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Clemens Millauer, Anna Gasser und Fabian Mühringer springen über Schanzen und Rails am Spring Battle 2021

Markus Fischer (Absolut Park)

Der Spring Battle 2021 wird zum Insta-Contest

Der größte Snowboard- und Freeski-Contest des Landes muss schon wieder improvisieren - und geht noch mehr ins Netz als bisher. Zumindest in diesem Jahr erntet er dafür viel Applaus.

Von Simon Welebil

Corona hat so vieles durcheinandergewirbelt, auch was die Snowboardcontests anbelangt. Vor einem Jahr ist der Spring Battle im Absolut Park in Flauchauwinkel einen Tag vor seinem Beginn dem ersten Lockdown in Österreich zum Opfer gefallen. Heuer sind Snowpark und Skigebiet zwar offen, aber das internationale Terminchaos zwingt trotzdem zum Improvisieren.

Terminchaos beim Weltverband

Schon früh in der Saison war klar, dass die Snowboard-WM, gleichzeitig der Testevent für die Olympischen Winterspiele 2022, wegen der Reisebeschränkungen nicht wie geplant in China stattfinden könnte. Die FIS hat allerdings sehr lange gebraucht, um einen Ersatz dafür zu finden. Am Ende springt Aspen in den USA als WM-Austragungsort ein, allerdings zu einem anderen Termin, dem regulären Spring Battle-Termin.

Dem Spring Battle blieben nicht viele Möglichkeiten: Entweder beim ursprünglichen Termin Mitte März zu bleiben, dafür aber auf fast alle Top-Rider*innen zu verzichten, oder aber selbst den Termin zu wechseln, um aber mit einer ähnlichen Konsequenz konfrontiert zu werden, denn in Corona-Zeiten kann ein internationales Fahrerfeld auch nicht spontan nach Österreich kommen.

Clemens Millauer, Anna Gasser und Fabian Mühringer springen über Schanzen und Rails am Spring Battle 2021

Markus Fischer (Absolut Park)

Fabian Mühringer beim Spring Battle 2021

Improvisieren beim Format für ein Top-Level

„Uns war einfach wichtig, zu zeigen, dass auch die unabhängige Szene in schwierigen Zeiten was auf die Füße stellen kann“, sagt Seppi Harml, Liftbetreiber und Chef des Absolut Parks, zur Lösung für das Termindilemma, die jetzt in einem neuen Format gefunden wurde.

Bereits in den letzten Jahren ist der Spring Battle als Video-Judging-Contest durchgeführt worden, wo die Rider*innen mehrere Tage Zeit hatten, einen Follow-Cam-Run im Absolut Park aufzunehmen und den dann einzureichen. Statt einen ganzen Slopestyle-Run zu filmen, hat man heuer vier Kategorien eingeführt: Bester Rail-Trick, bester Knuckle-Trick, eine Spin-to-Win-Kategorie – und besonders für die Core-Szene interessant, weil es dabei vor allem um den Style geht – auch der beste 540er wird ausgezeichnet.

Alle Rider*innen, die vom 26.2. bis zum 4.3. im Absolut Park waren, egal ob Newcomerin oder Pro, konnten ihre Tricks vor Ort aufnehmen und einreichen. Und um die internationale Beteiligung zu erhöhen, wurden die Top 50 Rider*innen aus einer kombinierten Weltrangliste und einige Legenden eingeladen, ihre Beiträge zu senden, wo immer auf der Welt sie sich gerade befanden.

Um nicht mit Best-Of-Material aus dem Archiv zu tricksen, durften die Clips nur ungeschnitten hochgeladen werden und Filmer*in oder Rider*in mussten ihre Namen direkt vor oder nach dem Trick und ohne Maske in die Kamera sagen.

