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Der Song zum Sonntag: Tirzah - „Send Me“

Tirzah aus London hat 2018 ihr Album „Devotion“ veröffentlicht, letztes Jahr ist sie auf der neuen Mura Masa-Platte zu hören gewesen, mit dem minimalistischen „Send Me“ meldet sie sich jetzt zurück.

Von Christoph Sepin

Sehr gute Lieder können das manchmal, sich lange immer wieder wiederholen – und schaffen es, wunderbar zu werden, ohne dass sie ein Korsett von Strophe, Bridge und Refrain in Form zwingt. Und so ist das auch mit „Send Me“, dem neuen Song von Tirzah, ein Lied, das sich atmosphärisch-melancholisch im Kreis dreht. Gitarren erinnern an den manchmal rauen, manchmal trockenen Grunge der 90er, langsam begleitet ein Schlagzeug dazu. Um was es geht, in den Lyrics vom Song, das soll man auch in den Instrumenten hören.

“As I hold, I am held, as you heal, I heal” schreibt Tirzah Mastin online dazu und macht klar: Kein Mensch ist nur eine Insel, kein Mensch ist alleine, wir sind alle irgendwie miteinander verbunden und wenn wir gut zu anderen sind, dann wird es uns selbst wohl auch besser gehen. Und wie auch in den Loops von Gitarre, Drums und Co. zu hören: Es ist alles ein Kreis, es dreht sich alles vor sich hin.

Im Jahr 2018 erschien das Debütalbum von Tirzah aus London - „the sound of contemporary contemplation“ schrieb das Label Domino Records dazu. Anfang 2020 hatte sie einen Gastauftritt auf Mura Masas Platte „R.Y.C.“ - und meldet sich jetzt mit ihrem neuen Song „Send Me“ zurück.

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Von der Rückkehr ins Leben als Musikerin nach der Geburt eines Kindes handelt das Lied. Es geht um Dankbarkeit für Unterstützung und die Liebe zwischen einer Mutter und ihrem Kind. Und da passt auch schon die erste Zeile des Songs dazu: „Send me, sun at dawn“ singt Tirzah da, schick mich los, die Sonne geht auf, es ist Morgendämmerung. Und draußen wartet eine ganze Welt.

Im sanften Nebel der Lyrics und in der Wiederholung der Instrumente ist nicht immer alles ganz klar - Textzeilen können schon ineinander verschwimmen, wenn Tirzah einmal das titelgebende „Send Me“ und dann „Zombie“ singt. Zombie wie der Kontrollverlust, wie das automatisierte Ausüben von Tätigkeiten, wie den Erwartungen zu entsprechen, die andere haben? Es ist offensichtlich nicht alles so simpel, die vagen Lyrics bieten da auch keine Lösung, sollen das aber vermutlich auch nicht.

Dann singt Tirzah von Heilung, von der Unterstützung und Liebe, die sie braucht und von der Welt da draußen: „And on and on and on“ lautet da die Zeile bevor dann tatsächlich noch eine verzerrte Gitarre das Finale des Lieds spielen darf und Disruption in den ansonsten ruhigen Song bringt. Das ändert nichts daran, trägt vielleicht sogar dazu bei, dass „Send Me“ hypnotisch und minimalistisch ist, wie ein kurzes Pausieren der Wirklichkeit. Ein Blick nach vorne von Tirzah, morgen ist wieder ein Sonnenaufgang. „Gonna let it heal some more, let me heal and now I’m sure“.

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