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Girl in Red

Julie Pike

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Girl in Red spielt ihren Mental-Health-Indie-Hit „Serotonin“ als exklusive FM4 Acoustic Session

Mit „if i could make it go quiet“ ist das erste Album von Girl in Red erschienen. Zur Feier des Tages hat uns die norwegische Newcomerin exklusiv eine Video-Song-Botschaft aus Oslo geschickt. Im Interview spricht Girl in Red über ihre psychische Gesundheit und darüber, was ihr abseits von Musik im schwierigen letzten Jahr geholfen hat.

von Michaela Pichler

Gefeierte Newcomerin, Songwriterin, Musikerin, Produzentin und queeres Vorbild - als Girl in Red ist Marie Ulven all das seit drei Jahren. Damals macht die norwegische Künstlerin das erste mal via Soundcloud von sich reden und landet prompt in einer New-York-Times-Bestenliste. Mittlerweile hat Girl in Red nicht nur mit zwei EPs und Konzerten zwischen L.A. und Skandinavien eine treue Fan-Gemeinde angesammelt. Auf TikTok fungiert der Künstlername als Codewort, um herauszufinden, ob jemand lesbisch ist. Nun macht Girl in Red mit ihrem ersten Langspieler Fans auf der ganzen Welt sehr glücklich.

Girl in Red - Cover - If I Could Make It Go Quite

Girl in Red

„if i could make it go quiet“ von Girl in Red ist am 30. April 2021 via World in Red und AWAL erschienen.

Was die Psyche mit einem Körper anstellen kann und wie das Leben mit einer psychischen Erkrankung ist, besingt Girl in Red auf ihrem Debütalbum „if i could make it go quiet“. Seit Jahren hat die 22-jährige Norwegerin eine Zwangs-und Angststörung. Auf ihrer ersten Platte spricht Girl in Red so ehrlich wie noch nie über ihre Erkrankung. Der Albumtitel stammt aus dem Songtext zu „Body and Mind“. "Es geht wirklich nur darum, die Lautstärke im Innern, dieses „mentale Rauschen", zu verringern und mit sich selbst im Reinen zu sein“, erzählt Girl in Red im FM4-Interview.

Serotonin-Mangel und Star-Produzenten

Wie sich das mentale Rauschen anhört, beweist Girl in Red unter anderem mit dem Song „Serotonin“, in dem sie von ihren Zwangsgedanken geplagt wird - dass sie sich ihre Hand abhacken könnte, dass sie vor einen Bus springen könnte, dass ihre Therapeutin sie in Wirklichkeit hasst. Diese intrusiven Gedanken sind unerwünschte Begleitsymptome einer Zwangsstörung, die sich nicht einfach ausschalten lassen und auch zu Angstzuständen und Panikattacken führen können. „Es hat sich wirklich gut angefühlt, das alles in einen Song zu packen. Denn ich war irgendwie fertig mit meinem Prozess. Ich habe im letzten Jahr so viel über OCD (obsessive-compulsive disorder) und intrusive Gedanken gelernt. Und der Song hat sich quasi von selbst geschrieben!“

Exklusiv für FM4 hat Girl in Red ihren Mental-Health-Indie-Hit mit einer kleinen Videobotschaft als Akustik-Version für uns aufgenommen. Im Original hat die Musikerin „Serotonin“ gemeinsam mit der Pop-Größe Finneas O’Connell produziert – er ist der große Bruder von Billie Eilish, der auch das gefeierte Debüt seiner Schwester produziert hat. Girl in Red und Finneas lernten sich 2019 auf einem Festival kennen. Für „Serotonin“ wurde Corona-bedingt allerdings ausschließlich im Internet gemeinsam gearbeitet, mit Zoom-Calls und dem Hin-und-Herschicken von Files. „Es ist ein großartiger Song entstanden - einer der besten, den ich je geschrieben habe!“

Auf den Hund gekommen

Auch die Pandemie ist nicht spurlos an Girl in Red vorbei gegangen. Eigentlich hätte die norwegische Bedroom-Popperin 2020 eine Tour nach der andern spielen sollen. Doch dann kam der Virus und die Konzerte mussten abgesagt werden. Girl in Red ist also wieder zurück in ihrer Heimatstadt Oslo, wo sie zusammen mit ihrer Schwester in einer Wohnung lebt und auf einmal Zeit hat, ein ganzes Album zu produzieren. Neben dem Songwriting und der Arbeit am Album hat Girl in Red im letzten Jahr auch noch etwas anderes geholfen, wie sie strahlend erzählt: „In dieser Zeit hat mir am allermeisten meine Hündin Luna geholfen! Mir ging es Anfang 2020 nicht wirklich gut, im Juni habe ich dann Luna bekommen und sie hat mein Leben komplett auf den Kopf gestellt, ich liebe sie über alles!“

Down at Times Square in the rain
There’s a billboard with my face

Girl in Red verarbeitet auf ihrem Debüt auch klassische Coming-Of-Age-Storys, die das Leben einer Musikerin schreiben: Trennungsschmerz und bittere Momente auf Tour, wenn die Beziehung zur Freundin scheitert, während Girl in Red jeden Abend in einer anderen Stadt in den Staaten Konzerte gibt. So singt sie im Song „hornylovesickmess“ von Liebeskummer, während sie sich selbst das erste Mal auf einem gigantischen Billboard in New York City sieht. „Mein Management hat mich damit überrascht, ich wusste gar nicht, dass ich auf einem Billboard sein werde!“, erinnert sich Girl in Red an den speziellen Tour-Moment. „Wir sind dann mit einem Taxi zum Times Square gefahren und dort habe ich es einfach nur 15 Minuten lang angestarrt, es war völlig verrückt!“

„if i could make it go quiet“ ist ein On-Repeat-Album

Mit “If I Could Make It Go Quiet” ist Girl in Red ein starkes Debüt gelungen: Pop-Banger treffen auf eine ausgewogene Produktion – nicht zu viel, und nicht zu wenig lautet das Motto. Egal ob psychische Gesundheit oder lesbische Love-Songs, Girl in Red verpackt vermeintliche Tabus in ausgeklügelte Indie-Hits. Ein Album, das ganz ohne Skip-Forward auskommt. Selbst kann die Musikerin keinen Favoriten aus der Songliste picken: „Es ist unmöglich, einen einzigen Lieblingssong zu wählen. Ich habe dieses Album gemacht, weil ich jeden einzelnen dieser Songs liebe!“

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