Ein erster weltweiter Contest

Hunderte Tricks sind in diesen Contesttagen über Instagram und TikTok eingereicht worden, aus der Schweiz, den USA, Kanada, Japan oder Finnland. Die große Anzahl ist dabei die Herausforderung für die Judges gewesen: Nicht, dass sie am Bildschirm bewerten, wie Snowboard Head Judge Gigi Scheidl betont, denn das seien sie von den großen Contests wie XGames oder Laax Open schon gewohnt. Auch dort würden die Judges nur mehr in einem dunklen Kammerl sitzen und auf viele Bildschirme starren. „Der Unterschied ist, dass die Leute hier das Ganze selber filmen, d.h. man hat nicht ständig die gleiche Kameraeinstellung, und muss auch das ein bisschen berücksichtigen.“ Denn eine niedriger positionierte Kamera kann einen Trick gleich mal mächtiger erscheinen lassen.

Contest-Feeling mal anders

Das ganz kurze Bauchkribbeln, das man bei einem normalen Contest hat, kurz bevor man in seinen Run startet, würde beim Videoformat des Spring Battle zwar ausbleiben, sagt Österreichs bester Contest-Snowboarder Clemens Millauer, aber man ist trotzdem extra motiviert, seine beste Leistung abzurufen, denn „es geht nach wie vor um einen Trick, der vielleicht noch ein bisschen perfekter sein muss, als bei einem normalen Contest“.

Mit Standardtricks aus dem normalen Contest-Trickbag ist man beim Spring Battle 2021 übrigens auf verlorenem Posten.

„Man muss besonders kreativ sein und durchbeißen, bis es hunderprozentig perfekt ist.“ (Clemens Millauer)

Etwa fünfzig Versuche hat Clemens Millauer gebraucht, um seinen Railtrick im Kasten zu haben, am Kicker (siehe Bild ganz oben) waren’s nur ca. 17.

Zittern bis zur Award-Show

Die Nervosität beginnt für die Rider*innen nach dem Posten ihrer Clips mit dem Hashtag #springbattle2021, denn dann kann man auch die Clips der Konkurrenz sehen und sich überlegen, wo die eigene Performance sich einreihen könnte.

Das Warten auf das Ergebnis dauert vom Einsendeschluss bis zu den Awardshows, die am nächsten Abend auf dem Youtube-Kanal des Absolut Park live in die Welt hinaus gestreamt werden, mit Livegästen in der Sendung und Schaltungen zu den Judges und Teilnehmer*innen in der ganzen Welt.

Bei all den fast perfekten Tricks, die unter dem Spring Battle Hashtag zu finden sind, wird klar, wie hart die Arbeit von Judges sein kann, hier noch eine Wertung zu treffen.

Besonders umstritten ist die Kategorie „Best 540“, was irgendwie abzusehen war, denn wenn die Rotationen auf 540° beschränkt sind, geht’s viel um den Style, den man laut Gigi Scheidl „nicht judgen kann, nicht judgen soll“, denn das sei der Tod des Style, der ja eine individuelle Ausdrucksweise von Rider*innen sei und nur mit ihrer eigenen Statur funktioniere. Was man nicht unbedingt ahnen konnte ist, dass auch eine Diskussion darüber entsteht, was eigentlich ein 540er ist. Die Definition ist mit einer 540°-Drehung zwar ziemlich eindeutig, aber gilt es auch noch, wenn ein 720 in eine Richtung gedreht, dann gestoppt und 180 Grad zurück gedreht werden? Zählt es, wenn man zwischendurch den Boden berührt, also quasi landet?

Clemens Millauer, Anna Gasser und Fabian Mühringer springen über Schanzen und Rails am Spring Battle 2021

Markus Fischer (Absolut Park)

Anna Gasser mit einem Rodeo 5 beim Spring Battle 2021

Die Abschlussshow des Spring Battle 2021, in der die besten Knuckle-Tricks und die Spin-to-Win-Tricks präsentiert werden, startet am 5.3. um 20:00 auf dem Absolut Park-Youtube-Channel.

Der Spring Battle 2021 hat aber nicht nur Diskussionen ausgelöst, sondern vor allem Abwechslung und Unterhaltung in diesen schwierigen Zeiten geboten. Ob das die Zukunft von Snowboard- und Freeski-Contests ist? Hoffentlich nicht (ausschließlich), aber zumindest in diesem Jahr finden die Rider*innen Gefallen dran. Im nächsten Jahr wollen sie aber gerne wieder alle im Absolut Park mit dabei sein.

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