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Ed Schipul __CC-BY-SA-2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/deed.en)__

The Turnbuckle Chronicles - Wörter aus der Welt des Wrestlings

Wrestling ist eine Kulturform die viele schöne Dinge verbindet: das Spektakuläre eines Sportevents, das Periodische einer Serie, die Unmittelbarkeit des Theaters ebenso wie die Dramatik eines Heldenepos. Wer sich darauf einlässt, wird durch beste Unterhaltung belohnt. Um den Eintritt in die Welt des Wrestlings zu erleichtern, haben Christoph Sepin und Conny Lee diese neue Rubrik ins Leben gerufen.

Von Conny Lee und Christoph Sepin

Der Ring

Willkommen in der Welt des Wrestlings! Steigt mit mir in den Ring! Der schaut normalerweise quadratisch aus, und der Boden im Ring ist natürlich nicht knallhart, sondern auf Holzlatten sind noch Schaumstoff-Matten und darüber ein Stoffüberzug. Wenn zwei besonders riesige Schwergewichte einander durch die Gegend werfen kann man recht deutlich sehen, wie der Untergrund federt.

Außerdem gibt es Treppenaufgänge aus Metall, um in den Ring zu steigen. Viele Wrestler*innen haben allerdings ihre eigenen, charakteristischen Moves entwickelt in den Ring zu steigen, ohne die Treppen zu verwenden. Diese „Steel Steps“ bestehen aus 2 Elementen und sind ein beliebtes Prop im Kampf, wo häufig wer eines der Teile verwendet um damit Gegner anzugreifen.

Umgrenzt wird der Ring von drei Seilen, den Ropes. Die Seile sind federnde Stahlseile, mit Kunststoff ummantelt, und sie spielen in so gut wie jedem Match eine große Rolle, wenn zum Beispiel jemand durch den Ring Anlauf nimmt und sich in die Seile lehnt, um sich wie bei einer Steinschleuder wieder herauskatapultieren zu lassen. „To run the Ropes“ nennt man das.

Und wenn ein/e Wrestler*in zum Beispiel festgehalten wird und sich nicht befreien kann, kann er oder sie versuchen mit den Armen oder Beinen ein Seil zu berühren. Nach so einem „Rope Break“ muss der Gegner sofort loslassen.

In den Ecken werden die Seile von Spannfedern gehalten, über denen eine Polsterung angebracht ist. „Turnbuckles“ heißen diese Ecken. Ein wundervolles Wort und Titelgeber dieser neuen FM4 Kokumne. Im Laufe eines Matches werden Gegner*innen gerne gegen die Turnbuckles geschleudert, oder man klettert auf den Turnbuckles nach oben um dann in atemberaubenden stunts vom obersten Seil im Rückwärtssalto in den Ring und auf die Gegner zu springen.

The Turnbuckle Chronicles - Der Ring

Kayfabe

Okay, ja, Wrestling ist fake – genauso wie Filme, Serien, Bücher, Games, Comics – fast alles in der Popkultur eigentlich. Und das ist super so, weil dadurch können ganz fantastische Geschichten im und außerhalb des Rings erzählt werden – und trotzdem ist es wichtig, dass Wrestlerinnen und Wrestler so tun als ob das alles ganz echt und ernst gemeint ist, was da so passiert – egal ob das Wrestler sind, die mit Feuerbällen aufeinander schießen, die sich mit Golfbuggies durch ein Footballstadion jagen oder sich gegenseitig wegen ihrer argen Moves verklagen wollen.

„Kayfabe“ ist ein Wort, dessen Herkunft nicht genau geklärt ist, aber das zum ersten Mal im New York der 30er Jahre schriftlich aufgetaucht ist. Kayfabe so nennt sich diese Hingabe von Wrestlerinnen und Wrestlern niemals aus der In-Ring-Persona auszubrechen, niemals den eigenen Charakter aufzugeben, egal wie supergut oder superböse die Figur ist, die man darstellt. Und das bedeutet: Wird eine Wrestlerin oder ein Wrestler interviewed, die oder der einen Heel, also einen Bösewicht verkörpert, dann werden die auch richtig bösartig rüberkommen. Egal, ob das jetzt im echten Leben die nettesten Menschen der Welt sind:

Im Internetzeitalter ist das natürlich alles nicht mehr so leicht möglich, dieses ständige Aufrechterhalten einer fiktiven Welt. Daher ist Kayfabe auch nicht mehr so ein Riesending wie zum Beispiel in den 1990ern, als wir vermutet haben, dass der Undertaker wirklich auf einem Friedhof lebt. Aber: Kayfabe lebt auch heute noch. Wenn sich Wrestlerinnen und Wrestler zum Beispiel über Social Media anfeinden, dann weiß man nie genau: Ist das jetzt echt, oder nicht? Wird mir hier eine Story vorgespielt, werde ich „geworked“, wie der Wrestlingbegriff lautet, oder nicht?

