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Roosevelt

Joseph Strauch

Roosevelt im FM4 Gästezimmer

Marius Lauber aka Roosevelt stellt uns im FM4 Gästezimmer sein musikalisches Netzwerk vor und spielt streichelweiche bis tanzbare Lieblingssongs.

Von Daniela Derntl

Roosevelt "Polydans" Cover

City Slang

„Polydans“ von Roosevelt ist am 26.02.2021 bei City Slang erschienen

Das Licht ist aus, die Musik ist immer noch da. Der Kölner Produzent und DJ Marius Lauber setzt den seit einem Jahr verwaisten Clubs ein Denkmal mit seiner Ein-Mann-Band Roosevelt. Das vor kurzem erschienene Album Nummer Drei, „Polydans“ ist eine Ode an den Dancefloor: „Jeder Song fühlt sich an wie eine andere Perspektive auf Dance-Music“, erzählt der 30-jährige Multi-Instrumentalist im Interview, der auch dieses Mal wieder alle Songs in Eigenregie eingespielt und aufgenommen hat.

Dabei hat er sich an seine Anfangstage zurückerinnert, und an sein gefeiertes, gleichnamiges Debüt-Album, das 2016 auf dem Londoner Label Greco Roman erschienen ist: „Ich hab das Produzieren nicht gelernt in einer Schule oder Uni, deshalb hatte ich ziemlich unorthodoxe Produktionsansätze. Das sind Sachen, von denen man irgendwann versucht wegzugehen, weil man ja auch versucht, besser zu werden, oder mehr so den richtigen Weg lernt. Und auf dieser Platte bin ich wieder total oft zurückgegangen zu Produktionstechniken, die ich ganz am Anfang benutzt habe. Deswegen bin ich wieder zu dem Sound zurückgekommen, der das Projekt gestartet hat.“

Nach „Young Romance“, dem 2018 erschienen Ausflug ins klassische Songwriting, kehrt Roosevelt auf „Polydans“ wieder zur Clubmusik zurück. Das Album versammelt zehn unbeschwerte Synthie-Pop-Songs, die an verschiedenen Epochen und Stilen der Dance-Music mal mehr, mal weniger gelungen anstreifen: Man hört Space-Disco-Referenzen, Retro-Funk, energetischen Dance-Punk, seichten Yacht Rock, unterkühlten Techno, melancholischen Bedroompop - sowie an Daft Punk angelehnten French House samt Nile-Rodgers-Gedächtnisgitarre. Im FM4 Gästezimmer präsentiert Roosevelt zehn Songs, die ihn während der Albumproduktion im Vorjahr begleitet haben:

Bullion – We Had A Good Time

„Der erste Song ist von Bullion, ein Londoner Produzent, den mir letztens der Philipp von Von Spar – auch eine Kölner Band – gezeigt hat, und seitdem ist das ein Künstler, den ich sehr oft höre.“

Hatchie – Sure

“Hatchie ist eine Sängerin aus Australien, und macht einen Sound, der mich sehr an Cocteau Twins erinnert. Ich hab sie tatsächlich in einer Dream-Pop-Algorithmus-Playlist eines großen Streaming-Anbieters gefunden. Ich glaube, in Australien ist sie schon echt ein Mega-Star. Hier haben erst wenige von ihr gehört.“

Adeline – Whisper My Name

“Als nächstes habe ich eine Künstlerin aus Brooklyn in New York ausgesucht. Adeline hat tatsächlich denselben Schlagzeuger wie ich bei meinen Touren in Amerika, und daher habe ich sie auch kennen gelernt. Jetzt bringt sie viele Songs allein raus. Sie ist eine Wahnsinns-Bassistin, und singt und spielt Bass gleichzeitig, und jeder der Bass spielt, oder jeder der singt, weiß wie schwer das ist, den Groove gerade in so einer souligen Musik zu halten, und dabei zu singen. Das ist schon der Wahnsinn! Der Song heißt „Whisper My Name“.“

Kev Koko – 1st of July

“Kev Koko ist ein Freund von mir aus Berlin, ein Produzent, der lange in der Techno-Szene unterwegs war. Jeder der seinen Instagram-Account gesehen hat, der weiß, dass er der nächste Popstar wird. Er ist eine ganz interessante Persönlichkeit, und bringt zum Glück jetzt seine ersten Songs raus. Ich glaube, dass es ziemlich groß wird. Es erinnert mich ein bisschen an Outkast, es ist ein sehr interessanter Produktionsstil. Der Song, den ich mitgebracht habe, heißt „1st of July“ von Kev Koko.“

