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Shock G

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Rest In Power, Shock G!

Der FM4 HipHop Lesekreis zum Tod des HipHop-Rennaissancekünstlers, Digital Underground-Frontmannes und wichtigen Bay Area-Mentors für etwa 2Pac, Mystic & Saafir.

Von Stefan „Trishes“ Trischler

Es gibt Künstler, die es zum Scheinwerferlicht zieht - und Menschen, die sich aus eigenem Drang künstlerisch ausdrücken, auch wenn sie im Schatten stehen. Shock G kann man aus der Ferne in die zweite Kategorie diagnostizieren. Er hat den Weltruhm zwar auch gestreift, der brachte ihm aber auf lange Sicht offenbar mehr Probleme als Freude.

Nach seinem zu frühen Tod letzte Woche ging es in den Nachrufen deshalb vorrangig darum, das vielfältige und umfangreiche Schaffen eines Rennaissancekünstlers zu beleuchten, der von der breiten Öffentlichkeit schon wieder weitgehend vergessen worden war.

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Der FM4 HipHop Lesekreis zum Nachlesen oder als Podcast. Das Buch gibt es auch im ORF Shop.

In New York geboren und in Florida aufgewachsen, war der frühe HipHop für Shock G zwar auch wichtige Inspiration, die große musikalische Liebe galt aber dem intergalaktische Funk von Parliament/Funkadelic - wie er in diesem lesenswerten Interview rekapituliert. Nach Oakland, Kalifornien, übersiedelt, gründete er mit Freunden die Band Digital Underground. Dort war Shock G nicht nur Frontmann: Er hat auch den Großteil der Album-Cover illustriert und war als Multiinstrumentalist für den organischen Funk-Sound der Band zuständig.

Produziert und geremixt hat er auch andere, sowohl frühere Idole als auch Menschen aus dem direkten Umfeld der Band in Oakland, Kalifornien. In den Genuss seines umfangreichen und uneigennützigen Mentorentums kamen etwa Mystic, Saafir - oder auch ein gewisser Tupac Shakur. Der stieß als aufstrebender Rapper mit prominentem Black Panther-Stammbaum zur Clique - und war sich anfangs auch nicht zu schade, auf Tour Kisten zu schleppen oder auf der Bühne zu tanzen. Der erste veröffentlichte Vers der später ikonischen Westcoast Rappers 2Pac ist folgerichtig ein Gastauftritt in Digital Undergrounds Same Song.

Zu diesem Zeitpunkt waren Shock G und seine Kollegen nach wenigen Jahren in der Musikindustrie schon etwas verbittert. Nach dem Achtungserfolg Doowutchalike war ihnen mit dem Humpty Dance ein Riesen-Hit gelungen. Um den Charakter Humpty Hump darzustellen, hatte sich Shock G eine dieser Faschingsbrillen mit großer Nase aufgesetzt und die Stimme von Funk-Legende Bootsy Collins und seinem Onkel Tony imitiert. Wie das oft so ist in der Musikindustrie, fragten das Label und die Fans jetzt nach mehr Songs mit dem lustigen Rapper - und die Band sah sich auf ein Gimmick reduziert. Als ihn Schauspieler Dan Akroyd für den Soundtrack zu seinem offenbar zurecht längst vergessenen Regie-Debüt bat, einfach nochmal denselben Song zu machen, hat ihn Shock G deshalb beim Wort genommen.

Wesentlich mehr Freude hatte der Musiker sicher mit dem Ritterschlag durch P Funk-Mastermind George Clinton auf dem gemeinsamen Song Sons Of The P, dem ein Remix und gemeinsame Auftritte folgen sollten. Dass die HipHop-Kollegen im Süden Kaliforniens ihren Gangsta Rap-Sound sehr funkadelisch anlegten und passenderweise G Funk nannten, kann man wohl direkt auf Shock G und Digital Underground zurückführen, und auch der abseitige Humor der Band hat merkbar Eindruck hinterlassen. Das 1996er Spätwerk Future Rhythm hat zwar kommerziell kaum mehr Eindruck hinterlassen, ist aber musikalisch ein progressives Westcoast-Album, dass schon die herannahende Timbaland und Neptunes Ära zu spüren scheint.

Im HipHop Lesekreis sprechen Natalie Brunner, Mahdi Rahimi, Sebastian Seidl und meine Wenigkeit ausführlicher über Shock G und sein musikalisches Vermächtnis:

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