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So geht safe(r) Sex im Internet

Cybersex ist mittlerweile gängige Praxis. Viele vergessen dabei allerdings auf digitale Sicherheit und den Schutz ihrer Privatsphäre.

Von Ambra Schuster

Wir suchen nicht nur die Liebe im Internet, wir machen auch Liebe im Internet. Cybersex ist längst nicht mehr nur was für Leute in Fernbeziehungen. In Zeiten der Pandemie und des Social Distancings hat sich das Sexleben von vielen ins Internet verlagert. Laut einer aktuellen, nicht repräsentativen Studie der Sigmund-Freud-Universität hat im zweiten Lockdown ein Viertel aller Befragten seine Sexualität auch digital ausgelebt.

Hier haben wir die Ergebnisse der Studie Initmität, Sexualität und Solidarität während der Covid-19-Pandemie zusammengefasst."

Am häufigsten wurden dabei sexuelle Nachrichten, Nacktfotos und -videos verschickt. Auch Telefonsex ist hoch im Kurs, Sex via Webcam dagegen weniger. Ein Fünftel hat beim Cybersex wiederum nicht auf digitale Sicherheit und den eigenen Datenschutz geachtet. Die Studienautorin, Soziologin und Sexualpädagogin Barbara Rothmüller nahm das als Anlass, einen Safe(r) Cybersex Guide zu erstellen. Denn - welche Folgen intime Bilder in falschen Händen haben können, wissen wir aber alle.

Stay anonymous

Was einmal online ist, bleibt online. Am besten schützt man sich deshalb, indem man auf intimen Bildern und Videos gar nicht erst wiedererkannt werden kann. Indem man zum Beispiel das Gesicht oder auch andere körperliche Merkmale wie Piercings, Tattoos, Muttermale und die Frisur nicht zeigt. Alternativ kann man sich auch verkleiden.

Ganz generell hinterlässt man beim Cybersex im Idealfall keine Spuren, die im Nachhinein auf einen zurückgeführt werden können. Der Name und Aufenthaltsort sollten geheim bleiben, auch der Hintergrund von Aufnahmen sollte möglichst neutral sein. Eine anonyme E-Mail-Adresse und das Löschen der Metadaten bei intimen Aufnahmen helfen dabei. Ein Anti-Viren-Programm und Plattformen mit End-to-End Verschlüsselung schützen zusätzlich.

Wir haben hier WhatsApp-Alternativen unter die Lupe genommen.

Für Online-Sex sollte man außerdem nicht die gleichen Messenger verwenden wie für die Familie, Freunde oder Arbeitskolleg*innen. Und auch gut zu wissen: Facebook und WhatsApp löschen manchmal Accounts, von denen dirty Nachrichten verschickt werden. Fragen, die man sich vorab noch stellen sollte wären: Wer hat noch Zugriff auf das genutzte Gerät, Ordner mit intimen Bildern und mögliche Chats? Kann man diese verschlüsseln? Und werden Fotos und Videos automatisch in einer Cloud gespeichert? Smartphones sind generell schwerer zu hacken als Laptops.

Vertrauen reicht nicht

Laut Barbara Rothmüller würden sich viele der Befragten auch schützen, indem sie nur Cybersex mit Personen haben, die sie persönlich kennen und denen sie vertrauen. Vorab mit dem Gegenüber Grenzen und Bedingungen festzulegen, sei prinzipiell sinnvoll. Generell gilt wie bei allen sexuellen Handlungen auch nur das zu tun, wobei man sich wohlfühlt. Nur das Vertrauen allein reicht am Ende aber oft nicht aus, sagt Barbara Rothmüller: „Man muss sich überlegen: Wer ist die Person mit der ich das mache? Gibt es da ein tragfähiges Vertrauensverhältnis? Und was wäre, wenn sich dieses Verhältnis ändert? Bin ich dann immer noch sicher, dass das Material in sicheren Händen ist? Oder habe ich Zweifel daran?“

„Man muss sich überlegen: Wer ist die Person mit der ich das mache? Gibt es da ein tragfähiges Vertrauensverhältnis? Und was wäre, wenn sich dieses Verhältnis ändert?“

Gerade nach Trennungen und in Freundeskreisen wird immer wieder intimes Bildmaterial weitergeleitet. Problematisch wird das dann, wenn sich Menschen damit überhöhen oder das Material für Mobbing instrumentalisiert wird. Ganz abgesehen davon macht sich die Person, die es weiterleitet, aber auch strafbar. Sexuelles Bildmaterial darf nicht ohne Einverständnis der abgebildeten Person verschickt werden. Es geht ums Recht am eigenen Bild.

Die moralische Verantwortung liege in jedem Fall bei den weiterleitenden Personen, die das Vertrauen und gleichzeitig rechtliche Regeln brechen, sagt Barbara Rothmüller: „Es darf hier keine Umkehr geben. Menschen, die sexuelles Bildmaterial im Einverständnis weitergeben haben nicht etwas Dummes gemacht, nur weil sie selbstbestimmt und lustvoll ihre Sexualität mit digitalen Medien leben“.

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