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Ludwig XIV Metallstatue

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das magische auge

Die Geschichte der Welt – Der Kopf von Ludwig dem XVI.

Diese Kopfzeile zur aktuellen Folge von „Die Geschichte der Welt“ mag als Basiswissen zum Thema Köpfe je nach Belieben dem Hörgenuss voraus- oder gemütlich hinterhergehen. Zu Marie Antoinette und Ludwig XVI. weiß Wikipedia bestens Bescheid, darum kommen sie hier nicht vor.

Von Leopold Toriser von Das magische Auge

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Das Magische Auge als Podcast

Surreale Comedy und paranormale Reportagen aus dem Paralleluniversum von und mit Berni Wagner, Leopold Toriser, Elias Hirschl und Antonia Stabinger gibt es auch hier als Podcast.

„Du wirst noch einmal deinen Kopf vergessen!“ Ein Satz, der getrost ignoriert werden kann. In den allermeisten Belangen, die uns Menschen immer so umtreiben, lässt sich unterm Strich ja schließlich eines stets voraussetzen: Köpfchen. In einem ergonomischen Gehäuse hat die Natur hier nämlich passgenau ein viel geschmähtes Organ platziert: das Gehirn. Und auch, wenn uns diese Gedankendrüse gerne zu den unpassendsten Gelegenheiten im Stich lässt, so ist sie summa summarum doch eine recht praktische Erfindung.

Ach, wie glücklich war ich doch jüngst mit Herbert in Panama! Diesen simplen Satz hätten wir ohne Gehirn gar nicht verstanden. Sofort entstehen Bilder im Kopf: Von Herbert, von Panama und von den möglichen Umständen dieses bewusst unscharf gehaltenen Glücks. Es mag sein, dass der leicht vergilbte Name Herbert uns annehmen lässt, jene glückvollen Tage lägen bereits längere Zeit zurück. Ein rascher Blick ins Taufregister beweist jedoch: das muss nicht sein. Immer noch laufen Herberte frisch vom Band und sorgen bei Bedarf auch für Glücksgefühle.

Aber zurück zum Thema. Fische, so wird gesagt, beginnen am Kopf zu stinken. Warum? Es hat mit dem Brittelmaß zu tun. Hier wird zur Längenbestimmung des Fisches von der Maulspitze bis zum Schwanz gemessen – und nicht umgekehrt. Folglich beginnt der Fisch also immer am Kopf und dort beginnen auch sämtliche seiner Eigenschaften. Ist ein Fisch z.B. schön, so ist zunächst einmal sein Kopf schön, während die wahre Schönheit natürlich von Innen kommt. (Aus dem Inneren des Kopfes.) Und wie es kaum verwundern mag, ist das beim Menschen nicht anders. So wie Fische sind Menschen nämlich Wirbeltiere. Aufgemerkt! „Wirbel“ beschreibt hier gleich mehrere verbindende Eigenschaften dieses Taxons. Zunächst können Wirbeltiere, bis auf wenige Ausnahmen, schnell herumwirbeln, wenn sie von hinten angesprochen werden. „Herbert?“ Und gleich im nächsten Augenblick ist klar: Das ist gar nicht Herbert.

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Außerdem besitzen wir Gliedmaßen, deren schnelles Wirbeln unterschiedliche Arten der Fortbewegung und nicht zuletzt auch das Zufächeln von frischer Luft ermöglicht. Diese wunderbare Frischluft – hier müssen wir uns eine würzige Meeresbrise vergegenwärtigen – lockte die Wirbeltiere schließlich auch aus dem Wasser. Das Land war es dann, wo sie ihrem Namen eine zusätzliche Bedeutung verliehen. Als sie nämlich feststellen mussten, dass sie auf festem Boden nicht die Ersten waren und ein ganzes Arsenal an dezibelstarken Krabbeltieren sie argwöhnisch bei ihren noch ungelenken Gehversuchen beäugte, begannen sie, einen ordentlichen Wirbel zu machen, um diese zu übertönen. So konnten sie schlussendlich ihre Vormachtstellung behaupten.

Dieser Wettstreit schwelte jedoch im Untergrund weiter und in lauen Sommernächten scheint es zuweilen, als würde die Chitinfraktion für kurze Zeit wieder die Oberhand gewinnen. Ja und hier komme ich auch schon zum Punkt: Küchenschaben halten es eine hübsche Weile ganz ohne ihr Oberstübchen aus. Auf Dauer fehlt es dann aber an der entsprechenden Diät. Wirbeltiere sind da etwas anspruchsvoller. Mike, der König der kopflosen Hühner, trotzte dennoch über ein Jahr lang den mehr als widrigen Umständen. Respekt! Derlei Rekorde vermochte ein Mensch noch nicht zu toppen. Der Pirat Klaus Störtebeker soll zwar nach seiner Enthauptung noch einen Halbmarathon gelaufen sein, grundsätzlich gilt aber: der Mensch als Ganzes ist für ein dauerhaftes Wohlempfinden die bessere Option. Auch wenn wir im Kindesalter am Türstock beobachten können, dass wir ständig über uns hinauswachsen, ist der radikal umgekehrte Weg selten ein freiwillig eingeschlagener.

Früh zeigte den Menschen aber die Erfahrung, dass unliebsame Zeitgenossinnen nach einem entsprechenden Haarschnitt ihr weltliches Wirken dauerhaft einstellten. Das fanden sie bisweilen gut. Geschickt wusste das revolutionäre Frankreich dieses freigewordene Potenzial der eben noch bei Hofe und in Adelshäusern beschäftigten Coiffeure zu nutzen. Ein wenig litt die Kunst freilich, galt es für die Trendfrisur der 1790er Jahre doch nur einen Hebel zu betätigen, um zum immer gleichen Ergebnis zu kommen. Besonders schön war dieses nicht und Frisörinnen haftet seitdem auch etwas Ruchhaftes an.

Abschließend kann getrost festgehalten werden:

Köpfe sind etwas Tolles. Rollende Köpfe nicht. Nie.

Menschen, die das nicht verstehen, haben Probleme und sollten die entsprechenden Institutionen konsultieren. Das ging früher nicht, aber heute gibt es da wirklich keine guten Ausreden mehr.

Und wenn ihr hört, ihr wärt zu verkopft – seien wir ehrlich: Da spricht ja doch nur der Neid aus eurem Gegenüber. Nerven bewahren! Denn gerade, wenn es darin ordentlich rundgeht, macht sich so ein Kopf erst richtig bezahlt.

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