Festival Rundumblick

Its Alive! Rites, Elevate, C’est La Mü, Waves, Seewiesen, Stoabeatz oder Bubble Days - sie alle warten nur darauf, von der Leine gelassen zu werden.

Von David Pfister

Wie der Festivalsommer dieses Jahr aussehen wird, ist noch völlig ungewiss. Aber wahrscheinlich ähnlich vorsichtig und reduziert wie letztes Jahr und zusätzlich mit der Option der sogenannten Eintrittstests. Da haben es die kleinen und mittelgroßen Festivals im Unterschied zu den gigantischen Playern ein wenig leichter, weil sie beweglicher in ihrer Organisation sind. Was all die nun folgenden Festivals eint und was Festival-LiebhaberInnen auch beruhigen kann, ist der unbändige Drang endlich loslegen zu können.

Bubble Days Linz, 11.-12.6. 2021

Beginnen wir in Linz. Die Bubble Days sind eine zweitägige Veranstaltung, die immer im Linzer Handelshafen gefeiert werden und die schon aufgrund dieses maritim anmutenden Austragungsorts außergewöhnlich sind. Die Bubble Days werden stets mit einem Programm aus Streetart und Graffiti gerahmt. Der musikalische Fokus liegt ein wenig auf Electro und HipHop, aber auch viele andere alternative Genres sowie Spoken Word-Schwerpunkte sind Thema. In Erinnerung sind besonders die Bubble Days von 2013 geblieben. Nach einer Überschwemmung im Linzer Hafen kämpfte die Bubble Days-Crew tagelang darum die Rasenfläche mit der Hauptbühne für das Publikum einigermaßen trocken zu bekommen, was aber nicht gelang. In letzter Minute konnte die komplette Bühne aber noch versetzt werden und der britische HipHop- und Dub-Star Roots Manuva doch noch auftreten. Trauma und Herzensmoment gleichzeitig für die Leute von den Bubble Days.

Stoabeatz Festival Walchsee, 3.-5.6. 2021

Ein weiteres Festival welches mit dem zusätzlichen Feature „am Wasser“ locken kann, ist das Stoabeatz Festival am Südufer des Walchsees in Tirol. Die intime Atmosphäre zwischen Bergen, Wiesen und Wasser sorgt fast schon für eine metaphysische Stimmung. Auch die Side-Events wie etwas Ukulele-Workshops, Morgen-Yoga oder Vormittags-Wanderungen betonen die liebevolle Stimmung des Stoabeatz Festival. Das Stoabeatz hat immerhin schon ein Datum und es gibt auch schon Tickets zu kaufen. Vom 3.-5. Juni ist das Festival geplant, wenn alles gut geht, unter ähnlichen Umständen wie letztes Jahr. Ein komplettes Line-Up gibt es noch nicht, aber fix ist, dass FIVA, Gewürztraminer, Da Gmischte Satz und Bruckner spielen würden.

Seewiesenfest Weyer

Da Österreich ja sehr mit Seen und Gewässern gesegnet ist, können wir diesbezüglich thematisch gleich weitermachen. Das Seewiesenfest findet seit 1991 beinahe jährlich auf der Kleinreiflinger Seewiese in der oberösterreichischen Gemeinde Weyer statt. Das Open Air wird vom Kulturverein Frikulum veranstaltet und ähnelt im Konzept sehr dem Stoabeatz Festival. Auch hier stehen primär keine ökonomischen Interessen im Vordergrund, sondern der Idealismus der Leute vom Frikulum und deren Wunsch alternativer Pop- und Lebenskultur Raum bieten zu können. Der Zeltplatz fällt durch außergewöhnliche Reinlichkeit auf und auch ökologische Konzepte sind dem Festival wichtig. Das Line-Up ist immer sehr niveauvoll und spannend programmiert und das Seewiesen Fest hat es auch stets geschafft internationale Kaliber wie etwa die Suuns, Isolation Berlin oder We Are The City nach Kleinreifling bringen zu können.

C’est la Mü Oslip

Reisen wir von Oberösterreich nun nach Oslip. Aufgrund der Cselley Mühle, die dort steht, ist Oslip so etwas wie die Pop-Hauptstadt des Burgenlands. Seit den Siebzigern ist die Cselley Mühle die wichtigste Institution für alternative Kunst, Musik, Pop- und Jugendkultur im Burgenland. Jährlicher Höhepunkt im Cselley Mühle-Programm ist das C’est La Mü Fest. Im Unterschied zu den vorhin genannten Festivals spielt beim C’est La Mü neben Musik und Literatur auch Comedy immer eine wichtige Rolle.

Rites Festival Wien

Von der beschaulichen Countryside in die hektische Großstadt. In Wien gibt es schon seit Jahrzehnten eine sehr aktive New Wave, Post Rock, Punk und Goth-Szene die sich am liebsten im Viper Room in Erdberg trifft. Früher war der Viper Room unter dem Namen Monastery berühmt-berüchtigt. In dem Kellerlokal mit der steilsten Treppe der Welt veranstaltet DJ Eraserhead schon sehr Urzeiten Konzerte, Clubs und sein sehr beliebtes Rites Festival. Das Rites Festival hat es immer wieder geschafft absolute Szene-Ikonen nach Wien zu bringen, hat aber auch immer eine gute Nase für Acts, die in der Zukunft große Nummern wurden. Und weil DJ Eraserhead das Talent hat das Potenzial von MusikerInnen sehr früh zu erkennen und sie sehr selbstlos unterstützt, bleiben ihm die Bands auch stets loyal verbunden. Selbst gebrochene Beine konnten die italienische Post Punk-Band Spiritual Front 2012 nicht davon abhalten zum Rites Festival nach Erdberg zu reisen. Allerdings hatten sie die steilste Treppe der Welt vergessen...

Waves Vienna, 9.-12.09. 2021

Nach all diesen behaglichen Festivals, die ohne DIY-Zugang und Opferwille der Veranstalter*innen nicht möglich wären, werfen wir noch einen Blick auf ein größeres Festival-Kaliber, wobei auch dieses Festival auf Idealismus gebaut wurde. Seit 2011 wird in Wien jeden Herbst das Waves Vienna gefeiert. Das Waves versteht sich als sogenanntes Showcase Festival. Das bedeutet, vorrangiges Ziel des Waves ist es Menschen aus dem Musikbusiness mit den neuesten internationalen Bands und Artists in Kontakt treten zu lassen. Drei Tage lang gibt es Musikkonferenzen, Diskussionen, Preisverleihungen und natürlich eine Reihe von Konzerten. Thomas Heher ist Gründer und Festivaldirektor vom Waves Vienna und hat eine ähnliche Spürnase wie der vorhin erwähnte Eraserhead. Ein schönes Beispiel wie das Waves funktioniert ist die Waldviertlerin Oska. Die wurde letzten September beim Waves mit dem „Export Award“ versehen und der prophetische Titel des Preises traf dann auch prompt ein und nun spaziert Oska durch Spotifylisten auf der ganzen Welt.