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LGBTIQ* in Afrika: „Homophobie ist ein koloniales Virus“

Viele afrikanische Länder haben bis heute äußerst rigide Gesetze, wenn es um die Rechte der LGBTIQ* Gemeinschaft geht. Aber der Aktivismus am Kontinent ist laut und sichtbar wie nie zuvor. Ein Gespräch mit drei Aktivist*innen aus Ghana, Äthiopien und Nigeria.

Von Melissa Erhardt

In Ghana hetzen seit Monaten Medien, Politiker*innen und die Kirche gegen Homo- und Transsexuelle und fordern härtere Maßnahmen gegen die LGBTIQ* Community. Die Debatte dort ist entstanden, nachdem in der Hauptstadt Accra eine Art Safe Space für queere Ghanaer*innen eröffnet und wenige Wochen später von der Polizei wieder geräumt worden ist. Aktivist*innen fordern seither unter dem Hashtag #GhanaGetsBetter mehr Sichtbarkeit und mehr Unterstützung für die queere Community im Land, an die sich auch prominente Vertreter*innen wie Naomi Campbell, Idris Elba und zuletzt der Culture Club-Sänger Boy George angeschlossen haben.

Währenddessen ist in Angola im Februar diesen Jahres nicht nur die Bestrafung von Homosexualität abgeschafft worden - auch die Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung ist jetzt verboten. Wer also eine Person wegen ihrer sexuellen Orientierung nicht einstellen will, muss nun mit einer Gefängnisstrafe von bis zu zwei Jahren rechnen.

Gegenläufige Entwicklungen

Wenn es um die Rechte der LGBTIQ* Community am afrikanischen Kontinent geht, verlaufen die Kämpfe sehr gegenläufig. Immer mehr Länder – vor allem im Süden Afrikas – befreien sich nach und nach von den kolonialen Gesetzgebungen, die Homosexualität im 19. Jahrhundert tabuisiert und kriminalisiert haben, zuletzt Botsuana, nun eben Angola. In den meisten Ländern sind es aber vor allem religiöse Gruppen, die sich gegen queere Lebensformen stark machen.

Ein Beispiel dafür ist Äthiopien, wo Organisationen, die sehr eng mit der orthodoxen Kirche verwoben sind, seit Jahren härtere Strafen und Konversionstherapien für homosexuelle Menschen fordern und dabei immer wieder darauf beharren, dass Homosexualität durch Entwicklungshilfe und neue Technologien im Land verbreitet werden würden und es gar eine ‚westliche Krankheit‘ sei.

Auch in Kenia wies der Oberste Gerichtshof 2019 eine Petition zurück, die die Entkriminalisierung sexueller Handlungen zwischen gleichgeschlechtlichen Menschen forderte. Immer wieder wurde dabei von den Petitions-Gegner*innen auf die kenianische Kultur verwiesen, in der Homosexualität keinen Platz habe und die sich durch die gemeinsame Ablehnung von Homosexualität erst auszeichnen würde.

Karte

Datawrapper / Melissa Erhardt

Genau gegen solche Mythen und Vorurteile wehren sich aber immer mehr Aktivisten und Aktivistinnen. Sie schaffen Gegenargumente, indem sie sich auf zahlreiche Studien und Bücher beziehen, die die Vielfalt der queeren Lebensweisen im prä-kolonialen Afrika beleuchten: Etwa die Chibados in Angola, die als Männer geboren wurden aber als Frauen lebten oder die Female Husbands, also Ehen zwischen zwei Frauen, die vor allem in Nigeria sehr verbreitet waren. Der Aktivismus findet vor allem online statt und macht die Forderungen der queeren Community lauter und sichtbarer denn je. Hier sind drei von ihnen.

Va-Bene Elikem Fiatsi, Künstlerin und Aktivistin (Ghana)

Portrait Va-Bene

Va-Bene Elikem Fiatsi

Va-Bene Elikem Fiatsi, auch bekannt als crazinisT artisT, ist Board-Mitglied bei LGBTIQ* Ghana und Direktorin der Perfocraze International Artist Residency. Das Zentrum in Kumasi (Ghana) hostet jährlich mehr als 60 Künstler*innen aus verschiedenen Ländern und Hintergründen, ein Großteil davon ist queer. Zwar ist es kein offizieller LGBTIQ* Space, trotzdem ermutigt Va-Bene Elikem Fiatsi vor allem junge queere Menschen, die Probleme mit ihrer Identität oder ihrer Familie haben, ins Zentrum zu kommen um dort von anderen zu lernen oder einfach persönliche Gespräche zu führen.

