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Band Black Honey in einem Auto

Laura Allard Fleischl

Die Musik von Black Honey ist Kultfilm und Blockbuster zugleich

Die englische Band Black Honey nennt ihr zweites Album „Written & Directed“. Das Quartett rund um Sängerin Izzy Baxter Phillips geht nach wie vor gerne ins Kino. Um bei Filmbezügen zu bleiben: Der neue Longplayer von Black Honey ist wie ein Blockbuster.

von Eva Umbauer

Black Honey machten schon vor sieben Jahren erstmals auf sich aufmerksam, als Sängerin und Gitarristin Izzy Baxter Philipps und ihre drei Mitmusiker ihr allererstes Mini-Album veröffentlichten, mit Songs wie „Sleep Forever“ oder „Bloodlust“. Der Sound der Band aus dem südenglischen Brighton erinnerte an den sogenannten Shoegazing-Sound von Gitarrenpopbands aus den frühen 1990er Jahren, aber auch an Spaghetti-Western, an Twin Peaks oder Musik von Quentin-Tarantino-Filmen.

Seither hat sich viel getan bei Black Honey, nämlich weitere Mini-Alben und ein komplettes Album. Jetzt ist „Written & Directed“ da, das zweite Album. Izzy B. Phillips und ihre Band lieben Filme und das Kino, deshalb dieser Albumtitel.

Izzy Baxter Phillips: “It just had to feel like an action movie scene. Every time we finished a song we’d be like, ‘What scene would this be in?’ The vision of the album just needed to feel like a Tarantino movie. The title is so simple and beautiful."

Schwarzer Honig

Die Farbe von Honig kann von ganz hell bis zu sehr dunkel, fast schwarz reichen. Als schwarzer Honig wird Waldhonig bezeichnet, den die Bienen aus einer Flüssigkeit sammeln, die von Insekten abgesondert wird, während sie den Saft aus der Pflanze aufnehmen. Schwarzer Honig wird nämlich nicht aus Blütennektar gewonnen, sondern aus Honigtau. Letzterer ist eine zuckerhaltige Substanz und wird von pflanzensaugenden Insekten ausgeschieden, insbesondere von Pflanzenläusen. Diese ernähren sich von Pflanzensäften verschiedener Laub- und Nadelbäume.

Albumcover "Written&Directed" von Black Honey

Black Honey/ Foxfive/The Orchard UK

„Written & Directed“ von Black Honey ist am 19.3.2021 bei Foxfive/The Orchard UK erschienen.

Die Bezeichnung Waldhonig rührt daher, dass Honigtau vor allem an den Waldbäumen Fichten, Eichen und Tannen zu finden ist. Schwarzer Honig ist für seinen ganz eigenen, besonderen Geschmack bekannt - kräftig, herb und voller ätherischer Öle und Spurenelemente. Ein gar wundersames Nahrungsmittel. Warum also nicht eine Band Black Honey nennen?

Als Black Honey begannen, fielen als Vergleich gerne Namen wie Mazzy Star oder Lush. Indierock-Bands aus den 90er Jahren mit charismatischen Frontfrauen. Aber auch der Girl-Group-Sound der 60er Jahre fand Eingang in den frischen Indie-Rock/Pop-Mix von Black Honey. Es gab Bezüge zu Pop-Ikonen wie Blondie oder Nancy Sinatra, zu den 90er Jahren mit Bands wie Garbage und Hole oder der Riot Grrrl Bewegung, aber auch zu damals neuen Stars wie Lana Del Rey.

Bei ihrem ersten Album, Ende 2018, waren Black Honey fast ein wenig mehr Kalifornien und Americana-Rock als Brit-Rock. Dennoch haben Izzy Baxter Philipps und ihre Band eine quintessentielle Englishness an sich. So liebt Izzy London, die Busse in London, den englischen Regen und die Pubs. Ein Leben ohne Pubs, unvorstellbar für sie.

Ein Markenzeichen von Black Honey ist, das Hübsche mit Kratzigem zu verbinden, auf Englisch sagt sich das besser: „combining the pretty with the gritty“. Das tut die Band auch auf ihrem neuen Album. Es ist größer als das erste, um beim Film zu bleiben, fast eine Art Blockbuster. Izzy Baxter Philipps mag dieses Wort „blockbuster“, es hat für sie nichts Negatives an sich, auch wenn sie meist auf kleinere Filme steht. Nenn es Blockbuster, nenn es Kultfilm: „I´m fine with anything film“, meint Izzy Baxter Phillips im FM4-Interview.