Romy – Lifetime

“Den nächsten Song kennt ihr bestimmt, das ist der erste Solo-Track von Romy, der Sängerin von The xx. Der Track hat mich letztes Jahr ziemlich begleitet. Romy macht viele Sessions und schreibt auch immer mehr Songs. Beim Dua-Lipa-Album hat sie zum Beispiel mitgewirkt und ich finde es sehr interessant, wie sie ihren Stil, der sich bei The xx entwickelt hat, jetzt in den Pop-Mainstream bringt. Ich finde das sehr interessant, wenn man so einen sehr individuellen Stil in anderen Songs wiederfindet, und wen man beim Dua-Lipa-Album mal in die Credits schaut, dann kommt es mir so vor, als ob man es merken würde, wenn Romy da mitgeschrieben hat, denn sie hat einen sehr eigenen Stil zu schreiben. Ihr erster, eigener Song kam letztes Jahr raus, der hieß „Lifetime“, und das ist für mich ein sehr nostalgischer 90er-Jahre-House-Track, der mich letztes Jahr begleitet hat, als ich meine neue Platte gemacht habe.“

Rose Rose – Sugar Hill

“Jetzt kommen wir zu einem Produzenten-Duo aus Paris. Es sind beide Franzosen. Ich habe sie über eine Instagram-Story von einer Freundin gefunden, und war sehr überrascht, wie wenig Click-Zahlen das online hat, weil für mich klang das wie der nächste große Disco-Hit. Ich arbeite jetzt auch mit denen zusammen. Wir arbeiten an neuen Stücken, und schauen einfach ein bisschen, was passiert. Ich produziere ein paar Sachen für sie, und deshalb war es mir sehr wichtig, sie mit auf die Playlist zu nehmen. Das Projekt heißt Rose Rose, und der Song heißt „Sugar Hill“. Es erinnert mich sehr an sowohl neuere Sachen wie Parcels, oder Daft Punk, aber es hat auch sehr viel von 70s-Yacht-Rock und Soft-Rock-Einflüssen. Viel, was auf den „Too Slow To Disco“-Compilations drauf ist, die ich auch sehr mag. Ein Wahnsinns-Song! „Sugar Hill“ von Rose Rose.“

Laurel – Best I Ever Had

“Wir machen weiter mit einer Künstlerin, die Chrome Sparks produziert: Laurel klingt wie einen Achtziger Jahre Pop-Produktion, sehr viel Herz-Schmerz, ein großer, großer Pop-Song namens „Best I Ever Had“ von Laurel.“

M. Byrd – Mountain

“Wir kommen zu einem Künstler aus Hamburg, den ich über gemeinsame Freunde kennengelernt habe. Er spielt schon länger Bass in der Live-Band von Ilgen Nur. Der Gute heißt Max, sein Künstler-Name ist M. Byrd. Ich habe mich sofort in die Musik von Max verliebt. Sein erster Song, den ich jetzt auch ausgesucht habe, heißt „Mountain“, ist online und auf allen Streaming-Diensten sehr gut angekommen, und erinnert mich sehr an War On Drugs oder Kurt Vile. Alles an dem Song ist perfekt produziert, ein wahnsinnig guter Rock-Song von M. Byrd namens „Mountain“.“

Boston Bun – Missing You

“Der nächste Künstler heißt Boston Bun. Den habe ich kennengelernt oder zumindest von ihm mitbekommen, weil wir mal zusammen aufgelegt haben in den USA. Ich weiß gar nicht mehr, in welcher Stadt das war. Er war irgendwann nach mir dran, aber ich hab ihn auf dem Line Up gesehen, und mir die Musik später angehört, und auch ein bisschen was von seinem Set mitbekommen. Es gibt nicht oft aktuelle House-Produzenten, die ich direkt gut finde. Denn gerade bei House und Techno höre ich dann doch eher Sachen von vor 15, 20 Jahren, und bleibe oft bei den Classics. Boston Bun hat’s irgendwie geschafft, so einen Sound zu machen, der irgendwie moderner ist, als was ich sonst in diesem Genre so höre. Es ist eine sehr moderne, elektronische House-Produktion, aber irgendetwas hat dieser Song, was sehr nostalgisch ist, und was mich sehr angesprochen hat. Eine Melancholie in so einem House-Dancefloor-Song, der schon sehr nach vorne geht. Der Song heißt „Missing You“ von Boston Bun.“

Tirzah – Holding On

“Der letzte Song kommt von einer Künstlerin aus London, die auf demselben Label aus London Sachen rausgebracht hat – nämlich Greco Roman, auf dem ich auch bin. Da habe ich sie ein bisschen verfolgt und ihre ersten Releases gesehen. Es geht um Tirzah, die mittlerweile auch international gefeiert wird, so wie ich das mitkriege. Und der Song, den ich ausgesucht habe, ist, glaube ich, zwei bis drei Jahre alt, aber immer noch auf vielen meiner Playlists. Es ist ein Song, auf den ich immer wieder zurück komme, weil er sehr, sehr understated produziert ist. Es ist, glaube ich, nur eine Drum-Machine, ein paar Synthie-Akkorde, und ihre Stimme. Trotzdem erzeugt der Song „Holding On“ eine Fülle in der Produktion. Danke fürs Zuhören! Macht’s gut!“

Roosevelt im FM4 Gästezimmer

Bullion We Had A Good Time
Hatchie Sure
Adeline Whisper My Name
Kev Koko 1st of July
Romy Lifetime
Rose Rose Sugar Hill
Laurel Best I Ever Had
M Byrd Mountain
Boston Bun Missing You
Tirzah Holding On

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