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Auto bremst in Pfütze

© ÖAMTC/Philipp Monihart

fm4 auf laut

Revival von Auto und Motorrad?

Über den Boom individueller Mobilität in der Ansteckungsgesellschaft.

Von Lukas Tagwerker

Die erste Vollbremsung ihres Lebens haben sie sich jeweils ein bisschen anders vorgestellt. Beim verpflichtenden Fahrtechnik-Training für Führerschein-Neulinge müssen Fiona, Halile, Jennifer und Markus mit voller Kraft auf die Bremse steigen. So lernen sie ihr Auto kennen. Und wie man selbst in der simulierten Gefahrensituation reagiert.

In FM4 Auf Laut geht es heute um´s Auto:

Erlebt das Auto mit der Pandemie nun ein Comeback? Welche Bedeutung hat das Auto für uns? Transportmittel, Freiheit, Unabhängigkeit, Fetisch, Umweltverschmutzer, Hassobjekt? Claus Pirschner diskutiert in FM4 Auf Laut mit Anrufer*innen über ihre Beziehung zum fahrbaren Untersatz. Am Dienstag, 21.4.2021, ab 21 Uhr on air und sieben Tage lang im FM4 Player. Ruf an und diskutier mit unter 0800 226 996 oder per WhatsApp-(Sprach)-Nachricht an 0664 828 4444.

Markus, 23 beschleunigt von null auf 60 km/h. Sein erstes eigenes Auto, einen Mitsubishi, hat er seiner Mutter zu einem markt-unüblichen Preis abgekauft. „Ich habe mich mit meinem Auto noch nicht wirklich viel beschäftigt. Ich weiß, dass es vier Reifen hat und dass ich damit fahren kann.“ Als Kältetechnik-Lehrling musste Markus den Führerschein sowieso machen. Kühlvitrinen in Supermärkten warten, das geht nicht mit dem Lastenfahrrad. 2015 beginnt er mit der Fahrschule. Dreimal fällt er durch die theoretische Fahrprüfung. 2020 schafft er es, bei der letzten Fahrprüfung knapp vor dem ersten großen Lockdown.

„Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren muss, dass ich mich nicht eng an eng mit anderen Menschen unbedingt umgeben muss. Das Auto ist ein Stück Freiheit. Ich kann selbst entscheiden, wo fahr ich jetzt hin, wann fahr ich wo hin, wann komm ich wieder zurück. Ich brauch mich nicht nach den öffentlichen Verkehrsmitteln richten. Es ist nicht mehr so, dass ich zu Freunden fahr’ und kann dort nur bis 12 Uhr bleiben, weil die Verkehrsmittel fahren dann auf einmal nicht mehr. Ich kann länger bleiben. Mit meiner Freundin kann ich Spontan-Trips zu den Myra-Wasserfällen machen oder auf die Hohe Wand.“

Markus, Fiona und Jennifer leben in Niederösterreich. Für sie sind Führerschein und erstes eigenes Auto Bestandteil des Erwachsen-Werdens, eine Notwendigkeit auf dem Weg zur Selbständigkeit. Fiona teilt sich das Auto mit ihrem Partner, nutzt es zum Einkaufen und für den Urlaub. Aus dem Bezirk Baden nimmt sie den Weg in die Arbeit nach Wien mit der Bahn. „Weil im ersten Bezirk in Wien mit Auto ist es ein bisschen mühsam.“

Grafik Zukunft Autobesitz

VCOE

Jennifer, 18, besucht die Abschlussklasse einer Pferdewirtschaftsschule und wohnt noch bei ihren Eltern. Die haben ihr – unter Einwirkung der Pandemie – das Auto geschenkt. „Ich war nie ein Freund von U-Bahnen und Zügen, weil da einfach so viele Menschen sind. Ich bin etwas menschenscheu. Jetzt in Zeiten von Corona ist es halt ziemlich unangenehm öffentlich zu fahren, muss ich ehrlich sagen. Das war eigentlich der Hauptgrund, warum ich jetzt das eigene Auto gekriegt hab’.“ Mit Bus und Bahn hat Jennifer ganze zwei Stunden in die Schule gebraucht. Mit dem Auto ist sie in 50 Minuten dort.

Neben der Vollbremsung stehen ein verkehrspsychologisches Gruppengespräch, Slalom-, Ausweich-, Schleudermanöver und Fahren mit Handyablenkung am Trainingsprogramm. Laut dem Leiter des ÖAMTC Fahrtechnik-Zentrums Georg Scheiblauer erlebt die individuelle Mobilität gerade ein Revival. „Man kann sich nicht anstecken, wenn man alleine im Fahrzeug ist. Man braucht keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen und fühlt sich dadurch sicherer.“ Nicht nur die PKW-Führerscheinausbildungen sind im Steigen, auch und besonders beim Motorradführerschein gebe es einen „irrsinnigen Andrang“.

Vor gar nicht allzu langer Zeit ist das Image des Automobils durch Abgas-Betrugsskandale und Klimakrise schon in Verschrottungs-Nähe gekommen. Rettet der virologische Imperativ jetzt den Individualverkehr? Die große Generationen-Umfrage des ORF ergab noch 2016, dass eine Mehrheit von 54% sich vorstellen kann „ohne Auto glücklicher“ zu sein. In der jüngsten Erhebung Generation Corona können sich das nur mehr 47,27% vorstellen.

Ob E-Auto, Benziner oder Hybrid, in Zukunft selbstfahrend oder auch nicht, die Anschaffung eines eigenen Kraftwagens wird wohl weiterhin davon abhängen, wie gut die lokale öffentliche Nahverkehrs-Anbindung ausgebaut ist.

Halile erlebt seine erste Vollbremsung heute im Alter von 30. Mitten im Berufsleben stehend, hat er sich erst für’s Auto entschieden, als er von Wien nach Niederösterreich gezogen ist. Dass sein Bremsweg ein Drittel länger gewesen ist als der von Jennifer oder Markus, lässt ihn in der Mittagspause sichtlich nervös wirken. Er sagt, dass er seine Bremsen in der Werkstatt überprüfen lassen will, da winkt Georg Scheiblauer ab: Halile hat im Gegensatz zu den anderen schon die Sommerreifen am Auto und sein Bremsweg war perfekt.

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Erlebt das Auto mit der Pandemie nun ein Comeback? Welche Bedeutung hat das Auto für uns? Transportmittel, Freiheit, Unabhängigkeit, Fetisch, Umweltverschmutzer, Hassobjekt? Claus Pirschner diskutiert in FM4 Auf Laut mit Anrufer*innen über ihre Beziehung zum fahrbaren Untersatz. Am Dienstag, 21.4.2021, ab 21 Uhr on air und sieben Tage lang im FM4 Player.
Ruf an und diskutier mit unter 0800 226 996 oder per WhatsApp-(Sprach)-Nachricht an 0664 828 4444.

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