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Lena Schilling

Kristina Holl

Women in Protest: Wer ist Lena Schilling?

Egal ob beim Klimaprotest, der Demo gegen die Abschiebung von Schüler*innen oder der Kundgebung gegen die UG-Novelle – Lena Schilling ist mit dabei. Die 20-Jährige ist die vielleicht politisch aktivste junge Frau des Landes.

Von Ambra Schuster

Der Aktivismus wurde Lena Schilling in die Wiege gelegt. Mit gerade mal vier Jahren nahmen sie ihre Eltern mit auf ihre erste Demo, damals für eine bessere Migrationspolitik. Schillings Mutter arbeitet als Sozialarbeiterin in Wien, 2015 übernahm sie die Leitung eines Flüchtlingshauses. „Ich bin politisch aufgewachsen und habe diesen Gerechtigkeitsgedanken von meiner Mama tief in mir drinnen“, sagt Lena Schilling.

Lena Schilling ist in Wien Meidling geboren. Nach der Matura am Kunstzweig der HBLA Herbststraße studiert sie derzeit im ersten Jahr Politikwissenschaften in Wien. Zu Nicht-Corona-Zeiten ist Lena Schilling auch Tanzlehrerin.

Als Schülerin ging sie dann selbstständig auf die Straße, etwa gegen die Zentralmatura. Ihr erstes Referat hielt sie über die Polit-Ikone Rosa Luxemburg. Sie ist neben der Sozialistin Clara Zetkin und Schillings Mutter ihr großes Vorbild. Ihre Abschlussarbeit an der Schule schrieb Lena Schilling über Frauenproteste in Indien.

Gründerin des Jugendrats

Lena Schilling macht sich für eine bessere Asylpolitik, Frauenrechte, Bildungspolitik und allen voran das Klima stark. Seit zwei Jahren ist sie aktives Mitglied von Fridays for Future und hat allein in dieser Zeit schon über 30 Demos angemeldet und mitorganisiert. Außerdem ist sie gemeinsam mit Veronika Bohrn Mena Sprecherin der „Initiative Lieferkettengesetz Österreich“. Lena Schilling ist inzwischen gut vernetzt. Noch näher an Parteipolitik oder sich gar einer politischen Partei anzuschließen, kann sie sich derzeit aber nicht vorstellen. Zu groß sei der Verlust an Idealen.

“Ich habe kaum mehr Freunde, die nicht im politischen Umfeld aktiv sind.“

Auch Lena Schillings Umfeld leistet mit ihr gemeinsam politische Arbeit. Aus der Fridays for Future Bewegung und zahlreichen Schüler*innen-Komitees heraus gründete sie letztes Jahr den Wiener Jugendrat. Ihr Plan dahinter ist, eine starke Jugendbewegung aufzubauen, die in der Lage ist, „Themenkonjunktur mitzubestimmen“ und in einer sehr alten Durchschnittsbevölkerung trotzdem die eigene „Zukunft aktiv mitgestalten“ zu können. Eine konkrete Forderung des Jugendrats ist ein Mitbestimmungsrecht beim Lehrplan. Bildung sei essenziell, um alle anderen Themen wie Klima, Migration und Feminismus vermitteln zu können.

Am 19. März findet der nächste weltweite Klimastreik statt.

Vollzeitaktivistin

Viel Zeit für ihr Politikwissenschafts-Studium bleibt Lena Schilling nicht. Politischer Aktivismus ist vor allem auch mit viel mühsamer Arbeit verbunden, auf der Straße stehen sei der kleinste Teil davon. Rund 50 bis 60 Stunden pro Woche engagiert sich Lena Schilling für ihre politischen Anliegen, eine Abgrenzung falle schwer: „Ich glaube es geht allen Aktivist*innen so: Man darf sich nicht überarbeiten aber man kämpft ja natürlich immer für etwas, das einem extrem wichtig ist. Deshalb gibt es auch die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben nicht. Das Politische ist privat in jedem Sinne.“

„Ich spüre diese Ungerechtigkeit so tief in mir drinnen, ich kann gar nicht anders als aktiv zu werden."

Von unmittelbarem Erfolg wird politischer Aktivismus selten belohnt. Das Gefühl von Frust und Ohnmacht kennt Lena Schilling gut. Aber: „Das Einzige was man gegen Ohnmacht machen kann, ist sich Macht schaffen und Druck ausüben.“ Man müsse beginnen, die kleinen Kämpfe wieder zu gewinnen. Zentral auf Demos seien gewisse Selbstermächtigungsmomente, in denen man tatsächlich das Gefühl hat, etwas ändern zu können. „Das ist für mich das Allerschönste, wenn junge Menschen politisch aktiv werden und solche Selbstermächtigungsmomente haben.“

Utopie als Antrieb

„Ich will nicht glauben, dass Systeme so ausschauen müssen. Ich will nicht glauben, dass Menschen systemisch ausgebeutet werden. Ich will nicht glauben, dass wir die Klimakrise nicht mehr kitten könne. Und wenn ich’s glauben würde, dann könnte ich damit nicht umgehen.“, sagt Lena Schilling. Ihr Antrieb sei der Glaube an die Utopie und eine Welt, in der wir uns die Grausamkeiten, die wir jetzt jeden Tag sehen, nicht mehr vorstellen können.

Einfach mal nichts tun, fällt Lena Schilling schwer: „Aktivismus bedeutet, das Weltgeschehen zu beobachten und aufzustehen wenn Unrecht passiert. Und es passiert leider sehr sehr viel Unrecht.“

FM4 Auf Laut: Women in Protest

Seit Jahren wird deutlich, dass Frauen in Protestbewegungen immer öfter ihren Platz in der ersten Reihe einnehmen. Nicht nur für klassische Frauenrechte gehen sie auf die Barrikaden. Auf unterschiedlichsten Gebieten scheinen Frauen mehr und mehr den politischen Wandel voranzutreiben. Was motiviert Frauen dazu? Wie sehen sie ihre Rolle innerhalb ihrer Protestbewegung? Und wer sind ihre Vorbilder? Claudia Unterweger spricht mit Klimaaktivistin Lena Schilling von Fridays for Future, Omas gegen Rechts und Gina Disobey, der Gewinnerin des Protestsongcontests, am Dienstag, 9.3., ab 21:00 in FM4 Auf Laut.

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