Was ist Realität? Und was ist Fiktion? Das ist im Wrestling nie so leicht zu sagen. Und ist einer der vielen Gründe, warum das alles so eine fantastische und faszinierende Kulturform ist. Wenn ein Schauspieler mit den Dreharbeiten zum neuesten Marvelfilm fertig ist und Promo macht, dann wird der wohl beim Interview keinen Superhelden mehr spielen. Wrestlerinnen und Wrestler machen das schon – so ist die wunderbare Welt des Wrestlings, so ist die wunderbare Welt von Kayfabe.

The Turnbuckle Chronicles - Was ist Kayfabe?

Faces & Heels

Gute gegen Böse - das ist der perfekte Konflikt jeder Geschichte. Und im Wrestling werden alle in diese beiden Kategorien eingeteilt. Die Guten nennt man „Faces“. Das kommt von „Babyface“. Sie kämpfen fair, helfen anderen Faces und werden im Idealfall vom Publikum bejubelt. Aber nicht immer - es kommt auch vor, dass jemand zwar eigentlich als Face vermarktet wird, aber das Publikum ihn trotzden hasst - Paradebeispiel Roman Reigns.

Den Faces gegenüber stehen die „Heels“.
Der Begriff „Heel“ ist ein altes Slangwort für eine niederträchtige Person. Heels sind die fiesen, gemeinen im Wrestling, die sich nicht an Regeln halten, die übermäßig brutal im Kampf vorgehen, die auch auf Schiedsrichter und Publikum losgehen - und sie sind in den allermeisten Fällen die interessanteren Charaktere. Es gibt die richtig bösen Heels, die scheinbar keine Skrupel kennen, wie beispielsweise Randy Orton, der als der „Legend Killer“ immer wieder beliebte, ältere Hall of Fame Wrestler beschimpft und verspottet.

Es gibt aber auch die feigen Heels, die beim Kampf unfaire Mittel einsetzen oder deren Verbündete sich während des Matches einmischen.

Manche Heels und Faces haben Konflikte die sich über einen längeren Zeitraum hinziehen - das nennt man dann eine Fehde und es verleiht dem Wrestling einen wundervollen Seriencharakter

Aber dass jemand im Wrestling ein Face oder ein Heel ist, ist nicht in Stein gehauen. Von Zeit zu Zeit wechselt auch jemand die Seiten. Ein Face beschließt . zum Beispiel, sich nicht mehr an die Regeln zu halten, oder schließt sich einer fiesen Truppe an. „Heel Turn“ nennt man das dann. Diese Umwandlung kann ein Prozess über längere Zeit sein, kann aber auch in einem Moment während eines Matches passieren.

The Turnbuckle Chronicles - Faces & Heels

Matches

Die allermeisten Wrestlingmatches finden ganz basic statt: 2 Kontrahentinnen oder Kontrahenten stehen sich in einem Ring gegenüber und gewinnen kann man in dem man Gegnerin oder Gegner für drei Sekunden mit beiden Schultern auf die Matte drückt - also „pinnt“ - zur Aufgabe bringt, oder eine Person 20 Sekunden ausserhalb des Rings bleibt und damit ausgezählt wird – das nennt man dann „Count-out“.
Treffen mehrere Wrestlerinnen und Wrestler im Ring aufeinander dann spricht man von einem „Tag Match“: Das kann zum Beispiel 2 gegen 2 oder 3 gegen 3 stattfinden. Meistens wird da abgeklatscht, also getaggt, um die aktive Person im Ring zu bestimmen, die dann auch pinnen darf.
Wenn noch mehr Leute miteinander wrestlen, spricht man von einem Battle Royale: Da ist der Ring voll mit Wrestlerinnen und Wrestlern und man scheidet aus, indem man über das oberste Seil, das Top Rope, geworfen wird. Die letzte Person im Ring gewinnt.

Wenn mal wirklich arg hergeht, dann spricht man im Wrestling von Lights Out, Hardcore oder Deathmatches. Da gibt’s oft wenige Regeln, keine Disqualifikation oder es können Waffen eingesetzt werden, von Stühlen, Leitern und Tischen bis zu Reisnägeln oder Legosteinen!

Und dann gibt’s noch unzählige weitere, verrückte Matcharten: Cage Matches in Käfigen, Leitermatches, wo man sich aus hohen Höhen einen Preis, oft einen Championshipgürtel holen kann, Matches in denen sich Wrestlerinnen und Wrestler in einen Pool werfen müssen, Matches in denen der Ring brennt oder eines der berüchtigtsten Matches überhaupt: Das Exploding Barbwire Deathmatch, in dem Ringseile in Stacheldraht eingewickelt sind und bei Berührung explodieren.

The Turnbuckle Chronicles - Matcharten

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