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Der Song zum Sonntag: St. Vincent - „Pay Your Way In Pain“

Good news: Es gibt neue Musik von Annie Clark alias St. Vincent. Even better news: Das fantastische „Pay Your Way In Pain“ ist nur ein erster Vorbote zum neuen Album „Daddy’s Home“, das im Mai rauskommt.

Von Christoph Sepin

Manchmal kann die Welt nur mehr hinschauen und hinhören mit offenen Augen, Mündern und Ohren: Wenn Annie Clark mit ihrem Alias St. Vincent neue Musik veröffentlicht, dann muss man darüber nur lesen und sich das eigentlich gar nicht anhören, um zu wissen, dass das gut ist. Im Fall des neuen Tracks „Pay Your Way In Pain“ ist das alles noch besser als gut.

Musik über schwere Emotionen in der Maschinenwelt schreibt St. Vincent seit den Nullerjahren; Alben wie „St. Vincent“ aus dem Jahr 2014 oder „Masseduction“ aus 2017 bewiesen, dass Annie Clark einer der größten Rockstars der Welt ist. Kein Wunder, dass David Byrne mit ihr musizieren will („Love This Giant“ heißt die Zusammenarbeit) oder sich die verbliebenen Nirvanas wünschen, dass sie mit ihnen in der Rock and Roll Hall of Fame spielt.

Das ist also ein big deal, wenn es neue Musik von St. Vincent gibt, umso mehr wenn es sich dabei um eine Ankündigung eines ganzen Albums handelt: „Daddy’s Home“ wird die neue Platte von Annie Clark heißen, die Mitte Mai erscheint. Eine Sammlung von Geschichten aus langen Nächten in Downtown New York, so beschreibt es der Pressetext. Oder noch schöner, in Annie Clarks Worten: „Last night’s heels on the morning train. Glamour that’s been up for three days straight.“ Fantastisch.

Eine dieser Geschichten wird „Daddy’s Home“ eröffnen, das vielschichtig stolze „Pay Your Way In Pain“, ein Lied, typisch für die Zeitreisende St. Vincent: Da transportiert das Musikvideo die visuelle Körnigkeit der 70er, der Soundtrack dazu den kristallklaren Funk der Jahre drumherum. Wie so oft bei St. Vincent klingt das aber auch nach Retrofuturismus, nach Zukunftsvisionen aus der Vergangenheit, nach Robotern und verzerrten elektrischen Gitarren - oder zumindest Computern, die versuchen, solche zu imitieren.

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

„You got to“, singt Annie Clark zu Beginn des Songs und beginnt ihre Story aus dem Leben: „You got to pay your way in pain“ und „you got to pray your way in shame“. Schmerz, Scham, Beten, Hoffen, Weiterwandern am eigenen Weg. Beschönigt wird da nix, romantisiert auch nicht, sondern halt einfach beschrieben, wie sich das Menschsein manchmal anfühlt und was da alles so dazugehört. „Sit down, stand up, head down, hands up.“

Dann spaziert St. Vincent durch ihr New York und findet sich mitten in den Alltäglichkeiten wieder, die plötzlich doch irgendwie anders sind: „I went to the store, I was feeling kinda hungry but I didn’t have the money and the shelves were all empty.“ Leer, wie die Regale in den Supermärkten, als wäre gerade eine Pandemie ausgebrochen. Dann geht sie in den Park, aber auch da ist sie nicht willkommen („The mothers saw my heels and they said I wasn’t welcome“), daheim ist es sowieso schlimmer, weil alle Schlösser plötzlich ausgetauscht sind („So I went back home, I was feeling kinda queasy, but all the locks were changed and my baby wouldn’t see me“).

Die Banalität des Lebens trifft in „Pay Your Way In Pain“ in Instrumenten wie in den Lyrics auf wunderliche Seltsamkeiten: Eigentlich sollte alles so simpel sein, aber die Welt ist kompliziert und außer Kontrolle wie in diesen Träumen, die man manchmal hat. „The stove is only getting hotter“, singt St. Vincent dann über diese schwindelerregende Geschichte. „The sun is gone to melting“, wie im Surrealistenbild, das da irgendwo in einem New Yorker Appartement hängt. Dabei könnte doch alles so einfach sein, denn so wie wir sehnt sich auch Annie Clark nur nach einem: „You know what I want?“, fragt sie in die Runde. „I wanna be loved.“ Wie wir alle. Ein bisschen von dieser Liebe gibt es jetzt schon in diesem Song, mehr dann im Mai.

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