Du bist Board-Mitglied bei LGBTIQ* Ghana. Im Jänner habt ihr ein Community Zentrum in Accra errichtet, das kurz darauf von der Polizei geräumt wurde. Warum ist es so wichtig, so einen Safe Space zu haben?

Es gibt so viele Mythen und Missverständnisse, wenn es um LGBTIQ* Themen geht. Die Leute können nicht einmal zwischen Pädophilen und Schwulen unterscheiden. Wir wurden immer stigmatisiert und als Menschen definiert, die andere Menschen dazu zwingen, schwul oder lesbisch zu werden. Durch die Eröffnung dieses Zentrums hatten die Leute Angst, dass wir damit ihre Kinder beeinflussen könnten. Es war schon immer so, dass die Leute uns als eine Art „ansteckende Krankheit“ betrachten: Wenn wir in ihnen zu nahe kommen, wenn wir sie umarmen oder ihnen die Hand geben, werden Sie automatisch schwul, trans oder lesbisch. Das ist so naiv und ignorant. Deswegen brauchen wir einen Raum, um uns gegenseitig aufzuklären. Denn nur dann können wir dieses Wissen auch weitergeben - auch an Homophobe.

Woher kommt diese Ablehnung der queeren Community in Ghana? Im Gesetzbuch steht ja nicht, dass Homosexualität verboten ist, sondern nur, dass ‚unnatürlicher Geschlechtsverkehr’ verboten ist.

LGBTIQ* Aktivitäten und verwandte Themen wurden in Ghana tabuisiert und kriminalisiert, obwohl das gar nicht in der Verfassung steht. LGBTIQ* Aktivitäten wurden als krimineller Akt interpretiert. In der Verfassung steht aber nur, dass „unnatürlicher Geschlechtsverkehr“ ein Verbrechen ist. Das würde eigentlich auch ein heterosexuelles Paar betreffen, die z.B. Analsex praktizieren. Denn als „unnatürlicher Geschlechtsverkehr“ wird Geschlechtsverkehr interpretiert, bei dem ein Penis etwas anderes als eine Vagina penetriert. Diese Definition kommt aus dem biblischen Kontext. Aber im echten Leben sind LGBTIQ* – Gruppen die einzigen, die von diesem Gesetz betroffen sind.

Auf deiner Instagram-Seite sprichst du immer wieder über das „Koloniale Virus“ bzw. die „religiöse Pandemie“. Was meinst du damit?

Wenn ich „Koloniales Virus“ sage, beziehe ich mich damit auf die Reproduktion der kolonialen Unterdrückung. Ich habe das Gefühl, dass es zu einer Art Pandemie geworden ist, dass wir sie (Anm.: die Kolonisatoren) nicht mehr als etwas Fremdes sehen, weil sie schon Teil unseres Systems sind. Christen verurteilen zum Beispiel queere Menschen als fremd und unafrikanisch, aber das Christentum empfinden sie nicht als fremd. Dabei ist es ja das gleiche Christentum, das unsere Tradition, unsere Bräuche und unsere Glaubenssysteme verteufelt hat. Sogar unser Schwarzsein wurde vom Christentum über Jahrhunderte hinweg dämonisiert und verurteilt, und wir haben das internalisiert. Ich denke sogar, dass die meisten Afrikaner*innen selbst anti-Schwarz sind, weil uns dieses Koloniale Virus beherrscht.

In deiner Kunst finden sich viele biblische bzw. religiöse Elemente wieder, zum Beispiel wenn du dich bei einer Performances auf das Kreuz hängst. Woher kommt diese Verbindung und was haben diese Symbole zu bedeuten?

