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Mann trägt große Oscar-Statue auf der Schulter

dpa

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Das sollte man über die anstehende Oscar-Verleihung wissen

Wer soll gewinnen, wer wird gewinnen und was ist an den nominierten Filmen dieses Jahr außergewöhnlich? Im FM4 Filmpodcast dreht sich diesmal alles um die anstehende Oscar-Verleihung.

Von Pia Reiser

Es sei, wie ein Flugzeug zu bauen, während es in der Luft ist. Was klingt wie der Plot von einem Michael-Bay-Film mit Nicolas Cage in der Hauptrolle, ist die Metapher für die diesjährige Oscar-Verleihung. Eingefallen ist sie Steven Soderbergh, der dieses Jahr einer der Produzenten der Oscar-Show ist.

Und tatsächlich ist nach einigen Jahrzehnten, in denen die Oscars mehr oder weniger inszenierungstechnisch same procedure as every year waren, mit dem weirden Ausreißer im Jahr, als man James Franco und Anne Hathaway als Hosts auf die Bühne gestellt hat, dieses Jahr vielleicht die Frage, wie die Show aussehen wird, fast spannender als die Frage, wer ausgezeichnet wird.

Szenenbilder aus "Mank"

Netflix

10 Mal nominiert: „Mank“ von David Fincher

In einem Jahr, in dem sich die Academy of Motion Pictures Arts and Sciences nominierungstechnisch ein Mitarbeitsplus verdient hat (#oscarssowoke), was die Diversität bei den nominierten Schauspieler*innen und die Vielfältigkeit der nominierten Filme angeht, wird sich auch die Oscar-Nacht 2021 von all den vorangegangenen Oscar-Nächten unterscheiden. Nicht nur ist die Verleihung pandemiebedingt zwei Monate weiter ins Jahr hineingerutscht - üblicherweise hat man Ende April schon wieder vergessen, wer Ende Februar ausgezeichnet worden ist -, sondern zusätzlich zu den Show-Produzenten ist auch die Pandemie so etwas wie ein ausführender Produzent der Veranstaltung. Masken, zum Beispiel, so Soderbergh, würden eine wichtige Rolle spielen. Und die wichtigste Regel ist schließlich das Verbot von genau dem, was Preisverleihungen der letzten Zeit erst möglich, aber auch unerträglich gemacht hat: Zoom. Das heißt aber nicht, dass alle Nominierten in Los Angeles anwesend sein werden, doch statt auf wackelige Videotelefonie setzt man auf satellite hook-ups. „We can control the image, the sound, working it into the overall show [more seamlessly]“, so Soderbergh.

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Man solle sich nicht auf eine übliche Preisverleihung einstellen, sondern auf ein „filmisches Erlebnis“, so die Produzent*innen weiter. Stattfinden wird die Oscar-Verleihung in Los Angeles an zwei Orten, dem Dolby Theatre und der Union Station, zusätzlich wird es Außenstellen in Paris und London geben, für die Nominierten, die nicht für das Drei-Stunden-Spektakel in die USA reisen wollten oder konnten. Viele Elemente der Preisverleihung wurden bereits aufgezeichnet. Der Einlauf am roten Teppich, der sonst eine große Rolle spielt, wird diesmal teeny-tiny sein und die Aufführung der nominierten Songs hat man in eine Pre-Show ausgelagert, das könnte man ruhig auch post-pandemisch so beibehalten, die Gesangseinlagen machen eine ohnehin schon lange Show noch um einiges länger und sind selten interessant. Nach 30 Jahren Oscars-Anschauen kann ich mich an genau zwei Auftritte von Musiker*innen erinnern, an Three 6 Mafia und Lady Gaga.

Doch die Versprechungen der Produzent*innen, dass es dieses Jahr eine One-of-a-kind-Show sein wird, werden wohl auch kein großes Publikum vor die Fernseher locken; die Zuseherzahlen nehmen seit Jahren ab, letztes Jahr waren sie auf einem Rekordtief von zirka 23 Millionen Zuseher*innen in den USA. Das Publikum orientiert sich im Grunde an der Blockbusterhaftigkeit der nominierten Filme. (Im Jahr, als „Titanic“ nominiert war, haben 57 Millionen Menschen in den USA zugesehen, als James Cameron der Welt entgegengebrüllt hat, dass er der König der Welt sei.)

Filmstill Nomadland

Viennale

Wird wohl als „Best Picture“ ausgezeichnet werden: „Nomadland“ von Chloe Zhao

Nun ist die Auswahl der nominierten zehn Filme in der Kategorie „Best Picture“ durchaus außergewöhnlich. Vor allem „Promising Young Woman“ und „The Sound of Metal“, „Judas and the Black Messiah“, aber auch „Minari“ sind alles andere als klassische Oscar-Filme, durch die pandemiebedingt geschlossenen Kinos hatte ja aber auch kein Film die Chance, ein Blockbuster zu sein. Die Einspielergebnisse der nominierten Filme, so sie denn überhaupt einen Kinostart hatten, sind eine traurige Angelegenheit. Den größten Erfolg hatte in den USA noch „Promising Young Woman“, der 6,2 Millionen Dollar eingespielt hat. David Finchers „Mank“ ist zwar der Film mit den meisten Nominierungen, aber wohl auch der Film, den die wenigsten gesehen haben. Eine Umfrage unter 1.500 „Entertainmentkonsumenten“ hat gezeigt, dass nur 18 Prozent der Film „Mank“ etwas sagt. Immerhin 46 Prozent haben von „Judas and the Black Messiah“ gehört, der in den USA im Februar gleichzeitig in den Kinos und via HBO Max veröffentlicht worden ist.

Carey Mulligan in "Promising Young Woman"

Focus Features

Carey Mulligan in „Promising Young Woman“

Gab es früher vielleicht den Anreiz, die Drei-Stunden-Show durchzusitzen, um kleine Momente wie tränenreiche Reden, Stürze auf dem Weg zur Bühne oder gar Flitzer (naja, ganz früher) nicht zu verpassen, so reichen wahrscheinlich vielen inzwischen eine Liste der Gewinner*innen und ein paar Best-of-Memes. Ich werde mir eine frische Packung Augenringe abholen in der Nacht von Sonntag auf Montag, wenn die Oscars verliehen werden. Und diese Woche widmen wir auch den FM4 Film Podcast den Oscars 2021, besonders den nominierten Filmen in der Kategorie „Best Picture“, und sprechen darüber, was an der Auswahl der Filme ungewöhnlich ist und wer unsere Favorit*innen sind.

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