FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Verschiedene Flaggen von Asexualität, LGBTIQ, Pansexualität usw

CC0 / Pixabay

fm4 auf laut

Sex? Nein danke.

Wer generell keine Lust auf Sex hat und das auch nicht als Mangel empfindet, ist asexuell. Der erste Internationale Tag der Asexualität will Bewusstsein für diese sexuelle Orientierung schaffen.

Von Barbara Köppel

Asexualität - Was ist das?

FM4 Auf Laut
Asexuelle Menschen haben aus verschiedenen Gründen kein Bedürfnis nach Sex und empfinden das auch nicht als Mangel. Aber wo genau liegen die Grenzen zwischen Lustlosigkeit, Abstinenz und Asexualität? Welchen Druck übt eine übersexualisierte Gesellschaft auf Asexuelle aus?

All das bespricht Alex Augustin mit Ace-Aro-Menschen (asexuell und aromantisch), Sexualberaterinnen und mit euch in FM4 Auf Laut. Anrufen und mitdiskutieren könnt ihr am Dienstag, den 6. April ab 21 Uhr.

„Asexualität bezeichnet das Fehlen eines Verlangens nach sexueller Interaktion bzw. einen „Mangel“ an sexueller Anziehung, ohne dass ein Leidensdruck durch diesen Umstand besteht.“ So steht es auf der Website von AVEN Deutschland. AVEN steht für Asexual Visibility and Education Network, und ist die größte Asexuellen-Plattform im deutschsprachigen Raum. Kurz gesagt, wer generell keine Lust auf Sex hat und das auch nicht als Problem empfindet, ist asexuell.

Asexualität ist dabei nicht zu verwechseln mit gewollter oder ungewollter Abstinenz, also wenn man aus religiösen (Zölibat) oder anderen Gründen keinen Sex hat, obwohl man eigentlich das Verlangen danach hätte.

Asexuell sein heißt allerdings auch nicht, dass man nicht trotzdem Sex oder enge Beziehungen haben könnte, oder gar, dass man keine Libido hätte. Schließlich ist etwa Masturbation auch ohne sexuelle Anziehung zu einer anderen Person möglich.

Links und Community

  • Die deutsche Infoseite AVEN betreibt auch ein eigenes Jugendforum und eine Kontaktbörse.

Das Ace-Spektrum ist groß

„Ob Körperkontakt oder sexuelle Interaktionen als angenehm, unangenehm oder neutral empfunden werden, ist für die Frage nach der Asexualität einer Person unerheblich“, heißt es auch im gut informierten Wikipedia-Artikel zum Thema. Wie Asexualität gelebt wird, ist demnach höchst individuell: Es gibt hetero-asexuelle Pärchen mit Kindern, aromantisch-asexuelle Menschen in intimen Partnerschaften, Asexuelle, die sich von Sex regelrecht abgestoßen fühlen und Transpersonen, die sich als polyamourös und asexuell gleichzeitig bezeichnen. Gemeinsam ist ihnen allen, dass sie im Ace-Spektrum Platz finden.

Flagge von asexual pride: Quergestreift Schwarz, Grau, Weiß, Zartviolett

CC0

Flagge für Asexualität: Schwarz für Asexualität / Grau für Grau-Asexualität und Demi-Sexualität (Sexuelles Verlangen tritt äußerst selten auf oder ist an starke emotionale Bindung gebunden) / Weiß für Sexualität / Violett für Gemeinschaft, Community. Aromantisch bezeichnet Menschen, die kein Interesse an romantischen Beziehungen haben und wird auch oft im Ace-Kontext verwendet.

Sex ist in unserer Gesellschaft überbewertet

„Ich finde Sex grundsätzlich sehr ok“, sagt z.B. Mika, „aber ich brauche ihn nicht um glücklich zu sein.“ Die 33-Jährige ist grey-ace oder sex-positive-ace, das heißt einvernehmlicher Sex ist für sie keine Grenzüberschreitung, aber sie spürt fast nie das Verlangen danach.

