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Rettet die Nachtkultur: Die Innsbruck Club Commission macht einen #TagderoffenenClubs

Seit über einem Jahr steht das Nachtleben in Österreich still. Die Innsbruck Club Commission veranstaltet deshalb den „Tag der offenen Clubs“. Vorsitzender Frederik Lordick erzählt, wie genau dieser Tag ausschauen wird und spricht über Maßnahmen und Forderungen, um das drohende Clubsterben zu verhindern.

Von Alica Ouschan

Gestern hat die Innsbruck Club Commission im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz über aktuelle Verhandlungen mit Entscheidungsträger*innen und Politik informiert und ihre Forderungen präsentiert, sowie Infos zum #TagderoffenenClubs verkündet, der am Samstag in Innsbruck stattfinden wird. Der Vorsitzende der Club Commission, Frederik Lordick sagt, dass einerseits das Interesse seitens der Öffentlichkeit, die Tiroler Clubszene am Leben zu erhalten, so groß sei wie noch nie, dass die Situation für viele Nachtkulturbetriebe in den letzten Monaten aber gleichzeitig immer brenzliger geworden ist.

„Die Fördermittel, die zur Bewältigung der Corona Pandemie bereitgestellt wurden, sind nicht ausreichend“, sagt Frederik Lordick. „Betreiber und Organisationen bleiben auf Kosten sitzen, die nach einem Jahr Schließung einfach wehtun und dafür sorgen, dass die Leute aufgeben. Und wir sehen das in Innsbruck jetzt schon, dass viele Betriebe schließen oder versuchen, das Lokal weiterzugeben. Wenn wir diese Spielstätten verlieren, verlieren wir Plätze, wo Künstler auftreten können, wo sie ihre Musik präsentieren können. Und dadurch verlieren wir Arbeitsplätze, es leidet die Wirtschaft, wir verlieren den Tourismusstandort und wir verlieren kulturelle Diversität. Und das gilt es eindeutig zu vermeiden.“

Die Clubkultur steht auf dem Spiel

Von 29 Nachtkulturbetrieben in Innsbruck stehen aktuell bereits fünf vor der endgültigen Schließung - die finanziellen Förderungen reichen nicht mehr aus. Allein am Nachtleben der Tiroler Landeshauptstadt hängen etwa 700 Arbeitsplätze. Grob geschätzt konnten nur 10% der Beschäftigten letztes Jahr in Kurzarbeit gehen, der Rest wurde gekündigt. Je länger die Situation für die Clubs und Konzertlocations unverändert bleibt, desto schwieriger wird es für sie, sich noch länger über Wasser zu halten. Ursache für die schwindenden Hilfsgelder sei vor allem die mangelnde Anerkennung des Nachtlebens als wichtiger Bestandteil der heimischen Kulturszene, sagt Frederik Lordick.

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„Deswegen wollen wir auch, dass Clubkultur im Kulturbegriff anerkannt wird. Das sorgt dafür, dass man mehr Spielstätten hat und, dass die Spielstätten länger existieren können, weil sie gefördert werden.“

Club Commissions und Night Councils gibt es mittlerweile weltweit in über 50 Städten. Sie sehen es als ihre Aufgabe, die Interessen der Betriebe der Nachtkultur einzuholen und nach außen hin zu vertreten. Die Innsbruck Club Commission als Interessensvertretung für die lokale Clubkultur besteht seit 2018. Zu ihrem Aufgabenbereich zählt unter anderem auch das Ausverhandeln von Lösungskonzepten mit Entscheidungsträger*innen und Politik.

Die Innsbruck Club Commission fordert von Stadt, Land und WKO, dass sie sich im nächsten Monat gemeinsam an einen Tisch setzen, um langfristige Lösungen und zusätzliche Fördermittel zu beschließen. Vor allem aber wünscht sich die Innsbruck Club Commission eine öffentliche Willensbekundung und das Commitment seitens der Entscheidungsträger*innen, dem Tiroler Nachtleben optimistische Zukunftsperspektiven zu ermöglichen.

Nach der Krise ist vor der Krise

Denn selbst wenn sie bald wieder öffnen dürften, wären die Überlebenschancen von vielen Locations, die aktuell kurz vor einem Insolvenzverfahren stehen, oder bereits mittendrin sind, gering. Laut Ergebnissen der EU-weiten Studie „Rebuilding Europe: The cultural and creative economy before and after the COVID-19 crisis​“ sind nämlich nur 27% der Leute dazu bereit, Clubs und Konzerte gleich nach ihrer Öffnung wieder zu besuchen. Für knapp drei Viertel der Befragten ist das erst Monate oder Jahre nach Ende der Corona Krise oder überhaupt nie wieder vorstellbar: „Das bedeutet, grob geschätzt, zum Zeitpunkt der Öffnung einen Umsatzverlust von 50%“, prognostiziert die Club Commission.

Grafik Studie "Rebuilding Europe: The cultural and creative economy before and after the COVID-19 crisis​"

Rebuilding Europe: The cultural and creative economy before and after the COVID-19 crisis​

Es kristallisiert sich also klar heraus, dass es den Nachtkulturbetrieben und auch der Innsbruck Club Commission aktuell nicht unbedingt darum geht, dass die Clubs möglichst bald wieder öffnen können, sondern, dass sie bis dahin am Leben erhalten werden. Welche Unterstützung sie erwarten können, wenn sie nach der Krise mit wesentlich geringeren Besucher*innenzahlen wieder öffnen, ist die zweite große Frage die es in nächster Zeit zu klären gilt.

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Hier gehts zum #TagderoffenenClubs - Aktionstag zur Rettung der Nachtkultur!

Das bestätigt auch Frederik Lordick in seinem Statement: „Natürlich wünschen sich alle Betriebe, dass sie baldmöglichst wieder aufmachen können. Aber unser Fokus liegt gerade nicht darauf, dafür zu kämpfen, wann wieder aufgemacht werden darf, sondern wir wollen, dass bis zu diesem Zeitpunkt, wann auch immer er sein soll, die Betriebe die Möglichkeit bekommen, zu überleben. Wir sehen uns auch in der Verantwortung, mitzuhelfen, um diese Krise zu bewältigen.“

#TagderoffenenClubs

Als Initiative für mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung gegenüber der Innsbrucker Clubkultur, veranstaltet die Club Commission am Samstag, den 20. März, den „#TagderoffenenClubs-Aktionstag zur Rettung der Nachtkultur!“ in Innsbruck. Dazu öffnen zahlreiche Innsbrucker Nachtbetriebe einen Tag lang ihre Pforten und verwandeln sich in leerstehende Museen.

Fans der Clubkultur sind dazu eingeladen, ihre Liebingslocations nach einem Jahr Funkstille wieder zu besuchen, allerdings unter ganz anderen Bedingungen als gewöhnlich, sagt Frederik Lordick: „Die Leute können ganz für sich durch die Stadt laufen und dann mit Sicherheitsmaßnahmen, nämlich genug Abstand, Maskenpflicht und Desinfektion, diese Lokalitäten betrachten. Ohne Getränke, ohne Musik, um einfach nur diese Stille zu sehen. Um diesen Stillstand zu sehen und ihn wieder ins Bewusstsein zu rufen.“

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