Warum der Silk Mob den Pokal verdient hat

Der seidig-soulige Rap-Sound der Supergroup aus Berlin und Wien ist sehr eigenständig und preiswürdig. Hier noch weitere Gründe, die Stimme für den Silk Mob abzugeben.

Von Stefan Trischler

Als Band gehört der Silk Mob zu den neueren der fünf Finalist_innen beim FM4 Award, haben die fünf Musiker doch erst vor rund zwei Jahren erstmals zusammen im Studio gearbeitet. Die individuelle Erfahrung der einzelnen Teile dieser Rap-Boyband geht aber weit darüber hinaus: Opti Mane und Donvtello, der in Berlin residierende Teil der Band, haben sich schon von Südstaaten-Rap inspirieren lassen, als Rap-Deutschland noch fest in der Hand des klassischen New York-Sounds war. Unzählige Underground-Tapes und -Alben zeugen vom weiten Weg, den die beiden seitdem gekommen sind.

In Wien ist der Silk Mob nach einem Konzert der beiden entstanden, weil sie einfach noch eine Studio-Woche mit den beiden Produzenten Lex Lugner und Fid Mella dranhängten. Ersterer gehört als Teil des Hanuschplatzflow in Österreich zu den Pionieren eines Rap-Sounds, der heute Industrie-Standard ist. Die frühen Songs von Crack Ignaz hat er ebenso produziert wie etwa einen Riesen-Hit von Yung Hurn & RIN.

Der in Wien lebende Südtiroler Fid Mella hat auch in der italienischen HipHop-Szene ordentlich mitgemischt, sich aber mit Instrumental-Platten und Produktionen für sehr unterschiedliche Rapper wie Monobrother oder Giani auch hierzulande in den Produzenten-Zenith bugsiert. Auch zwei Alben mit Jamin gehören zu den Highlights seiner Diskografie. Dieser ursprünglich aus Innsbruck stammende Rapper und Sänger hat mit dem IBK Tribe seine ersten Schritte gemacht (sein damaliger Bandkollege Sensay ist übrigens der Bruder von Florence Arman) und ist mittlerweile so etwas wie der österreichische D’Angelo.

Die seidig-entschleunigten Songs auf dem Debüt des Silk Mob haben die frühen Lockdown-Monate des Jahres 2020 so passend begleitet, als hätte die Band einen sechsten Sinn. Tatsächlich leben manche von ihnen schon länger so: Das Haus nicht verlassen, ganze Tage im Bademantel verbringen - nach draußen gehen? Sonst immer gern, aber heute ned!

Obwohl aus den bekannten Umständen noch nicht einmal eine Releaseparty für das selbstbetitelte erste Album des Silk Mob stattfinden konnte, haben die fünf Musiker schon jede Menge neue Singles in Planung - und auch ein zweiter Longplayer wird kommen! Und als Motivation dafür wäre die Statue in Lautsprecher-Form natürlich Gold wert...

Die Abstimmung für den FM4 Award läuft noch bis 6. Mai, zum Voting geht’s hier.