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Alex Honnold klettert free solo

National Geographic

Alex Honnold erzählt jetzt Klettergeschichte

Der Podcast „Climbing Gold“ ist das Lockdown Projekt des Kletterstars, mit dem er Klettern wieder entschleunigen will: Campfire- statt Insta-Storys und damit Kletterkultur und -geschichte weitergeben.

Von Simon Welebil

Wen das Kletterfieber gepackt hat, ist nicht nur gerne am Fels oder in der Halle unterwegs, besonders Männer reden am liebsten auch noch pausenlos darüber: Was für Routen sie geklettert sind, welch absurd schweren Züge und Verrenkungen dafür nötig waren, was noch unbedingt von der Ticklist muss und so weiter.

So wundert es nicht, dass mit dem Kletter-Boom der letzten Jahre auch jede Menge Kletter-Podcasts aus dem Boden geschossen sind. Letzte Woche ist auch einer der großen Kletterstars in dieses Metier eingestiegen. Der US-Amerikaner Alex Honnold, einer der besten Felskletterer der Welt, vor allem bekannt durch seine Free-Solo-Projekte, an denen er ungesichtert durch schwere Routen klettert - die Dokumentation „Free Solo“ über seine Durchsteigung des El Capitan im Yosemite-Valley hat 2019 sogar einen Oscar gewonnen - hat letzten Samstag die ersten beiden Folgen seines Podcasts „Climbing Gold“ online gestellt.

„Hi, I’m Alex Honnold and just like everybody else in this country I started a podcast during the pandemic“, heißt es im Intro zu „Climbing Gold“, was jetzt nicht gerade nach dem heißesten Scheiß klingt, den man auf keinen Fall, aber sehr schön Alex Honnolds Charakter zeigt: Direkt und ehrlich und voll dem Kletterleben verschrieben.

Unterstützung für den Podcast, den er in seinem Materialkammerl aufnimmt, umgeben von Eispickeln und Kletterschuhen, bekommt Alex Honnold vom erfahrenen Outdoor-Podcaster Fitz Cahall, der auch schon „The Dirtbag Diaries“ gemacht hat. Ihre Mission: Klettern zu entschleunigen, weg von den Insta-Stories, hin zu den kraftvollen, verrückten Geschichten, die als Oral History am Lagerfeuer weitergegeben werden und bis heute die Kletterkultur prägen, es vielleicht aber nie in die Schlagzeilen geschafft haben.

Klettergeschichte(n) aus dem Yosemite Valley

In der ersten Folge geht es darum, wie Inspiration über verschiedene Klettergenerationen weitergegeben wird, in der zweiten Folge über Neuerschließungen und Erstbegehungen. Alex Honnold und Fitz Cahall sprechen dafür mit ihren eigenen Idolen, mit Kletter*innen, die vor allem rund um das Yosemite Valley Klettergeschichte geschrieben haben, und deren Schilderungen nicht nur die beiden Show-Hosts immer wieder staunen und den Kopf schütteln lassen. Cahall bringt dabei immer Struktur und Kontext in die Erzählungen hinein.

Dass das nicht eine reine Bubenpartie wird, wie man’s vielleicht befürchtet, wird schon in der zweiten Folge widerlegt, als sie sich Joanne Urioste einladen, die gemeinsam mit ihrem Mann zu den ersten Erschließern des legendären Klettergebiets Red Rock in Nevada gezählt hat.

Gerade für europäische Hörer*innen ist da vieles neu und unbekannt, wenn auch Diskussionen über Risiko, Neuerschließungen oder Kletter-Ethik hier wie dort Wellen geschlagen haben. Mit anderen Namen findet man die Geschichten von Idolen, Erstbegeher*innen und selbstlosen Erschließer*innen wohl genauso oder sehr ähnlich in Europa. Wenn heutzutage etwa noch jemand die Autobiographie von Hermann Buhl in die Hände bekommt, bleibt dem- oder derjenigen auch noch der Mund offen vor lauter Waghalsigkeiten, die man darin findet.

„Climbing Gold“ ist Geschichtsunterricht für Kletter*innen, mit dem Honnold und Cahall gut unterhalten, die Kletterkultur selbst in Zeiten des Booms und der Olympischen Spiele aufrecht erhalten wollen, aber auch jungen Kletterern einen Schubs in die richtige Richtung geben wollen:

„I do think it’s important for young climbers who come into the sport, having this incredible opportunity, incredible potential, incredible skill - that someone from my generation didn’t necessarily have - I think it’s useful to know what’s been done and where climbing has been, so they can know where to take it.“

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