Vogelgezwitscher und Menschenschreie

Von friedlich zu düster - der Wald im Walking Simulator „The Fabled Woods“ kann sich schnell vom einen zum anderen ändern und verbirgt die Geheimnisse mehrerer Figuren, auf deren Spuren wir wandeln.

Von Conny Lee

Die Vögel zwitschern und Sonnenstrahlen fallen durch die grünen Baumkronen. Es ist ein idyllischer Wald, in dem wir das Game „The Fabled Woods“ starten. Aber so idyllisch bleibt es nicht lange, bevor wir auf ein verlassenes Camp stoßen.

Wir können uns an manchen Orten im Spiel an das, was dort vorgefallen ist, erinnern. Dazu können wir immer wieder für ein paar Sekunden den Erinnerungsmodus aktivieren, der uns den Wald in ganz anderem Licht sehen lässt. Plötzlich ist alles in dunkles Rot getaucht, statt Vogelgezwitscher hören wir entfernte, diffuse Menschenschreie und auf dem Boden finden wir grell blutrot leuchtende Spuren, denen wir folgen müssen. Am Ende jeder dieser Spuren gelangen wir zu alptraumhaften Erinnerungen von Leuten, die in diesem Wald waren. Während des gesamten Spiels treffen wir auf niemanden. Die anderen Figuren sind uns nur in Form von Erzählstimmen gegenwärtig. Sie tragen Schuld und werden von ihrem Gewissen gequält. Was dabei auffällt ist, dass sie uns zu kennen scheinen. Sie sprechen uns an, als wären wir einander schon einmal begegnet. Auch dieses Geheimnis wird im Laufe von „The Fabled Woods“ gelüftet werden.

Das Spiel ist ein Walking Simulator: Wir spazieren durch den Wald und unsere Interaktion mit der Umwelt beschränkt sich darauf, dass wir in besagten Erinnerungsmodus wechseln können und dass wir manche Gegenstände aufheben und genauer betrachten können. Der Weg, den wir gehen ist linear, denn eine unsichtbare Wand hindert uns daran, einfach ziellos den restlichen Wald zu erkunden.

Der Reiz von Walking Simulators ist, dass wir in unserem Tempo eine Geschichte erfahren. In diesem Fall sind es mehrere, miteinander verwobene Geschichten. Im Mittelpunkt des Spielerlebnisses steht die Atmosphäre. Der friedvolle Wald kann sich vom einen Moment auf den anderen zum Ort der Angst und Bedrohung verwandeln. Gerade der Wald ist schon durch so viele Märchen, Sagen und auch Filme für uns mit Gefahr konnotiert: von Rotkäppchen oder Hänsel und Gretel bis zur Blair Witch oder dem Wald in Lars von Triers „Antichrist“. Die Spannung entsteht durch den harten Konstrast der Stimmungen im Wald und durch die verlassenen Orte, die uns die Anwesenheit anderer Menschen suggerieren.

Es muss allerdings erwähnt werden, dass es sich bei „The Fabled Woods“ mit einer Spielzeit von knappen 2 Stunden um einen recht kurzen Spaziergang handelt. Das ist für die einen ein Anreiz, für die anderen ein Argument dagegen, sich das Game zu besorgen. Ob es für euch interessant ist, darüber könnt ihr euch ein Bild machen wenn wir morgen, 25.3., im FM4 Spielekammerl auf unserem Twitch Kanal das erste Kapitel des Games anspielen.