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Der Maler und Regisseur Peter Patzak am 23. Februar 2012, während eines Interviews mit der APA in Klosterneuburg

APA / HERBERT NEUBAUER

fm4 doppelzimmer

Filmemacher Peter Patzak im FM4 Doppelzimmer

Der österreichische Filmregisseur, Maler und Autor Peter Patzak ist gestorben. Wir haben aus diesem Anlass ein FM4 Doppelzimmer aus dem Jahr 2010 aus dem Archiv geholt und an dieser Stelle neu veröffentlicht.

Wien (APA) - Der österreichische Künstler, Autor und Regisseur Peter Patzak, der nicht zuletzt mit der Krimiserie „Kottan ermittelt“ Kultstatus erreichte, ist tot. Das bestätigten Freunde der Familie gegenüber der APA. Er verstarb am gestrigen Donnerstag im Alter von 76 Jahren im Krankenhaus von Krems, wie die „Kronen Zeitung“ berichtet.

Wir haben aus diesem Anlass das FM4 Doppelzimmer mit Peter Patzak aus dem Archiv geholt.

Von Elisabeth Scharang

Dieser Text und das Gespräch erschienen ursprünglich am 1. November 2010

Es klingt nahezu absurd, wenn ich sage: Ich habe Peter Patzak entdeckt. Es entspricht aber den Tatsachen: Ich habe ihn für mich entdeckt. Als Kind war ich, gut aufgehoben in der Mehrheit der Fernsehzuschauer, ein großer Fan des Fernsehkommissars Kottan; dass Peter Patzaks Handschrift unter diesem Machwerk stand, kümmerte mich damals wenig. Als die Zeit kam, in der ich mich für filmische Unterschriften zu interessierten begann, stürmte ich geradewegs am gesamten Werk Patzaks vorbei zu den Cohen Brüdern, zu Tarantino oder Isabel Croixet. Auch in Diskussionen über österreichisches Gegenwartskino kam der Name Patzak kaum noch vor, ist er doch so gut wie ganz zum Fernsehen abgewandert.

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In der Vorbereitung für das Gespräch mit dem Regisseur habe ich mich kapitelweise durch seine Arbeitsphasen gelesen. Karin Moser und Andreas Ungerböck haben im vergangenen Jahr im Auftrag des Filmarchiv Austria einen 450 Seiten starken Wälzer über Peter Patzak herausgebracht und mit einem Vorwort von Martin Scorsese gleich mal klar gemacht, dass es sich hierbei nicht um das mildtätige Geburtstagsgeschenk an einen altgedienten Regisseur handelt.

Patzak dreht seinen ersten Spielfilm 1973. Er dreht in englischer Sprache und mit internationalen SchauspielerInnen, die er von seinem Projekt überzeugen kann.

„Situation“ ist in über 26 Länder verkauft worden. Patzak erzählt über das nicht vorhandene Filmland Österreich zu dieser Zeit und dass die schönen Erfolge österreichischer Filme der letzten Jahre im Ausland auch auf der vielen Laufarbeit seiner Generation basieren. Einer Zeit, in der man außerhalb unserer Grenzen als österreichischer Regisseur hartnäckig als „director from Australia“ angesprochen wurde: „Wir haben als österreichische Filmemacher damals ein Feld behauen, das aus purem Stein war. Deshalb schmerzt es natürlich schon, wenn man heute als alt und verbraucht in ein Kastl gestellt wird. Moritz Bleibtreu stand das erste Mal in einem meiner Filme vor der Kamera. Ein paar Jahre später wollte er nicht mehr mit mir arbeiten, weil ich ihm als Regisseur zu alt war.“

Vor ein paar Wochen, genauer gesagt am Tag der Wien-Wahl, sitze ich mit zehn anderen Menschen in einer Nachmittagsvorstellung von „Kassbach“. Das Porträt eines Wiener Gemüsehändlers. Entstehungsjahr 1979. Am liebsten hätte ich mitten ins Kino gekotzt. Kassbachs Alltagsfaschismus, seine dumpfe Ausländerfeindlichkeit, sein plumper Sexismus, seine Sprachlosigkeit gegenüber seinem Sohn und die Hilflosigkeit gegenüber seiner Frau - es ist die Ordnungswut der Kleinbürger, die Patzak in diesem Spielfilm auf die Spitze getrieben hat. „Emotion, die ohne Denken nur auf Treten aus ist.“ (Patzak) Ein ruhiger, genauer Film, der seinen Figuren gnadenlos ins Gesicht schaut und ihnen Platz gibt.

Zum Nachlesen:
Peter Patzak - Filmemacher, Autor, Maler. Hg. Karin Moser/Andreas Ungerböck, Verlag Filmarchiv Austria 2009

Ich verstehe, dass der Film im Ausland gut gelaufen ist, dass er auf Festivals ein Stammgast war. Als ich das Kino verlasse, sind die ersten Wahlergebnisse da. Die FPÖ erzielt über 25%.

Alles beim Alten. Auch Kottan kommt wieder zurück. Diesmal auf die Leinwand. Anfang Dezember startet Patzaks Film in den österreichischen Kinos. Aber ich empfehle außerdem den Griff in den DVD-Schrank; entdeckt die alten Patzak-Filme. Eine Schatzkiste. Den einen oder anderen schimmlig gewordenen Käfer kann man ja entsorgen, aber der Rest glänzt.

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