Ich war früher selbst Christ, ich war Prediger und Evangelist. Ich bin zwar nicht in die Pastorenschule gegangen, aber ich wurde als Pastor bezeichnet, weil ich das Evangelium gepredigt und in Kirchen gelehrt habe. 2010, mit 29 Jahren, habe ich begonnen zu studieren. Diese Zeit von 2010 bis 2013 war eine der schwierigsten Phasen für mich, ich habe begonnen mich selbst zu suchen, ich habe das Christentum zurückgewiesen und eine Transition begonnen, die vor allem mental stattgefunden hat. Auch meine Familie hat mich in der Zeit zurückgewiesen, weil sie christlich und homophob waren. Das war eine Art Tod für mich: Das alte Ich loszuwerden und nach einem neuen Ich zu suchen. Und dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen, aber diese christliche Symbolik, die christlichen Bilder und die christliche Sprache bleibt in meiner Kunst erhalten. Das bin einfach ich. Diese Konfrontation mit meiner eigenen Vergangenheit und der Ironie, die das Christentum selbst darstellt, ist zu einem wichtigen Weg für mich geworden, die Gesellschaft zu durchdringen und das koloniale System zu „hacken“.

Deine Pronomen sind “she“ oder „sHit“. Warum sHit?

In meinem Land, in unserer Sprache, haben wir kein Wort für „sie“, „er“ oder „es“. Das gleiche Wort, das eine Frau qualifiziert, qualifiziert auch einen Mann, es gibt keine Pronomen. Für mich ist she/he/it euro-amerikanischer „shit“. Es ist ein Weg für mich, mir diesen „shit“ anzueignen und ihn zu meiner Macht zu machen. Deswegen kombiniere ich she he it und mache es zu shit.

Basiru Alumbugu, Menschenrechtsanwalt (Nigeria)

Portrait Basiru Alumbugu

Basiru Alumbugu

Basiru Alumbugu ist Menschenrechtsanwalt und Programm-Koordinator bei der African Queer Youth Initiative. Die Initiative ist 2015 in Kenia gegründet worden und unterstützt und mobilisiert junge LGBTIQ* Aktivist*innen in ganz Afrika. Sie organisieren Trainings und Stipendien, veranstalten Online-Seminare und versuchen vor allem Themen der jungen LGBTIQ*-Community anzusprechen.

Wie schätzt du die allgemeine Situation am Kontinent gerade ein? Gibt es eine Tendenz in eine bestimmte Richtung?

Es ist ein langsamer Prozess. Auch wenn sich einige Länder zum Besseren verändern, kann man das nicht für den ganzen Kontinent verallgemeinern. Es gibt diese gegenläufige Revolte, die man immer wieder von Homophoben bekommt. Jetzt wo Angola Homosexualität entkriminalisiert hat, fürchten sie, dass das auch in Nigeria oder Ghana passieren wird. Das wollen sie nicht. Aber am Ende des Tages geben Beispiele wie Angola auch Hoffnung, dass die Arbeit, die die Aktivist*innen machen, eine Wirkung hat. Eines kann ich auf jeden Fall sagen: Aktivist*innen werden immer selbstbewusster. Die Leute sind wütend und setzen sich zur Wehr, sie nutzen alle Ressourcen, die sie haben, um sich zu engagieren – und vor allem die Nutzung sozialer Medien für die Bewegung ist buchstäblich explodiert.

Was sind die Vorteile von Social Media für die queere LGBTIQ* Bewegung in Afrika?

Es macht den Aktivismus einfach und effektiv und es ist ein schneller Weg, um Botschaften mit einer größeren Reichweite zu senden. Du kannst in Togo wohnen, aber deine Nachricht erreicht in wenigen Minuten den halben Kontinent oder mehr. Zum Beispiel wurde der Endsars-Protest in Nigeria durch den Einsatz von Social Media global verbreitet. Und auch die jüngsten Angriffe auf die Rechte von Homo- und Transsexuellen in Ghana wurden durch den Einsatz von sozialen Medien sichtbarer. Man kann einfach nicht mehr sagen, dass es keine LGBTIQ* Menschen gibt, denn sie zeigen sich auf Instagram, Twitter & Co. Aktivismus hat mit Social Media ein neues Gesicht bekommen und das ist etwas, das auch wir uns zunutze machen. Zum Beispiel mit unserem Programm „Fueling digital activism“, mit der wir die Nutzung von Social Media als Werkzeug für Aktivismus verbessern wollen.

Ihr beschäftigt euch vor allem mit, Themen die besonders junge queere Menschen betreffen. Was wäre so ein Thema?

