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Alle sprechen über die Superleague

Ich habe mir schon sehr viele Fußballspiele angeschaut. Manche waren interessant, andere langweilig.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Das spannendste Spiel, das ich je gesehen habe war Spartak Varna gegen 1860 München in der ersten Runde der UEFA Intertoto Cup im Jahr 1996. Es wurde im Sommer am Nachmittag bei 30 Grad Hitze gespielt, da das Stadion in Varna keine Beleuchtung hatte. Der Trainer der Deutschen, Werner Lorant, beschwerte sich, dass das eine Tor ganze 10 cm höher als das andere sei.

Ich war ein Kind und fieberte jeden Moment im Spiel mit ganzen Herzen mit. Mit meinem Freund Tzetzo bin ich über den Stadionzaun geklettert und wir schauten uns das Spiel aus einem Busch herausan. Spartak bekam zwei rote Karten und gewann trotzdem mit zwei zu eins. Zur gleichen Zeit liefen Viertelfinal-Spiele aus der EM in England, aber ganz Varna schaute auf Spartak. Wie die EM-Spiele ausgegangen sind, weiß ich nicht mehr, aber an das Stadion in Varna, das mehr einem Kartoffelfeld ähnelte, erinnere ich mich bis zum heutigen Tag.

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Heute spielen sowohl Spartak Varna als auch 1860 München in den unteren Ligen und interessieren keinen Mensch. Alle sprechen darüber, dass die Superleague gescheitert ist. Das freut mich. Es war offensichtlich, dass hinter diesem Turnier nur Geld, Geld und noch mehr Geld steht. Ein Spiel des Teams eines Ölscheichs gegen das eines russischen Oligarchen.

Alle empören sich über die blutige afrikanische Diamanten, aber wenige fragen sich, wo das Geld für Fußballspieler herkommt. Man stellt immer mit Verwunderung fest, dass die Transfersumme für ein Fußballspieler astronomische Höhen erreicht. Nur der Gewinn zählt, der Verdacht auf Geldwäsche im Fußball ist omnipräsent.

UEFA und FIFA sprachen sich gegen die Superleague aus. Aber macht sich bitte niemand Illusionen, dass sie das aus Sorge üm den Sport und die Fans machten. Sie kriegten nur Schiss, dass das Geld woandershin fließt. In ihrer super langweiligen Champions League spielen jedes Jahr die immer gleichen Teams, die sich die besten Fußballspieler kaufen können. Es ist von vorne hinein klar, wer gewinnt: Wer die meiste Kohle hat. Es ist praktisch unmöglich, dass „Roter Stern“ aus Belgrad dort Meister wird.

Die Fußballer tragen keine Schuld. Sie geben ja alles, sie sind Profis und wurden ja eingekauft. Es gibt schöne Tore und meisterhafte Spielzüge. Doch sie alle stinken nach Geld. Und das, obwohl „Geld nicht stinkt", wie damals der römische Kaiser sagte, der ein Steuer auf öffentliche Toiletten eingeführt hatte.

Das letzte Spiel, das ich live vor dem Lockdown schauen durfte, war vom Fünftligisten First Vienna FC, der im Österreichischen Cup den Zweitligisten Vorwärts Steyr schlug. Ich habe mich mit meinen zwei Freunden Andreas und Michael in einem Gebüsch vom Regen versteckt. Das Gefühl vom Spiel von vor so vielen Jahren in Varna wachte in mir auf. Es roch nach Sport.

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