Diktatoren lieben Schlösser

Egal ob Ceaușescu in Rumänien, Erdogan in der Türkei oder Putin in Russland: Sie alle sind der Meinung, dass ihnen zwei, drei oder sogar zwölf Zimmer nicht reichen.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Man braucht mindestens 200 Zimmer, dazu Swimmingpools, wo das Wasser aus goldenen Rohren rinnt, private Kinosäle und Parkplätze von der Größe des Praters. Das ist natürlich kein neues Phänomen.

In Frankreich zum Beispiel wurden schon immer sehr viele Schlösser gebaut. Dafür gibt es aber eine Erklärung: Es gab damals keine WCs und die Adeligen mussten ihre Geschäfte in den Ecken der Zimmer verrichten. Deshalb brauchte man so viele Zimmer. Und wenn das ganze Gebäude so stark nach Urin gerochen hat, dass man es nicht mehr aushalten konnte, dann baute man halt ein neues.

Aber das Innen-WC gibt es jetzt auch schon lange, also fragt man sich, warum heutige Diktatoren wohl riesige Schlösser brauchen.

Es schaut so aus, dass je schlechter es dem Volk geht, desto größere Schlösser die Herrschenden brauchen. Man kann nachschauen wie der Durchschnittsrusse heute lebt und wie groß das Schloss von Putin in Gelendschik ist. Oder wie die Menschen in der Türkei zur Zeiten einer 20-prozentigen jährlichen Inflation ausharren und wie die Häuser von Erdogan ausschauen. Gerüchte zufolge soll im türkischen Haushalt schon mit Geld für zwei weitere Schlösser gerechnet werden, die man dieses Jahr bauen sollte.

Alle Diktatoren glauben, dass es ihnen zusteht in Schlössern zu leben. Sie sagen, dass das gar nicht ihre Schlösser sind, sondern Schlösser des Volkes. Warum wird dann das Volk immer eine Schusslänge von den Schlössern weggehalten? Vielleicht weil sich alle daran erinnern, wie das Schloss von Gadaffi 2011 gestürmt wurde und Obdachlose in seinen Ruinen einzogen.

Man macht alles nur des Volkes wegen. Jedes Schloss schafft Arbeitsplätze. Wenn man das Land mit Schlössern überzieht, können alle zum Schlosspersonal werden. Man sagt, dass der Topkapi Palast in Istanbul allein für die Versorgung der Öfen 2000 Menschen als Personal gebraucht hat. Erdogan bezieht sich immer wieder auf der Größe des osmanischen Reiches, durch Schlösserbau will er die Arbeitslosigkeit bekämpfen. Und Putin wird überhaupt dafür sorgen, dass jeder Russe ein eigene Schloss hat. Wenn nicht auf dieser Welt, dann in der nächsten.