FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Computerspiele im Epic Games Store

Epic Games / MSM.digital

Der Epic Games Store boxt sich auf Biegen und Brechen durch

Seit gut zwei Jahren versucht die „Fortnite“-Firma dem Quasi-Monopol beim digitalen Videospielverkauf die Stirn zu bieten. Bisher ist es beim Versuch geblieben - verschwinden wird der Epic Games Store trotzdem so schnell nicht.

Von Robert Glashüttner

Nahezu jede und jeder kennt „Fortnite“, eines der erfolgreichsten Computerspiele überhaupt. 350 Millionen registrierte User*innen gibt es bei dem Game mittlerweile und manchmal spielen es bis zu 15 Millionen Menschen gleichzeitig. „Fortnite“ ist vom US-amerikanischen Gameskonzern Epic Games entwickelt worden, der vor 30 Jahren als kleines Entwicklerstudio begonnen hat, und der seit einigen Jahren auch als Anbieter der „Unreal“-Computerspiel-Engine bekannt ist.

Seit „Fortnite“ die Cashcow des Unternehmens geworden ist, kann es sich teure Experimente leisten. Das teuerste und ambivalenteste davon ist der Epic Games Store, ein digitaler Videospielmarkt, der seit gut zwei Jahren den Markt aufmischen möchte. So wirklich erfolgreich ist dieser Store – „Fortnite“ hin oder her – bisher aber nicht.

Ich bin nur wegen des Gratisspiels hier

In Videospielgemeinschaften gibt es schon seit Monaten einen Running Gag, wenn mal wieder vom Epic Games Store die Rede ist. Dort logge man sich nur ein – so sind sich viele einig – wenn man sein wöchentliches Gratis-Game abstauben möchte. Anschließend geht man wieder und spielt lieber woanders.

Dieser Schmäh ist nicht weit von der Realität entfernt. Die meisten User*innen verweilen, spielen und kaufen lieber beim unangefochtenen Marktführer Steam – vor allem deshalb, weil es dort viel mehr Community-Features wie User-Bewertungen, Foren und Modding-Möglichkeiten gibt. Der Epic Games Store ist hingegen weiterhin kaum mehr als eine Verkaufsfläche und bietet darüber hinaus nur ein paar hundert Games an - im Vergleich zu den tausenden Titeln auf Steam, die dort auch mit mehr Verlinkungen und Empfehlungen besser sichtbar und verknüpfter sind.

Teuer Einkauf in den Markt

Die oben genannten Gratisspiele sind übrigens keine kleinen Fische, sondern teils auch richtig große Brocken – Mainstream-Games, die normalerweise 40 oder 50 Euro kosten würden. Möglich wird das, indem der Konzern Epic Games tief in die Tasche greift und den großen Videospielverlagen diese Deals abkauft – ebenso wie exklusive Veröffentlichungen für seinen Store. Dieses Jahr wird etwa das kommende „Kingdom Hearts“-Spiel für PC nur dort verfügbar sein.

Finanziert wird viel davon durch die zahlreichen Im-Spiel-Verkäufe in „Fortnite“ (etwa neue Outfits für Spielfiguren) - jenes Game, das natürlich auch beim Epic Games Store selbst die große Antriebskraft ist. Rund 680 Millionen US-Dollar wurden im Vorjahr auf der Verkaufsplattform insgesamt eingenommen.

Mehr Features incoming?

Ende letzten Jahres wurde versprochen, dass der Epic Games Store im Laufe von 2021 einige der beliebten Community-Features nun endlich bekommen soll. Was genau und wann, ist aber noch weitgehend unklar. So wird etwa ein „personalisierteres Erlebnis“ versprochen – was auch immer das konkret bedeuten könnte.

Während also die inhaltliche Weiterentwicklung immer noch schleppend verläuft, konzentriert sich zur selben Zeit die PR des Epic Games Stores darauf, ein öffentliches Image des Underdogs zu kreieren. Konkurrenten wie Apple oder Valve – die Firma hinter Steam – würden Entwicklerfirmen und Spieleverlage wie Epic wirtschaftlich auspressen. Bei dieser Geschichte dreht es sich vor allem um den prozentuellen Anteil, der einbehalten wird (marktüblich sind 30 Prozent), wenn etwa „Fortnite“ in anderen Stores angeboten wird. Dieser Streit zwischen den Konzernen hat etwa dazu geführt, dass der bunte Egoshooter mittlerweile kaum noch auf Apple-Geräten spielbar ist.

Dennoch: Gekommen, um zu bleiben

Die Mär des vermeintlichen David gegen Goliaths glaubt ohnehin niemand so wirklich und sorgt deshalb auch für viel Unmut in der Videospielwelt. Das hilft dem Image des Epic Games Stores natürlich in keinster Weise. So dümpelt die Plattform weiter vor sich hin und wird von seinem Betreiber auf Biegen und Brechen immer wieder aufs Neue in den Markt hineingeboxt. Wäre Epic Games in seiner Öffentlichkeitsarbeit ehrlicher und weniger empört und einschnappt, würde vielleicht wieder das valide Argument mehr zählen, dass man sich hier einem Quasimonopol - Valves Steam - entgegenstellt. Doch diese wirklich relevante und wahre Geschichte wird derzeit leider nur selten erzählt.

Update vom 2. März, 22:30

Vor wenigen Stunden ist bekannt geworden, dass Epic Games das „Fall Guys“-Studio Mediatonic gekauft hat. „Fall Guys“ ist ulkiges, sehr erfolgreiches und zugängliches Battle-Royale-Spiel mit bunten Bohnen, das vergangenen Sommer erschienen ist (FM4 hat berichtet). Damit zieht demnächst ein weiteres Zugpferd in den Epic Games Store ein.

mehr Game:

Aktuell: