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Der neue Elsberg-Thriller über Recht und Gerechtigkeit

Ein Ex-US-Präsident wird verhaftet und soll vor den Internationalen Strafgerichtshof kommen. So die Prämisse des neuen Buchs von Marc Elsberg. Er verbindet darin die Themen Diplomatie und Völkerrecht und gibt Einblick in die Arbeit des Strafgerichtshofs. Ergebnis ist ein Polit-Thriller, der auch Macht und Ohnmacht internationaler Organisationen zeigt.

Von Lena Raffetseder

„Der Haftbefehl wurde aufgrund des wohlbegründeten Verdachts auf vorsätzliche Angriffe auf Zivilbevölkerung in Afghanistan sowie Mord ausgestellt,“ muss sich der Ex-US-Präsident Douglas Turner von einem griechischen Staatsanwalt anhören. Turner wird bei einem Athen-Besuch am Flughafen mit dem Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs überrascht, ein griechisches Gericht muss jetzt in einem Vorverfahren klären, ob die Verhaftung rechtmäßig ist und Turner nach Den Haag überstellt werden kann.

Cover von "Der Fall des Präsidenten" von Marc Elsberg

Blanvalet

„Der Fall des Präsidenten“ (608 S.) von Marc Elsberg ist im Blanvalet-Verlag erschienen.

Der Druck auf das griechische Gericht ist enorm. Vor allem durch das Team des aktuellen US-Präsidenten Arthur Jones, der sich gerade im Wahlkampf befindet und sich jetzt für die Freilassung seines Vorgängers einsetzen muss. Über Soziale Medien wird die öffentliche Meinung beeinflusst, wirtschaftliche Sanktionen und politischer Druck sollen ihr Übriges am internationalen diplomatischen Parkett bewirken.

„Keine Schwarz-Weiß-Situation“

Es kommt auch zu Gewalt gegen die Juristin Dana Marin vom Internationalen Strafgerichtshof, die in Athen den Prozess begleitet. Schnell ist klar, auf wessen Seite man als Leser*in ist. Aber Autor Marc Elsberg will zeigen, dass auch ein Ex-US-Präsident Gründe für sein Handeln hat, die diskutiert werden sollten: „Wir gehen nicht von einer Schwarz-Weiß-Situation aus. Ich finde, das macht eine Geschichte erst interessant, wenn die Figuren ambivalent sind. Aber von mir aus gibt es eine klare Haltung, dass es Dinge gibt, die nicht in Ordnung sind und die eigentlich sanktioniert gehörten.“

An mehreren Sitzungstagen in einem Athener Gerichtssaal gipfelt die Erzählung, abseits davon wird die Handlung vorangetrieben. Man springt in diesem 600-Seiten-Thriller in vielen kurzen Kapiteln zwischen Ort und Zeit. Es sind teils harte Szenenwechsel zwischen Griechenland, den USA, Afghanistan und Deutschland.

Die Verfilmungen der Thriller „Blackout“ und „Zero“ von Marc Elsberg erscheinen heuer, und auch in diesem Fall sieht man während des Lesens den Film quasi schon vor sich. Elsberg sagt, er entwerfe seine Bücher teils als Storyboard, eine Herangehensweise, die eine Verfilmung dann erleichtert. An die Filme denke er beim Schreiben aber nicht, sagt Elsberg: „Es geht darum, Bilder im Kopf der Leute zu erzeugen.“

Der „Westen“ und seine Werte

Das Ende ist etwas pathosgeladen, am Weg dahin bekommt man aber nicht nur Twists, sondern auch eine Einführung in internationales Recht und Einblick in die Arbeit des Internationalen Strafgerichtshofs. Die USA sind kein Vertragsstaat des Internationalen Strafgerichtshofs und betrachten ihn im Fall von US-Bürger*innen als nicht zuständig. Stattdessen ist der Präsident oder die Präsidentin sogar dazu ermächtigt, US-Bürger*innen militärisch zu befreien, die sich in Den Haag verantworten müssten.

Elsberg wollte eine internationale Institution in den Vordergrund rücken, auf die die Weltgemeinschaft zurückgreifen könnte, wenn nationale Gerichte versagen: „Das ist, glaub ich, vielen Leuten gar nicht bewusst, dass das überhaupt so ist. Grundsätzlich geht’s in dieser Geschichte aber schon darum: Wie stehen wir im Westen zu unseren Werten, die wir ja für verteidigenswert halten, und wie halten wir uns selbst daran?“

„Der Fall des Präsidenten“ zeigt aber auch, wie viel Einfluss Mächtige haben, nicht nur Länder, sondern auch Individuen. Da kann die Lektüre teilweise ernüchternd sein. Zu einem gewissen Grad könne man schon den Eindruck gewinnen, dass Mächtige mit allem durchkommen, sagt Marc Elsberg. „Vereinzelt gibt es aber Fälle, wo Leute zur Verantwortung gezogen werden, man sehe sich nur einen Prozess in einem ganz anderen Zusammenhang in Österreich gegen einen ehemaligen Finanzminister an.“

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