Sex und das ganze Aufhebens darum hält sie für komplett überbewertet. Vor allem in Werbung, TV-Serien und Filmen ginge es um nichts anderes: "Es gibt für mich nichts Schlimmeres als im Kino eine Rom-Com anschauen zu müssen. Die Art, wie Romantik und Sexualität da oft vermischt werden, erzeugt in mir körperliches Unbehagen. Diese Denke „Du musst Sex wollen, sonst bist du keine vollwertige Person" ist in unserer Gesellschaft leider sehr stark verbreitet“, bringt es Mika auf den Punkt.

Genau dieser gesellschaftliche Druck macht es Asexuellen oft schwer, überhaupt zu ihrer Identität zu finden. Stereotype Vorstellungen davon, wie Beziehungen und Sexualität aussehen sollten, erzeugen Gefühle von Scham und Unsicherheit. Auch Mika erzählt von zerbrochenen Beziehungen und dass auch sie lange einfach mit dem Strom geschwommen ist.

Ein Outing lässt sich als Ace-Person lang hinauszögern, weil man leicht unbemerkt asexuell sein kann, zumindest solange bis es zu potentiell sexuellen Kontakten kommt. „Es gibt auch viele Leute, die meiner Meinung nach dem asexuellen Spektrum zuzuordnen sind, aber nicht wissen, dass es das gibt und daher glauben, dass mit ihnen irgendetwas verkehrt wäre“, so Mika. Tatsächlich wird Asexualität nach wie vor oft pathologisiert und nach einer Diagnose für die vermeintliche Lustlosigkeit gesucht.

Asexuality Day zur Sichtbarmachung

Der Internationale Tag der Asexualität will hier nun aufklären, das politische Bekenntnis dazu stärken und Asexualität als sexuelle Orientierung weiter etablieren. Nicht zuletzt, weil Ace-Aro-Personen zum Teil auch innerhalb der LGBTIQA-Community um ihre Anerkennung kämpfen müssen.

Wenn es darum gehe, die Identität eines Menschen gerade auch durch seine sexuelle Orientierung zu definieren, dann - so lautet der Einwand - passen Menschen ohne sexuelles Verlangen da auch nicht rein. Mika, die diese Art der Ausgrenzung schon selbst erlebt hat, entkräftet dieses Argument so: „Meine Überzeugung ist, dass man als asexuelle Person auch einer sexuellen Minderheit angehört und deswegen in der Queer-Community Platz haben sollte.“

In den USA und Deutschland jedenfalls ist die Ace-Community schon sehr aktiv. Der heutige International Asexuality Day soll asexuellen Menschen auch in anderen Ländern Mut machen. Mika jedenfalls bedeutet der 6. April sehr viel: „Ich fühl’ mich gesehen, ich fühl’ mich gehört’, ich fühl’ mich wertgeschätzt“, sagt sie, „und diese Sichtbarmachung ist ein erster Schritt für weitere positive Entwicklungen“.

FM4 Auf Laut

Am 6. April ist der erste Internationale Tag der Asexualität. Asexuelle Menschen haben aus verschiedenen Gründen kein Bedürfnis nach Sex und empfinden das auch nicht als Mangel. Aber wo genau liegen die Grenzen zwischen Lustlosigkeit, Abstinenz und Asexualität? Welchen Druck übt eine übersexualisierte Gesellschaft auf Asexuelle aus? Wie leben sie Partnerschaften und Intimität? Wo verorten sie sich in der queer Community und wie wichtig ist das politische Bekenntnis dazu? All das bespricht Alex Augustin mit Ace-Aro-Menschen (asexuell und aromantisch), Sexualberaterinnen und mit euch in FM4 Auf Laut. Anrufen und mitdiskutieren könnt ihr am Dienstag, den 6. April 2021, ab 21 Uhr.

Aktuell: