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Weina Zhao & Pete Prison IV

Radio FM4 | Christian Pausch

Ein Verein, ein Zine & viele Geschichten: Perilla

Ein kreatives Netzwerk für als asiatisch gelesene Menschen in Österreich: Das steckt hinter dem neuen Kollektiv Perilla. Im Interview erzählen die Mitglieder Pete Prison IV und Weina Zhao von den Zielen des Vereins, dem DIY-Spirit der Zine-Kultur und köstlichen Gewürzkräutern.

Von Michaela Pichler

Ein Jahr ist es nun her, dass das Coronavirus unser aller Leben verändert hat. Gleichzeitig haben rassistische Übergriffe gegen Personen, die als asiatisch wahrgenommen werden, in ganz Europa zugenommen. In den vergangenen Wochen sind auch in den USA immer mehr antiasiatische Hate Crimes gegenüber Pensionist*innen bekannt geworden.

Gegen solchen Rassismus und für mehr Sichtbarkeit setzen sich in Österreich zum Beispiel Pete Prison IV und Weina Zhao ein. Gemeinsam mit Freundinnen und Freunden haben sie die Plattform Perilla gegründet. „Es passiert auf jeden Fall noch viel zu wenig“, meint Pete Prison IV im FM4 Interview. „Ich habe schon das Gefühl, dass sich langsam mehr tut in Österreich. Wenn Corona am Anfang negativ mit diesem Rassismus behaftet war, hatte ich dann den Eindruck, es wird ein bisschen mehr drüber geredet und ein bisschen mehr Bewusstsein geschaffen, vor allem, wenn man auf Social Media unterwegs ist.“

Pete Prison IV ist Musiker*, u.a. bei der Band BOSNA. Weina Zhao ist Filmemacherin, ihre Dokumentation „Weiyena - ein Heimatfilm“ behandelt ihre eigene Familiengeschichte. Beide gehören zu den Gründungsmitgliedern von Perilla.

Von der Gang zum Verein

Antiasiatischer Rassismus wird in Österreich noch viel zu selten offen thematisiert, es gab ihn natürlich auch schon vor der Pandemie, unsichtbar und bedrohlich. Da sind sich der Musiker* Pete Prison IV und die Filmemacherin Weina Zhao einig. Die beiden haben sich vor ziemlich genau einem Jahr im FM4 Studio kennengelernt, als sie über ihre Erfahrungen mit dem wachsenden Rassismus seit der Ausbreitung des Coronavirus gesprochen haben. Pete Prison IV wollte eigentlich eine Gang gründen.

Ich wollte immer schon eine asiatische Gang gründen, so richtig rowdyhaft hau-drauf-mäßig. Damit man auch einfach mal diesen Bruch hat von der angepassten asiatischen Person, die immer nur fleißig ist.

Gegründet wurde dann ein kreatives Netzwerk für die asiatische Community in Österreich, benannt nach einem besonderen Gewächs. „Perilla ist eine Pflanze, die im deutschsprachigen Raum am ehesten als Shiso bekannt ist. Das ist eine Kräuterpflanze, die in sehr vielen asiatischen Ländern zum Kochen verwendet wird, und sie wächst wie ein Unkraut. Sie wächst überall und ist gleichzeitig aber auch etwas total Köstliches“, erzählt Weina Zhao.

Rote und grüne Perilla-Pflanze (Achtung: Fotorechte in der Bildunterschrift)

Samantha Forsberg | 305 Seahill

Die Perilla-Pflanze ist auch als Shiso, Egoma, Kkaennip oder Sesamblatt bekannt. (Foto links: CC BY 2.0, rechts: CC BY-ND 2.0)

Die widerstandsfähige Pflanze verkümmert selbst unter den widrigsten Umständen nicht – mit diesem Gedanken hat sich der Verein Perilla gegründet. „Außerdem reimt sich Perilla auf Guerilla“, lacht Pete Prison IV. Das erste Ziel des Vereins? Ein gemeinsames Zine veröffentlichen. Zines kennt man noch aus der Punk-Kultur und der Riot-Grrrl-Bewegung, in der die selbstgemachten Zeitschriften für einen niederschwelligen Zugang gesorgt haben. DIY-Zines waren seitdem ein Ausdruck von Protestkultur, und das sind sie auch heute bei Perilla, wie Weina Zhao meint:

Allein schon unsere Geschichten, unsere Worte, unsere Texte gedruckt zu sehen, ist eine Form von Protest!

Perilla

Perilla

Bis zum 14. März 2021 kann man sich noch beim Open Call des Vereins Perilla bewerben. Gesucht werden Texte, Gedichte, Fotos, Comics, Illustrationen und mehr.

„Als nichtweiße Person in einer weißen Mehrheitsgesellschaft gibt es immer diese Schwelle, bei der man seine eigenen Lebensrealitäten nie wirklich darstellen konnte. Deswegen ist es für mich eine Art Protest, dass wir unsere eigenen Geschichten jetzt schreiben und publizieren konnten“, sagt Weina Zhao.

Open Call für das Perilla-Zine

Für das Perilla-Zine kann man sich mit Texten, Gedichten, Fotos, Comics und Illustrationen bewerben. Die erste Ausgabe steht thematisch im Zeichen des Zusammenkommens. Es soll genug Raum geben für Austausch über die unterschiedlichsten Geschichten, Lebensrealitäten und Kindheitserinnerungen. „Am allerwichtigsten ist, dass Perilla so eine Art Safe Space ist für als asiatisch gelesene Menschen, also für Menschen, die sich der asiatischen Diaspora zugehörig fühlen. Wo wir eben unsere Gedanken teilen können, ohne Angst zu haben, kritisiert zu werden oder als unglaubwürdig dargestellt zu werden. Und ohne, dass wir uns dafür erstmal erklären müssen“, so Weina Zhao über das Projekt.

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