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APA/HANS PUNZ

Blumenaus 20er-Journal

Juhu, wir müssen nicht nach Katar! Hat der ÖFB das von langer Hand geplant?

These: Mit dem Engagement des limitierten und falsch platzierten Coaches Franco Foda wollte sich der ÖFB das Problem mit der Teilnahme bei einer WM im Schurkenstaat elegant vom Hals schaffen. Ist gelungen.

Eine Suada von Martin Blumenau

Stimmt natürlich nicht: Der zweite Platz hinter den 4:0-Dänen samt Playoff oder die Nations-League-Hintertür machen die WM-Teilnahme noch möglich. Und das Protestbanner vorm Dänemark-Match am Mittwoch soll die Idee der Spieler gewesen sein, nicht des Verbandes, der sich aus der Katar betreffenden Menschenrechts-Frage, wie gerne in politischen Fragen, rauszuhalten versucht.

Letztlich ist die absurde Vermutung im Titel aber die einzige These, die die Verpflichtung von Franco Foda als sinnvollen Akt erklären könnte. Allen sportpolitischen Beobachtern mit Verstand war im Herbst 2017, als eine peinliche Findungs-Posse den neuen Teamchef (Marcel Kollers Nachfolger) nach sich zog, schon klar, dass die Limitierung des Mainzers Foda nur kleine Hüpfer zulassen würde.
Und ein Nations-League-Sieg gegen schwächere Gegner sowie eine EM-Qualifikation gegen ebensolche Weltrangliste-Nachgereihte täuschen nur Ergebnis-Fixierte, also schlichte Gemüter. Dass die ÖFB-Auswahl mit einem Coach wie Foda gegen jedwede bessere Mannschaft im klaren Nachteil sein würde, ist angesichts der Tatsache, dass der Coach und sein Team eben nicht über die strategische Klasse und taktische Ausbildung der meisten seiner/ihrer Spieler verfügen, sonnenklar.

Weil man momentan (Corona-Bedingungen, keine Zuschauer im Stadion) jedes Trainer-Anweisungs-Wort hört, wurde Fodas Brüller in Richtung Andreas Ulmer Warum Andi, warum? zum peinlichen Beweis für das Missverständnis Foda: Ulmer geht, wie er es in Salzburg gelernt hat, ins (ebendort hocheffektive) Gegenpressing, Foda hat der Mannschaft aber ein striktes Vorsicht-Defensiv-Konzept verordnet, gegen das sich selbst die Körper intuitiv auflehnen. Gegner war, btw, Färoer. Es hat sich nichts geändert seit dem grässlichen Israel-Spiel im Herbst ’19 und seinem verweht-feigen Defensiv-Korsett.

Im aktuellen Kader standen über ein Dutzend Spieler mit Gegenpressing-Ausbildung im Red-Bull-Style, dazu kamen ein weiteres gutes Dutzend Spieler, die bei anderen Klasse-Vereinen die dort mittlerweile üblichen Fähigkeiten zum schnellen Umschaltspiel erlernt haben. Von alledem macht Foda keinerlei Verwendung. Wie auch - er selber kann’s ja nicht. Er lehrt weiterhin ein altbackenes Vorsicht-Spiel mit Schwerpunkt auf Spielverschleppung, das zwar nicht mehr ganz so dümmlich daherkommt wie sein altes 4-4-2-flach aus Sturm-Graz-Zeiten, aber außer einem im Schnellkurs erworbenen Grad im Fußball-Neusprech (mit dem er sich vom alten Foda wohltuend absetzt, aber es bleibt eben im reinen Sprech stecken...) hat sich wenig bewegt. Sturm-Sportchef Günter Kreissl wusste schon, warum er seinen Stehenbleiber-Coach damals, im fatalen Herbst 2017, an den ÖFB weglobte, der sich von der Liga (in einem fatalen Deal und weil ein paar ahnungsarme Landesfürsten neben Koller auch Sportdirektor Ruttensteiner loswerden wollten) auch noch den ebenso wenig proaktiven Handlungsträger Schöttel als Sportchef aufschwatzen ließ.

Die massive Unterforderung von internationalen Klassespielern wie Alaba, Sabitzer, Xaver Schlager oder Baumgartner, die auch allesamt auf anderen Positionen als jenen, mit denen sie zuletzt erfolgreich waren, eingesetzt werden, sorgt aktuell auch für ordentliche Missstimmung. An einer solchen ist übrigens der Auftritt bei der Euro 2016 gescheitert.

