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Screenshot aus dem Game "Isolationist Nightclub Simulator"

Edwin Montgomery / Robert Glashüttner

Holt euch den leeren Club nach Hause!

In der amüsanten interaktiven Kunstinstallation „Isolationist Nightclub Simulator“ streunt man durch seinen eigenen leeren Club.

Von Robert Glashüttner

Im „Isolationist Nightclub Simulator“ durchforstet man seinen eigenen verlassenen Club. Alles ist da: ein großer Dancefloor, eine schicke Bar, jede Menge Neonlichter, gute Visuals im Hintergrund und eine ganze Bühne voller elektronischer Musikerzeuger. All das gehört uns alleine, und genau das ist Reaktion, Paradoxon und Botschaft in einem. Die Reaktion ist klar: Wir können schon seit über einem Jahr keine Clubs mehr besuchen. Dann bauen wir uns eben unseren eigenen im digitalen Raum! Das Paradoxon: Warum zum Geier ist auch der virtuelle Club menschenleer? Die Botschaft: Weil das ansonsten zu einfach gedacht wäre und dies nicht nur ein Game, sondern auch eine interaktive Kunstinstallation ist, die etwas über uns und unseren gesellschaftlichen Zustand aussagen möchte.

From disco to disco

Unser Club mag zwar verlassen sein, doch das bedeutet nicht, dass dieser Ort frei von Kommunikation ist. An mehreren schrulligen Terminals im Spiel können wir Botschaften schreiben und sie anschließend in den, nun ja, Cyberspace schicken. Dort werden sie gesammelt und tauchen später in Sessions anderer Spieler*innen auf: etwa auf Klowänden oder Glasuntersetzern, wo wir dann natürlich unsererseits die Nachrichten der anderen Clubbesitzer*innen lesen. Abgesehen davon gibt es auch abseits der Clubhalle einiges zu entdecken: Da wäre ein paar Schritte weiter beispielsweise die Arcade, wo man auf kuriose Automaten trifft. Das Angebot ist reichhaltig: Claw-Machine, Flipper, Racing-Game, Billard-Tisch usw. stehen hier herum und können vielfach auch benutzt werden.

„Isolationist Nightclub Simulator“, entwickelt und vertrieben von Edwin Montgomery, ist für Windows und MacOS erschienen.

Ein paar Meter weiter wird es dann ziemlich meta: Dort nämlich gibt es innerhalb der Kunstinstallation eine Kunstausstellung, teilweise mit Werken aus dem Familien- und Freundeskreis des Komponisten und Sounddesigners Edwin Montgomery. Das ist jener Mann, der hinter dem „Isolationist Nightclub Simulator“ steckt. Wer von der Kunst genug hat und eine Pause braucht, geht in die Chillout-Rooms, wo etwa eine Miniwüste oder ein kleiner Garten auf uns warten. Aber Vorsicht, werden wir gewarnt, diese Orte sind nur virtuell!

Screenshot aus dem Game "Isolationist Nightclub Simulator"

Edwin Montgomery / Robert Glashüttner

Virtuelle Videospielhallen im Corona-Zeitalter.

Kurzes, amüsantes Erlebnis und Kommentar zur Coronazeit

Das Durchstreifen des Nachtclub-Simulators dauert inklusive aller Räume sowie dem Testen der lustigen Instrumente auf der Bühne und den Minispielchen in der Arcade nicht länger als circa eine halbe bis dreiviertel Stunde. Es ist ein amüsantes, kurzes Erlebnis, ein leichtfüßiger Kommentar auf den Kultur(nicht)betrieb unseres Alltags derzeit. Viel mehr möchte das Game wohl auch nicht sein.

Die Welt des „Isolationist Nightclub Simulator“ ist zwar einfach gestaltet, dabei aber auch effizient zusammengebastelt: Simple 3D-Games zu erstellen, ist heutzutage mit ein bisschen Einarbeitungszeit nicht mehr schwierig, und auch die dazugehörigen Assets - also alle Gegenstände vom Cocktailglas bis zum Videospielautomaten - waren hier wohl mit ein paar wenigen Klicks integriert. Gut so, denn Games sollen mitunter auch rough and dirty sein: Das macht sie nicht nur zu unmittelbaren Ausdrucksformen für Künstler*innen, sondern lockt wegen des überschaubaren Umfangs auch Menschen an, die sonst kaum oder gar nicht in Games reinschauen. Außerdem haben wir im vergangenen Jahr schon einige solche virtuelle Aufenthaltsorte gesehen, etwa bei der Ars Electronica, beim CIVA-Festival oder der AMAZE Berlin. Da ist es nur konsequent, wenn man diese junge Tradition nun fortführt.

Screenshot aus dem Game "Isolationist Nightclub Simulator"

Edwin Montgomery / Robert Glashüttner

In diesem Sinne: Werft vier Euro in den virtuellen Münzschlitz des „Isolationist Nightclub Simulator“ und holt euch den leeren Club endlich direkt zu euch nach Hause!

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