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Snowboarderin Manuela Mandl in einer sehr steilen Rinne

Freeride World Tour / Dom Daher

Als Wintersportlerin CO2-einsparen? Freeride-Pro Manu Mandl zeigt’s vor

Die Freeride World Tour 2021 ist für die Snowboarderin Manuela Mandl eine Saison des Comebacks und der Premiere. Nach einem Achillessehnenriss ist sie auf die Contest-Bühne zurückgekehrt, und erstmals hat sie eine Freeride-Contest-Saison auch mit annehmbaren CO2-Fußabdruck abgeschlossen. Das sollte auch für Hobby-Wintersportler*innen zum Anspruch werden.

Von Simon Welebil

Die Freeride World Tour ist diese Woche mit dem großen Finale im schweizerischen Verbier zu Ende gegangen, mit spektakulären Ski- und Snowboard-Runs über hohe Felsklippen. Dass Manuela Mandl überhaupt bei diesem Finale dabei sein konnte, für das sich nur die vier besten Snowboarderinnen qualifiziert haben, ist herausragend, nachdem ihr ein Achillessehnenriss 2019 fast die Karriere gekostet hätte. Dass sie es beim letzten Contest 2021 dann aber nicht auf das Podium geschafft hat, lässt sie trotzdem ein bisschen enttäuscht zurück. Sie hat vor ihrem Run ein wenig Risiko rausgenommen, erzählt sie, weil die Schneebedingungen unvorhersehbar waren, aber „das war das komplett falsche Mindset“, wie sie nachher feststellt.

Comeback nach Horrorverletzung

Volles Risiko zu gehen, ohne volles Vertrauen in den Körper zu haben, ist alles andere als selbstverständlich, das musste Manuela Mandl diese Saison erfahren. Das Comeback sei schwieriger verlaufen, als erwartet, sagt sie im Interview, weil sie nach guter Reha und erstem Training schnell einmal ein Leistungsplateau erreicht habe, von dem aus nichts mehr weitergegangen sei, was sich natürlich auch aufs Selbstvertrauen ausgewirkt hat.

„Ich hab’ eigentlich bei jedem Contest bis jetzt am Start wirklich das Herz in der Hose gehabt - also wirklich komplett. Das habe ich in der Form nicht gekannt.“

Bei den ersten Contests nach der Verletzung ist es ihr nicht gut gegangen, mental und körperlich, und die Routine des Contestfahrens kommt erst langsam wieder zurück. Beim dritten Contest der Saison in Fieberbrunn hat Manuela Mandl dann bereits einen starken zweiten Platz einfahren können. Das reicht ihr aber noch nicht. „Ich hoffe, dass ich in Zukunft wieder mehr pushen kann und nicht nur darum kämpfen muss, dass ich wieder mein Level erreiche, das ich zuvor hatte, sondern ich möchte besser werden und mich steigern. Das ist mein Ziel für nächstes Jahr.“

Die vier besten Snowboarderinnen der Freeride World Tour 2021, ganz links am Podium Manuela Mandl

Freeride World Tour / Jeremy Bernard

Manuela Mandl (links) mit dem goldenen Ticket, das ihr die Teilnahme am Tourfinale in Verbier und einen Startplatz für die FWT 2022 garantiert.

„Freeride World Tour by Train“

Abgesehen von ihrem Comeback ist 2021 aber auch sonst eine außergewöhnliche Saison für die Freeride World Tour gewesen. Wegen der Pandemie sind alle Tourstopps in Übersee abgesagt worden und nur die Contests in Europa wurden durchgeführt. Daraus hat sich die Chance für ein besonderes Projekt ergeben, nämlich alle Tourstopps der Freeride World Tour mit dem Zug anzufahren.

„Wir kooperieren da auch mit der NGO Protect Our Winters Austria, einfach um zu zeigen ‚Ja, das geht‘“, so Manuela Mandl über das Projekt „Freeride World Tour by Train“, das sie gemeinsam mit den zwei anderen Wahl-Innsbrucker*innen Neil Williman (FWT-Moderator, von dem die Idee ursprünglich stammt) und der Snowboarderin Nuria Castan angegangen ist.

