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Screenshot aus dem Computerspiel "qomp"

stuffed wombat

Der Grazer Gamedesigner stuffed wombat ist ein Ausnahmetalent

Er ist erst 25 und hat bereits über 50 kleine, teils geniale Spiele entwickelt. Viele von ihnen sind nicht mehr als witzige Kommentare, interaktive Skizzen oder übermütige Prototypen. Der Mut zum Kleinstgame zeichnet den Grazer Josh aka stuffed wombat unter anderem aus. Ein Porträt.

Von Robert Glashüttner

Man sagt, dass sich kluge Menschen vor allem durch ihre selbstkritische Haltung offenbaren. Sie machen ihr Ding, sind mehr oder weniger damit zufrieden, wollen all das aber - selbst, wenn es wirklich gut ist - am liebsten nie an die große Glocke hängen.

Der 25-jährige Grazer Gamedesigner Josh alias stuffed wombat ist so ein Mensch. Eine meiner ersten Begegnungen mit ihm war in Wien, als er bei einem Spieleentwickler*innentreffen - wohl auf viele Bitten des Veranstalters hin - über seine Arbeitsweise vorgetragen hatte. Josh war nicht demotiviert oder schüchtern, aber auch nicht allzu glücklich, im Mittelpunkt zu stehen. Präsentieren und Selbstvermarktung mag er nicht, gab er ununwunden zu. „Sachen verkaufen ist das, was ich überhaupt nicht kann“, sagt er auch im Gespräch mit FM4. Das sei aber keine künstlerische Attitüde, sondern einfach Dummheit, analysiert er trocken. Er versichert aber, dass er an dessen Abbau arbeitet.

Screenshot aus dem Computerspiel "qomp"

stuffed wombat

„Gutwhale“

Das umfangreiche Oeuvre des dicken Wombat

Josh macht seit circa sieben Jahren unmittelbare, wabernde, lustige Geschicklichkeitsspiele etwa über hungrige Würmer, gefährliche Luftsprünge, amüsante Auftritte oder Action-Abenteuer in Waldärmen.

Logo des Gamedesigners stuffed wombat

stuffed wombat

Er schätzt aber auch interaktive Kurzgedichte oder Textadventures, deren Erzählung nur aus einzelnen Wörtern bestehen.

Viele seiner Games entstehen in nur einem Tag, oft in Form von Teilnahmen an Game Jams, wo es ja immer darum geht, in möglichst kurzer Zeit eigene Spiele zu entwerfen und auch umzusetzen. Stuffed wombat arbeitet mit einer intuitiven Game-Erstellungs-Software namens construct 3 - aus Bequemlichkeit, weil ihm die technischen Skills fehlen und er Mathe nicht mag, wie er sagt. „Man muss dafür die Grammatik von Programmieren verstehen, aber man muss nicht die Vokabeln lernen.“

Sein neuestes, bislang größtes Projekt ist „qomp“, ein sowohl spielerisch als auch ästhetisch äußerst charmantes Abenteuer des bekannten „PONG“-Balls, der nicht länger hin- und hergeschlagen werden, sondern endlich die Welt entdecken möchte. So wie bei allen Games von stuffed wombat ist auch bei „qomp“ von der ersten Minute an sein unglaubliches Gespür für gute Ideen und Leveldesign bemerkbar. Um die Ecke denken steht hier an der Tagesordnung, und Überraschungen sind für die Spieler*innen allgegenwärtig. Wer vorab Vergleiche braucht: „qomp“ ist visuell, erzählerisch und spielerisch gut vergleichbar mit den Indiegames-Klassikern „Thomas Was Alone“ und „VVVVVV“.

Screenshot aus dem Computerspiel "qomp"

stuffed wombat

„qomp“

Kein unnötiger Ballast

Spielt man Games von stuffed wombat, ist man immer sofort bei der puren Idee angelangt. Es gibt wenig Drumherum, und wenn doch, dann nur, weil es sich perfekt mit dem Rest verwebt. Josh liebt es auch, seine Ideen in animierten GIFs zu verdichten. Vor allem zwischen 2017 und 2019 hat er den daraus resultierenden Dopamin-Rausch genossen, wenn er mal wieder eines seiner Gamedesign-GIFs auf Twitter gepostet und kurze Zeit später tausende Likes dafür bekommen hat.

„Wenn man es lange genugt übt, kann man in einer Stunde eine Skizze machen und sie auf Twitter posten. Und wenn das ein süßer Pikachu mit einem coolen Hut ist, dann kriegt man 10.000 Likes. Aber man wird andererseits auch niemals wirklich lernen, wie man ein Spiel fertig macht.“

Deshalb ist Josh in den letzten zwei Jahren dazu übergegangen, seine Projekte bewusst etwas länger und etwas umfangreicher als bisher zu gestalten. Obwohl er immer „was Ideen betrifft, eher am Ertrinken als am Verdursten“ ist, wie er zugibt.

Screenshot aus dem Computerspiel "up in the sky"

stuffed wombat

„up in the sky“

Länger, aber nicht zu lange

Weil stuffed wombat aber weiterhin - obwohl international mit der Indiegames-Szene gut vernetzt - größtenteils eine One-Man-Show ist, möchte er auch künftig nicht allzu weit übers Ziel hinausschießen. Sein Steckenpferd bleiben kurze Games, die eine Idee, ein Prinzip, eine Technik perfekt in Szene setzen und damit spielen. Unabhängig von seiner eigenen Arbeit gibt er oft und gerne Plädoyers für kürzere Games ab - auf seiner eigenen Website, aber auch im Gespräch mit FM4:

„Zeitgenössische kommerzielle Computerspiele müssen eine gewisse Länge erreichen, damit die Konsumenten glücklich sind. Diese Richtung finde ich sehr langweilig. Es werden kaum Risiken eingegangen und die Kreativität bleibt auf der Strecke. Darüber hinaus gibt es die Crunch-Kultur, weil ein ‚Red Dead Redemption‘ 400 Stunden Content liefern soll - und danach 400 gebrochene Rücken auf seinem Gewissen hat. Der positive Effekt von kurzen Spielen ist, dass auch ganz kleine Teams sie machen können. Wenn Konsumenten es mehr akzeptieren, dass Spiele auch mal zwei, drei Stunden dauern und dann vorbei sind, können mehr dieser Teams überleben und viel größere kreativere Risiken eingehen, was dann zu mehr interessanteren Games führen würde.“

Screenshot aus dem Computerspiel "Ord."

stuffed wombat

„Ord.“

Eines ist klar: Solange Josh aka stuffed wombat gut genug von seinen Werken leben kann und dabei die selbe Freude am Gestalten hat wie in den vergangenen Jahren, werden wir uns weiterhin an seinen kuriosen und unkonventionellen Games laben können.

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