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Adios

Mischief

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Abschied von der Mafia

Das First-Person-Spiel „Adios“ erzählt eine melancholische Geschichte vom Leben und Sterben - und allem, was dabei wichtig ist.

Von Rainer Sigl

Wenn der weiße Van vor meiner Farm irgendwo im Nirgendwo von Kansas anhält und zwei Typen in teuren Anzügen aussteigen, weiß ich Bescheid: Es ist wieder mal soweit. Hier ein toter Körper, der verschwinden soll, da meine hungrigen Schweine, die das Problem lösen - sehr viel mehr will man gar nicht wissen.

Wann genau ich den grausigen Deal mit der Mafia geschlossen habe, erfahre ich im Videospiel „Adios“ nicht, dafür ist eines von der ersten Minute an klar: Ich will aussteigen - doch wer Mafia-Filme kennt, weiß, dass das leichter gesagt als getan ist.

First-Person-Talker

„Adios“ ist ein First-Person-Spiel, doch Action gibt es hier nicht. Stattdessen lässt mich das sehr filmisch inszenierte Spiel einen Tag auf der Farm verleben, bei dem ich frühstücke, Mist schaufle und die Ziegen melke - und zwar gemeinsam mit einem der Gangster, der über die Jahre fast so etwas wie ein Freund geworden ist. Der will mich von meinem Ausstieg abhalten, aber wenn sich ein sturer alter Bauer etwas in den Kopf gesetzt hat, ist er schwer davon abzubringen.

„Adios“, entwickelt und vertrieben von Mischief, ist für Windows und Xbox One erschienen.

In dem Gespräch darf ich immer wieder entscheiden, was ich genau sage, doch sehr großen Einfluss hat das nicht auf die Geschichte, genausowenig wie die Aktivitäten, denen ich mich hingeben kann - mein Pferd füttern etwa, Hufeisenwerfen, Tontaubenschießen oder eine Runde Angeln. Am Ende des langen Gesprächs und des Tages steht immer ein Abschied - oder besser gesagt: mehrere.

Adios

Mischief

Kurz, aber intensiv

Nach maximal eineinhalb Stunden ist „Adios“ an seinem Ende angelangt, doch das kurze Spiel lässt einen berührt und vielleicht sogar mit einer Träne im Auge zurück. Wie eine wuchtige Short Story oder ein stimmungsvoller Kurzfilm braucht auch diese Geschichte nicht lange, um Eindruck zu hinterlassen.

Dank großartiger Sprecher wird diese Miniatur lebendig und ist ein gelungenes Stück melancholisches Erzählen mit starken, komplexen Charakteren. Sein Autor, Doc Buford, hat vor einigen Jahren schon mit seinem surrealen erzählerischen Experiment „Paratopic“ bewiesen, dass er ein Händchen für originelles Erzählen hat. Bemängeln könnte man bei seinem neuen Spiel eventuell einen Hauch zu wenig Interaktionsmöglichkeit; wer anspruchsvoll erzählende Spiele mag, wird das aber leicht verschmerzen.

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