„I Like The Way You Die“

Der Track „I Like The Way You Die“ ist brillant, mit seiner vorwärtstreibenden Gitarre. Der Songtitel bezieht sich auf Quentin Tarantinos „Django Unchained“. Im Video toll: die weiblichen Vampire. Izzy Baxter Phillips: „They are at the table drinking blood – it’s really retro. Some of the scenes in it are just wild. It was directed by Beautyspock - aka Instagram favourite, creative director and photographer Frances O’Sullivan - who’s got a Lana Del Rey vibe.“

„I Like The Way You Die“ hat Izzy Baxter Phillips zusammen mit Carl Barat geschrieben. Carl war neben Pete Doherty der Kopf der Post-Britpop-Band The Libertines. Ein Konzert der Libertines - beim englischen Reading Festival - wurde zu einem der absoluten Lieblingskonzerte von Izzy Baxter Phillips.

„Run For Cover“

Einen anderen Song am neuen Album, „Run For Cover“, hat Izzy Baxter Phillips mit Mike Kerr von Royal Blood komponiert. Royal Blood sind ebenfalls wie Black Honey aus Brighton und beide Bands waren auch schon gemeinsam auf Tour. Mike Kerr und Ben Thatcher waren schon früh Fans von Black Honey. Eigentlich hätte „Run For Cover“ ja für Royal Blood sein sollen, aber durch die veränderten Arbeitsumstände an deren kommendem Album - bedingt auch durch die Pandemie - passte der Track dann nicht mehr, also nahm Izzy Baxter Phillips ihn sich einfach für ihre Band.

Hommage an Rockbands

„Run For Cover“ ist heavier, weniger poppig, ebenso wie „Disinfect“, ein Stück, in dem es um Katastrophen geht, um die Welt, die am Zerreißen ist. Das war sie schon vor der Pandemie. Der Song ist - wie alle anderen am neuen Black-Honey-Album - noch vor der Corona-Krise entstanden. Musikalisch ist der Track eine Hommage an Rockbands wie The White Stripes oder Queens Of The Stone Age.

Izzy Baxter Phillips: „I still feel like an outsider. Even though we’ve got good reviews. I feel like a piece of the puzzle. I’ve found a group of people that I connect with. But ultimately, in the band world, no one is as camp in indie rock as we are. You have to sing songs that are sort of aloof and be very distant with your feelings and I’ve just come in and been like ‚this is how I feel and here’s me dressed as a clown‘.

Moderne Rock/Pop-Platte

„Back Of The Bar“ hat etwas Romantisches, Nostalgisches und von New-Wave-Pop Inspiriertes, „I Do It To Myself“ gibt einem Piano Raum, „Beaches“ hat eine Art French-Pop-Chic, „Believer“ ist ein Ohrwurm - wieder mit Piano, „Summer ’92“ ist perfekter Gitarrenpop, der Album-Closer „Gabrielle“ eine Akustik-Ballade, in der Izzy Baxter Phillips die Bösewichtin gibt: Angelehnt an Dolly Partons „Jolene“, wo die Protagonistin die Nebenbuhlerin anfleht, ihr nicht den Mann wegzunehmen, ist Izzy in „Gabrielle“ in der Rolle derjenigen, die sich den Typen krallt.

„Fire“ eine „female empowerment“-Hymne mit akustischer Gitarre und furiosen Bläsern. Sie sind inspiriert von altem Motown-Soul, den Izzy Baxter Phillips gerne mag. Der Manager von Black Honey, so lacht Izzy im FM4-Interview, ist weniger zufrieden mit den Bläserarrangements. Er ist selbst Trompeter und denkt, sie klingen zu sehr amateurhaft, wie etwas, das eine junge Schulband machen würde. Aber genau das wollten Black Honey, und nicht etwas Meisterhaftes, Komplexes wie aus der Welt des großen Jazz.

„Written & Directed“ von Black Honey - genauso kann eine moderne Rock/Pop-Platte klingen. Mindestens 17 Studioalben will Izzy Baxter Phillips noch veröffentlichen. Von mir aus gerne.

Izzy Baxter Phillips: „With the first record there was a lot of pressure that built up over time that became stressful and we felt like we were constantly on the road. But we’re really proud of our first album, it is part of our story and we own that. Making this record was a whole new experience and we loved every part of it.“

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