Es gibt zum Beispiel etwas, das man Chemsex nennt, also wenn Leute Drogen nehmen, um ein höheres Level an sexueller Befriedigung zu bekommen. Darüber wird in der breiteren Bewegung nicht gesprochen. Wenn man dieses Thema anspricht, heißt es: Das ist kein wichtiges Thema, wir reden hier über wichtige Themen. Aber diese Themen sind genauso wichtig. Chemsex führt zum Beispiel zu hohen Raten von HIV-Übertragungen, weil man nicht mehr dazu fähig ist, überlegte Entscheidungen zu treffen.

Ein Thema, das ihr auch ansprecht, ist der erschwerte Zugang zu Sozial- und vor allem Gesundheitssystemen. Hat Corona die Situation verschlimmert?

Corona hat die krassen Ungleichheiten offenbart, die es gibt. Die Maßnahmen der Regierungen sind nicht inklusiv genug, sie berücksichtigen die besonderen Bedürfnisse der LGBTIQ* Gemeinschaft nicht, denn für sie existieren sie nicht. Während der Pandemie waren viele LGBTIQ* Organisationen gezwungen, zu schließen und virtuell zu arbeiten, so dass sie bestimmte Dienste nicht anbieten konnten. Viele queere Leute mussten während des Lockdowns auch zu Hause bei ihren homophoben Familien bleiben, da wurde die Diskriminierung besonders sichtbar. Wir haben eine Situation von jemandem erlebt, der wegen der Pandemie gezwungen war, bei seiner Schwester und ihrem Mann zu bleiben. Der Ehemann der Schwester hat diesen 19-Jährigen mit jemandem auf Grindr chatten gesehen, verprügelte ihn und schmiss ihn aus dem Haus. Aber die Quarantäne war ja in Kraft, also hat diese Person nirgendwo hingehen können und musste wieder nach Hause gehen, sich entschuldigen, und versichern, dass er nicht mehr homosexuell sei. Und auch das Polizeisystem hat die Pandemie als Werkzeug benutzt, um eine Form von Gewalt gegen die LGBTIQ* Community auszuüben. Sie benutzen die Pandemie als Grund dafür, Razzien in Safe Spaces und Community-Häusern zu machen.

Faris Cuchi Gezanghe, Aktivist*in und Künstler*in (they/them)

Faris Cuchi Gezahegn

Emir Dizdarevic

Faris Cuchi Gezahegn ist ein*e femme, non binary, queere Person aus Äthiopien. Seit 2017 ist Faris in Österreich und hat von hier aus die LGBTIQ* Organisation House of Guramayle mitgegründet, arbeitet aber auch bei Queer-Base Vienna als Mental Health-Trainer*in und ist aktives Mitglied bei Afrorainbow Austria. Faris ist außerdem Performance-Artist.

Wie ist die Situation für die LGBTIQ* Community in Äthiopien?

Queer zu sein ist in Äthiopien illegal, man kann dafür bis zu 15 Jahre ins Gefängnis gehen. Aber auch sich selbst zu akzeptieren und für seine Rechte einzutreten ist strafbar. Die Queer-, Homo- und Transphobie ist so allgegenwärtig, dass sie erfolgreich unsichtbar gemacht wird. Wenn man versucht, in Äthiopien nach Geschichten und medialer Aufmerksamkeit zu suchen, die sich auf Queerness beziehen, ist das sehr begrenzt, weil die äthiopische Regierung und die Gesellschaft es erfolgreich schaffen, die Diskriminierung und den Hass, dem wir ausgesetzt sind, unsichtbar zu machen. Unsere Strategie als Aktivist*innen war daher immer zu sagen: Wir machen euch öffentlich homophob, weil homophob seid ihr bereits.

Was ist deiner Meinung nach das größere Problem: die Strafgesetze, die gleichgeschlechtliche Beziehungen und Geschlechtervielfalt kriminalisieren, oder die gesellschaftliche und religiöse Einstellung zu Homosexualität und Geschlechtervielfalt?