Manuela Mandl im Zug

Neil Williman

Das Projekt ist allerdings komplizierter gewesen ist, als es sich anhört und hat einige Probleme des internationalen Zugverkehrs in Europa aufgezeigt. Begonnen hat die Freeride World Tour diesen Februar etwa in Andorra. Man kann aber nicht einfach so ein Öffi-Ticket von Innsbruck nach Andorra kaufen, weil es keine gemeinsamen Buchungsplattformen der nationalen Bahngesellschaften gibt. Eine Direktverbindung gibt es natürlich auch nicht. Alleine nach Toulouse im Süden Frankreichs dauert es von Innsbruck 18 Stunden, inklusive dreimal umsteigen.

Für den letzten Teil der Strecke nach Andorra haben die FreeriderInnen dann trotzdem auf einen Mietwagen zurückgreifen müssen, zumindest auf einen mit Hybridantrieb. Das Problem der sogenannten „letzten Meile“ mit Öffi-Anreise hat sie dann auch bei den weiteren Tourstopps in Fieberbrunn und Verbier im Öffi-Paradies Schweiz beschäftigt, allerdings nicht in dem Ausmaß. Die komplizierte letzte Meile kann viele WintersportlerInnen davon abhalten, klimaschonend zum Skifahren anzureisen, ausschlaggebend ist aber wohl etwas viel Banaleres:

„Für mich heuer so die Erkenntnis: Ja, es ist für die Umwelt besser, Zug zu fahren, aber fürs Bankkonto ist das eine ganz schöne Belastung. Fliegen ist wirklich viel billiger. Das ist der eigentliche Skandal für mich in dem Ganzen!“

Mit ihrer Aktion hoffen die Freerider*innen, andere Wintersportler*innen zu motivieren, auch mehr auf ihren eigenen CO2-Fußabdruck zu achten. Zumindest bei einer Person ist ihnen das bereits gelungen. Die US-amerikanische Snowboarderin Erika Vikander hat sich dem Trio für die Reise zum Tourfinale nach Verbier angeschlossen. Falls nächstes Jahr die Freeride World Tour wieder global stattfindet, wird das nicht mehr so einfach sein.

Manuela Mandl im Zug

Neil Williman

Act global, ski local!

Als Hobby-Wintersporler*in muss man vielleicht nicht ganz so weit weg, dass man ein Flugzeug braucht: „Act global, ski local“ ist das Motto für umweltverträglichen Wintersport, das auch Manuela Mandls Reisepartner Neil Williman in seinem aktuellen Filmprojekt „Innsbruck Powder People“ aufgreift, das noch diesen Herbst in die Kinos kommen soll und in das „Freeride World Tour by Train“ einfließen wird.

Möglichkeiten, die eigene Umweltbelastung zu verringern, haben nicht nur die Profis, sagt Manuela Mandl, die schon vor diesem Projekt sehr auf ihren eigenen CO2-Fußbadruck geachtet hat. Nach Innsbruck ist sie etwa gezogen, weil sei von dort am besten öffentlich in die Berge kommt, und auch ihre eigenen Filmprojekte versucht sie, CO2-neutral zu produzieren. „Jeder kann sich selber überlegen, wie man das optimieren kann, sodass man selber noch eine Art Lebensqualität hat, dass es nicht wahnsinnig kompliziert und mühsam ist.“ Vor allem unnötige Fahrten alleine im Auto könnte man wohl am ehesten einspren, meint Manuela Mandl. „Da ist viel Spielraum nach oben, gesellschaftlich.“

Und für alle, die vorhaben, in Zukunft öfter mit den Öffis in Skigebiete anzureisen hat Manuela Mandl einen Packtipp parat, um mit schwerem Gepäck auch einmal schnell umsteigen zu können: Sie empfiehlt alles Gepäck auf Rollen zu haben und es zu einem einzelnen Teil zu verbinden. „Man kann mit einem Karabiner das Board- oder Skibag auf einen Trolley befestigen. Es muss allerdings wirklich steif sein. Dann hat man ein ‚Ziehvehikel‘, das man mit einer Hand überall überall hinbewegen kann. Damit kommt man auch mit viel Schwung Treppen runter. Rauf ist ein bisschen schwierig.“

Und wer’s noch komfortabler haben will, mit den ÖBB kann man sich sein Skigepäck nach Österreich, Südtirol oder Deutschland auch von Tür zu Tür vorausschicken lassen.

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