinlich auf die Anklagebank gebracht hätte wegen konspirativer Aktivitäten und Gefährdung öffentlicher Sicherheit, dann sollte man einsehen, dass das nicht mehr um paar „dumme Jugendliche“ geht, sondern eigentlich ein Angriff auf kulturelle Freiheit ist und Teil eines globalen Rassismus und Klassismus.

Dass Social Media und das Posieren auf Instagram mit Drogen, Geld und Waffen nicht förderlich sind - geschenkt. Doch wo beginnt die Kunstfigur und wo endet die eigentliche Person? Und haben Sicherheitskräfte weltweit nichts Besseres zu tun als mit einem Kommando die Wohnungen von Rappern zu stürmen? (Hierzulande stürmt man ja das Heim von palästinensischen Witwen).

Damit ist Bobby Shmurda nur ein weiteres Beispiel in einer langen Liste von afroamerikanischen Jugendlichen, deren Leben und Zukunft den Staat wenig interessieren. Shmurda wurde unter einigen Bewährungsauflagen freigelassen, von Quavo von Migos per Privatjet abgeholt und seine Freilassung wurde von Fans gebührend gefeiert.

Der Hip Hop Lesekreis befasst sich mit dem Hit von Bobby Shmurda „Hot Nunderscore“, seiner Zeit im Gefängnis, dem Generalverdacht gegen Rap und damit, was wir uns in Zukunft von Shmurda noch erwarten können.

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