Das alles ist seit Anfang an, quasi genetisch festgelegt, die schmale Hoffnung, dass sich bei Foda neben der Sprache auch die sportliche Praxis ändern würde, verpuffte nach und nach.
In jedem ÖFB-Lehrgang konnten mehr qualitativ hochwertige Spieler einberufen werden (Baumgartner, Grbic, Kalajdzic…), es war zuletzt sogar die Nominierung eines unpeinlichen 49er-Kaders möglich, dessen zweiter Anzug in Schottland (mit besseren Coaching-Mitteln) gute Figur gemacht hätte, aber letztlich ist es egal, ob Foda Stammspieler der deutschen Top-Vereine oder seine Sturm-Graz-Spezis einberuft: Sein taktisches Niveau, sein strategisches Unvermögen, sein durch Plan-/Ideenlosigkeit bedingtes Wechsel-Zaudern und seine fast schon tollpatschige Positions-Fehlbesetzung zentraler Akteure schaffen es jegliches Spiel mit jeglichen Akteuren nach unten zu nivellieren. Es reicht für Pflichtspiel-Siege gegen Unterklassige, deren Zustandekommen für bestenfalls matten Applaus sorgt, so unattraktiv, so verhalten, so feige kommen die Österreicher, egal in welcher Aufstellung daher. Es reicht nicht für die gleichwertigen (nur je 1 Punkt gegen Bosnien bzw. Polen) und schon gar nicht für die Besseren.

Die Dänen etwa, deren Vorteile nicht übergroß sind: ein echter Klasse-Tormann (und keine zehn ganz okayen wie bei uns) und Legionäre aus allen vier Top-Ligen (3x England, 2x Spanien, 2x Deutschland und 3x Italien in der Startelf) statt ausschließlich Bundesliga bei uns. Diese kleine Differenz lässt sich aber mit taktischer Klugheit und Mut zu einem nicht nur per Lippenbekenntnissen benannten Tempospiel schon ausgleichen. Mit dem Foda’schen Kleinmut geht allerdings nichts: Coach (und auch die - noch - loyalen Spieler und überforderte Kommentatoren/"Experten") sprachen von einer ersten Halbzeit in hohem Tempo, der dänische Coach Kasper Hjulmand im Gegensatz dazu von bewusst mittelmäßigem Tempo in Halbzeit 1 und einer ebenso bewussten Steigerung in Halbzeit 2.

Wer sich so in selbstreferenzieller Verblendung befindet und seine Mannschaft in ein Korsett zwängt, das wider ihre Natur ist, hat da keine Chance. Der Boulevard und seine Experten haben immerhin die personelle Fehl-Besetzung und ihre Instinkten und angelernten Fertigkeiten zuwiderlaufende Sinnlosigkeit erkannt, dass aber das gesamte System Foda auf dem exakt selben Holzweg ist, checkt neben den üblichen Verdächtigen aus den (im Text verlinkten) Qualitäts-Netzmedien kaum jemand.

Für die Euro wird sich an dieser Malaise nichts ändern, ein Glück, dass sich dafür mit 24 Startern eh die Hälfte der Teams des Teilkontinents qualifiziert hat und das Überstehen der Gruppen-Phase selbst mit dem reaktiven „Kleiner Feigling“-Spiel von Foda gut möglich ist: Es wird selbst bei einem Vordringen ins Achtelfinale wenig Stimmung aufkommen, weil das Foda-Spiel so dröge ist wie das Feeling bei den aktuellen ÖFB-Pressekonferenzen. Was ist das Gegenteil von mitreißend?

Danach, für die WM-Qualifikation, droht, sofern Foda bleiben sollte, eine Rücktritts-Welle von unterforderten Leistungsträgern, die sich das lahme Konzept nicht weiter antun wollen, weil es ihrem Image schadet. David Alaba wird (von Bayern kommend) von Real, Barca, PSG und Chelsea umworben (mehr geht nicht) - soll sich der seine dauernde Fehlbesetzung (in den letzten drei Spielen auf gleich drei unpassenden Positionen unterwegs) weiter antun? Das ist letztlich geschäftsschädigend.

Für Fußball-Österreich ist Franco der falsche das auch: Die mit Abstand beste Fußballer-Generation seit langem, die sich im Vergleich zu vor 5 Jahren (Koller am Höhepunkt) qualitativ um 100% gesteigert hat, ist im Begriff durch die Verwendung untauglicher Mittel verheizt zu werden. Ich erwarte, sollte sich bis dorthin keine Verbesserung ergeben haben, eine Spielerrevolte. Viel fehlt ohnehin nicht mehr.

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