Darum solltet ihr Kreiml & Samurai eure Stimme geben
Von Clemens Fantur
Kurz klugscheißen: Das Wort „Schmäh“ leitet sich ja vom jiddischen „schemá“ ab, was so viel wie „Erzählung“ bedeutet und da ist es zum im Hip Hop gerne und so oft verwendeten „Storytelling“ nur noch ein kleiner Bogen, den man spannen muss. Und wenn es jemand in den Wiener Hop Hop-Kreisen gibt, der Schmäh und Storytelling vereinen kann, dann sind es Kreiml & Samurai.
Ach Wien, du vielbesungenes und oft so strapaziertes Klischee an der blauen Donau. Viel hast du dir oft anhören und gefallen lassen müssen in den Heurigen, Schanigärten, Konzerthallen und Clubs dieser Stadt. Sie nannten es Wiener Lied, nennen es Neues Wiener Lied und dann kam auch noch der Rap dazu. Aber alle meinen sie es eigentlich nur gut mit dir, denn auch wenn sie dich oft verschmähen, im Grunde lieben sie dich alle. Und genau in dieser Diskrepanz erkennen sie deine Schönheit und finden darin die Kraft, Lieder über dich zu schreiben. Kreiml & Samurai haben genau das mit dem großartigen Song „Wiener“ getan und gemeinsam mit Monobrother eine Ode an dich geschrieben. Allein dafür sollte es Amadeus-Awards regnen.
Jede Stadt braucht ein Wappentier
Wenn es nach Kreiml & Samurai geht, kann das Wappentier für Wien nur eines sein: der Schweinehund. Denn kein anderes Tier verkörpert laut den Beiden so eindringlich die Wiener Seele, wie dieser Vierbeiner, der wohl oder übel in jedem von uns steckt. Und es gibt derer vieler: Es gibt große, kleine, friedliche, störrische, widerspenstige, bissige, laute, leise… aber eines haben sie alle gemeinsam: oft sind diese Köter nur schwer in den Griff zu bekommen oder zu zähmen. Aber gerade, weil sie so eigensinnig sind, kann man gute Geschichten über sie erzählen und genau das tun Kreiml & Samurai. Geschichten aus dem Schweinehund-Universum, wie sie es nennen.
Doch wenn man sich die Diskographie der beiden Mundartrapper ansieht, hat man das Gefühl, dass sie ihren Schweinehund eigentlich ganz gut im Griff haben, denn mit dem Album „auf olle 4re“ im vergangenen Jahr haben K&S bereits ihre vierte Scheibn im Langformat veröffentlicht. Vom Owezahn, Raunzn und Sudern kann also keine Rede sein. Naja, fast nicht. Denn inhaltlich darf man da natürlich schon einiges erwarten. Doch auch wenn ein Klischee oft sehr scheeee ist, schaffen es Kreiml & Samurai immer wieder mit links an allen Offensichtlichkeiten vorbei, auch wenn man letztendlich dann doch spät nachts am Würstlstand mit einer Dose Bier in der Hand landet. Aber wer kennt das nicht.
Produziert wurde das letzte Album übrigens von (mittlerweile leider Ex-) Kaisermühlen Brate #1 Brenk Sinatra, der den Boys mit seinen wavey Instrumentals einen ganz neuen Twist mitgab. Ein spannendes Experiment. Ein bisschen weniger Boombap, dafür ein Touch mehr Westcoast. Und auf den sphärischen Beats bekommen die Storys von Kreiml & Samurai dann noch mehr Platz zum Wirken.
Im Honigdachs-Bau
Fest verankert sind die beiden Jungs in dieser Stadt. Der eine grün, der andere violett. Auch das geht. Aber Vielseitigkeit zahlt sich ja sowieso immer aus. Das beweisen sie unter anderem mit ihrem Label Honigdachs, welches ja mehr als nur eine Plattenfirma im klassischen Sinne darstellt. Hier werden Bande geschmiedet, neue Talente gefördert, Familie gepflegt und vor allem Feste gefeiert. Und wie so eine Familienfeier im großen Stile aussehen kann, das hat die Honigdachsbande bei der FM4 Blockparty vergangenen Donnerstag im Wiener Radiokultuhaus zu Schau gestellt. Die Liste der auftretenden Personen scheint unendlich: Alligatorman, Heinrich Himalaya, Monobrother, Digga Mindz, Fate, siebzig prozent, DRK und Kardinator. Ich hoffe, es wurde niemand vergessen.
Es gäbe noch unzählige Argumente, warum Kreiml & Samurai den FM4 Award beim Amadeus 2021 gewinnen sollten. Der Song mit Voodoo Jürgens zum Beispiel. Aber genug jetzt. Denn nun seid ihr dran, denn hier könnt ihr noch bis zum 6. Mai um 10 Uhr für Kreiml & Samurai abstimmen.
Publiziert am 01.05.2021