Religion spielt in Äthiopien eine sehr große Rolle, auch bei der Meinungsbildung von Gesetzgebern. Im Jahr 2019 hat die äthiopische Zivilgesellschaft zum ersten Mal offiziell eine Lizenz an eine Anti-Queere-Organisation vergeben, die öffentlich sagt: „Wir sind gegen Homosexualität in Äthiopien“. Und es gibt eine direkte Verbindung von dieser Organisation zur evangelischen Kirche in den USA, obwohl die Organisation stark von der äthiopisch-orthodoxen Kirche beeinflusst ist. Letztes Jahr, als die COVID-Pandemie losging, gab es eine Kampagne, die buchstäblich Homosexualität für die Pandemie verantwortlich machte. Darin hieß es: Gott bestraft uns gerade wegen der Homosexualität.

Du hast die Organisation „House of Guramayle“ mitgegründet, eine LGBTIQ* Plattform, die sich für die Menschenrechte von queeren Äthiopier*innen einsetzt und auch die erste Horn of Africa Virtual Pride Parade überhaupt organisiert hat. Was sind eure Strategien im Allgemeinen und wie arbeitet ihr?

Unser Hauptpfeiler ist die Produktion von Gegenerzählungen und der „Ausgrabungsprozess“. So gehen wir zum Beispiel in der Zeit zurück und beziehen uns auf viele Studien, um andere Geschichten und Realitäten auszugraben und offen zu legen. Es gibt zum Beispiel eine Princeton-Studie, die sich auf lesbische Nonnen im 13. Jahrhundert bezieht. Oder im südlichen Teil Afrikas gibt es einen existierenden Stamm, der geschlechtliche und sexuelle Varianz wertschätzt und Konzepte wie „Wife-Husband“ hat. Eine andere Gegenerzählung, die wir verwenden, ist die Interpretation der Bibel. Es gibt immer zwei Interpretationen: Die eine Art, den Text zu verstehen, ist zu sagen: „Das ist der Text und so praktizieren wir ihn“. Und das andere Verständnis ist: „Das sagt der Text - aber in der Realität, in der wir leben, ist es anders.“ Wir fordern also diese religiöse Rhetorik heraus, laut der wir eine Abscheulichkeit sind. Und eine andere Gegenerzählung, die wir verwenden, ist, dass wir uns einfach selbst in den Mittelpunkt stellen. Die Homophobie, die Queerphobie und die Transphobie der Menschen dreht sich nicht um uns, sondern darum, dass sie voller Hass sind. Wir sprechen über Dinge, die für uns wichtig sind. Wir zentrieren uns wirklich selbst und erzählen unsere eigenen Geschichten.

Ein großer Teil deiner Arbeit findet online über Social Media statt. Welche Rolle spielt Social Media für dich?

Was Social Media tatsächlich getan hat, war, dass es uns die Möglichkeit gegeben hat, uns selbst zu schützen, aber gleichzeitig Sichtbarkeit zu schaffen und das Gatekeeping zu durchbrechen. Es hat uns auf eine sichere Art und Weise eine Stimme gegeben.

Was ist deiner Meinung nach das Wichtigste, das für die LGBTIQ*-Gleichstellung in Äthiopien und auf dem afrikanischen Kontinent getan werden muss?

Man kann das aus so vielen verschiedenen Blickwinkeln sehen. Einer ist natürlich das Lernen. If you know better, you do better. Daran glaube ich absolut. Aber es gibt auch eine andere Sache, die Veränderung bringen würde. Im Globalen Norden ist die queere Bewegung sehr weiß. Das muss geändert werden. Denn wenn die Leute zu Hause, in meinem Land, neugierig sind und googeln „Hm, was hat es mit Queerness eigentlich auf sich“ und dann sehen sie nur Weiße in den Bilder-Ergebnissen, dann werden sie natürlich sagen: Das ist ein westliches Ding, das ist ein weißes Ding, das ist kein afrikanisches Ding oder äthiopisches Ding.

FM4 Homebase-Spezialstunde am Mittwoch, den 14.4. ab 21 Uhr

Für eine Homebase-Spezialstunde haben wir mit der queeren Künstlerin und Aktivistin Va-Bene Elikem Fiatsi aus Ghana, Faris Cuchi Gezahegn, non-binary Aktivist*in und Künstler*in aus Äthiopien und Basiru Alumbugu, Aktivist in der African Youth Queer Initiative über den Kampf für mehr Sichtbarkeit, die Rolle der Sozialen Medien und den kolonialen Wurzeln von Homo- und Transphobie in Afrika gesprochen.

Die Interviews kannst du auch für 7 Tage im FM4 Player hören!

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