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Mundaun

Hidden Fields

Game

Schweizer Alm-Horror in Sepiatönen

Das atemberaubend atmosphärische First-Person-Abenteuer „Mundaun“ ist ein surreales Gruselmärchen als Games-Kunstwerk.

Von Rainer Sigl

Ein riesiger Berggipfel, der aus einem Wolkenmeer herausragt, steile Wiesen voller Heu und herumlaufenden Ziegen, karge Hütten aus Stein und Holz - und alles in vergilbten Sepiatönen, wie auf uralten Fotografien. Das Erste, was einem bei diesem Spiel ins Auge fällt, ist sein Look. Das First-Person-Abenteuer „Mundaun“ ist vom höchsten Berg bis zum letzten Grashalm mit Bleistift von Hand gezeichnet, eine fast übermenschliche Aufgabe für seinen Entwickler Michel Ziegler.

Der Schweizer hat alle Texturen, Gebäude und Figuren in sechseinhalb Jahren großteils einsamer Handarbeit zum virtuellen Leben erweckt, inspiriert von Orten seiner Kindheit, alten Fotografien - und dem Schrecken der Alpensagen und -märchen, in denen es schon immer sehr düster zugeht.

Düstere Heimat

Schauplatz des Spiels ist das verlassene kleine Dorf Mundaun im Schweizer Kanton Graubünden hoch oben am Berg, und der Grund warum ich hier aus dem klapprigen Bus steige, ist traurig: Mein Großvater ist gestorben, und ich komme an diesen Ort meiner Kindheit zurück, um Abschied zu nehmen. Schnell zeigt sich allerdings, dass etwas Unheimliches im Gange ist und der idyllische Ort ein finsteres Geheimnis birgt.

„Mundaun“, entwickelt von Hidden Fields und vertrieben von MWM Interactive, ist für Windows, Mac, PS4, PS5, Xbox One und Series X/S erschienen. Die Switch-Version soll in Kürze folgen.

Wenn in „Mundaun“ gesprochen wird, verstehe ich zumindest kaum ein Wort, denn das ganze Spiel ist in der Minderheitensprache Rätoromanisch vertont - vermutlich das allererste Mal, dass diese Sprache in einem Videospiel zu hören ist. Gemeinsam mit der Grafik und der oft sakralen Musik, die aus allerlei Radios scheppert, ergibt das eine sehr eigene Atmosphäre, die vom rustikal Alltäglichen schnell ins Unheimliche kippt. Dass ein abgetrennter Ziegenkopf zu mir spricht, ist dabei noch fast die kleinste Seltsamkeit.

In den knapp sieben Stunden Spielzeit entfaltet sich eine spannende Geschichte irgendwo zwischen Gruselmärchen und surrealem Horror, die ganz ohne Splatter und billige Schockeffekte auskommt.

Mundaun

Hidden Fields

Rätseln, Schleichen, Schlittenfahren

„Mundaun“ lebt von seiner Atmosphäre und seinem einzigartigen Stil, spielerisch ist es zwar recht klassisch und linear, aber dennoch überraschend abwechslungsreich geraten.

Es gibt viel Rätselkost und einiges zu erkunden, aber auch Gegner, vor denen man auf der Hut sein muss und sogar eine rasante Schlittenfahrt. Nach etwas behäbigem Start nimmt die unheimliche Geschichte auch bis zum Finale gehörig Fahrt auf und lässt mir sogar die Wahl zwischen mehreren wichtigen Entscheidungen. Die Hauptattraktion ist aber zweifellos seine Präsentation: So einige der Bilder, die Michel Ziegler aus seinem Kopf auf den Bildschirm gebracht hat, vergisst man garantiert nicht so schnell.

Wer außergewöhnliche Grafik und originelle Horrorspiele mag, darf diese Bergtour nicht verpassen - „Mundaun“ ist ein beeindruckendes Games-Kunstwerk geworden.


„Mundaun“ in der FM4 Spielekammerl-Show

Heute, am 18. März, spielen Robert Glashüttner und Chris Stipkovits in der dieswöchigen FM4 Spielekammerl-Show „Mundaun“ und später das psychologische Deckbuilding-Game „Neurodeck“. Außerdem feiern wir vier Jahre Kammerlshow! Seht zu, feiert und chattet mit.

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