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Der Song zum Sonntag: Little Simz - „Introvert“

„Sometimes I Might Be Introvert“ wird das neue Album von Little Simz heißen, das im September erscheint. Das monumentale „Introvert“ ist schon jetzt ein grandioser erster Track davon.

Von Christoph Sepin

Manchmal ist man introvertiert, manchmal extrovertiert, ganz was Anderes oder eine Mischung davon. Wenn die Welt draußen sich ändert, oder zumindest die Wahrnehmung davon, dann können auch die eigenen Emotionen anders werden, können widersprüchlich und vielschichtig sein. Auch Little Simz ist vieles - ab und zu ist sie am liebsten in sich gekehrt.

„Sometimes I Might Be Introvert“ wird das neue Album der Rapperin aus dem Londoner Islington heißen, das Anfang September erscheinen wird. Die Anfangsbuchstaben des, so mag man vermuten selbstreflektiven Albumtitels buchstabieren hier schon den Namen von Simbiatu „Simbi“ Ajikawo alias Little Simz - und trotzdem ist der erste geteilte Track davon, das phänomenale „Introvert“, nicht so nach innen gerichtet, wie es zuerst scheint, sondern ein Blick nach außen, auf die Welt und deren Ungerechtigkeiten.

Das was es 2019 auf der sehr guten, dritten Platte „GREY Area“ zu hören gegeben hat, denkt Little Simz mit „Introvert“ weiter, nur pointierter, konfrontativer und damit ernster als zuvor. Samples, die an Film und Fernsehen erinnern gibt’s immer noch zu hören, nur sind das am Opener des neuen Albums (der wird „Introvert“ sein) orchestrale Soundlandschaften, während das auf „GREY Areas“ Eröffnungssong „Offence“ noch Cartoonsounds gewesen sind.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Zuerst eröffnet große Percussion, dann spielen noch größere Instrumente so schön wie etwa vor einer Weile auf Nadia Tehrans herausragendem „Cash Flow“, alles baut sich auf, wie das ein Openingsong eines Albums im Idealfall tun sollte. Und während im Hintergrund Featuregast Cleo Sol, die auch schon auf „GREY Area“ zu hören gewesen ist, die Worte „there’s a war“ spricht, macht sich Little Simz ready für ihren Schlachtruf.

Die gewaltige Instrumentierung des Intros wird abgelöst durch softere Gitarren, Streicher, vielleicht sogar ein paar Flöten, um genug Platz für die Zeilen zu geben, die wie immer sehr, sehr gut, klug und durchdacht, diesmal aber vielleicht noch besser sind: „If you can’t feel pain, then you can’t feel the opposite“ lautet da eine, „I study humans, that makes me an anthropologist“ wiederum eine andere.

Das klingt soundtechnisch gleichzeitig nach Old-School und nach Zukunft, nach Wichtigkeit und Dringlichkeit, wenn Little Simz vom Krieg erzählt, der sich abspielt. Von den Müttern, die sich von ihren Söhnen verabschieden müssen, von der Unausweichlichkeit in diesen Tagen, politisch sein und werden zu müssen: „I’m not into politics, but I know it’s dark times. Parts of the world still living in apartheid“.

Groß gedacht und begeisternd, das ist dieser musikalische Konfrontationskurs mit den Schrecklichkeiten der Welt, mit Lügen und Korruption, mit Gier und Unterdrückung. Little Simz hat hier möglicherweise ihr Meisterstück geschrieben, ihren größten Song bis heute. Der düster ist und melancholisch, aber trotzdem bestärkend, wenn zuerst Little Simz und dann Schauspielerin Emma Corrin die finalen Zeilen spricht: „We walk in blind faith not knowing the outcome. But as long as we’re unified, then we’ve already won“ und „the top of the mountain is nothing without the climb“.

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