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Black Midi

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song zum sonntag

Der Song zum Sonntag: Black Midi - „Slow“

„Cavalcade“ wird das neue Album von Black Midi heißen, das am 28. Mai erscheint, „Slow“ als Vorbote davon ist ein Labyrinth von einem Song.

Von Christoph Sepin

Ja, ist denn schon wieder Gegenteiltag? Denn an diesem „Slow“ betitelten Lied ist schon einmal wenig slow. Der Aufbau vielleicht, denn sechs Minuten muss man sich schon Zeit nehmen für das Labyrinth, das Black Midi hier wieder einmal aufbauen. Zahlt sich aber aus, auch wenn man am Ende vielleicht etwas verwirrt aus dem Ganzen herausspaziert. Ach so, zur Mitte hin wird „Slow“ auch einmal langsam, aber das vergisst man schnell.

Was man nicht vergessen sollte, ist der Name „Cavalcade“, so wird das neue Album von Black Midi aus London nämlich heißen und am 28. Mai erscheinen. „Cavalcade“, übersetzt die Kavalkade oder der Reiterzug, eine Prozession von acht Liedern, deren Geschichten sich um verschiedenste Motive drehen. „Picture Cavalcade as a line of larger than life figures, from a cult leader fallen on hard times and an ancient corpse found in a diamond mine to legendary cabaret singer Marlene Dietrich, strolling seductively past them“, das sagt der Pressetext. Na, bitte.

Im Song „Slow“, dem zweiten geteilten Lied von „Cavalcade“ geht’s auch um so große Welten, über die es Wert ist, Geschichten zu erzählen: Das Lied sei die Geschichte eines jungen, idealistischen Revolutionärs, der an der eigenen Revolution scheitert, es geht um die letzten Momente seines Lebens. „Time winding down slowly“ lautet da die Zeile, die das Lied eröffnet, „stood up, shot between the eyes“ das Finale der Erzählung.

Das Musikvideo zu diesem argen Song geht in eine andere Richtung: „The video tells the story of a character who creates AI-generated worlds“, sagt Regisseur Gustaf Holtenäs darüber. „To emphasize this, I let real AI’s generate a lot of the backgrounds in these worlds“. Alles super also und kreativ.

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Als Lied klingt das komplett losgekoppelt von irgendwelchen Konventionen, denen Popwelt und Musikindustrie folgen mögen. Black Midi folgen ihrem eigenen Schlagwerk und das wechselt schon manchmal gerne den Takt. Da gibt es Momente, das sind Sekunden, der Ruhe oder die zumindest beruhigend wirken, dann wird plötzlich und unerwartet aus all dem rausgeholt, Gang gewechselt und Tempo verschoben.

Sich orientierungslos in diesem Lied zu befinden, kann Spaß machen. Wie ein Film, der aus den gängigen Konventionen des Held*innenepos herausbricht oder ein Buch, dessen Twist man einfach nicht vorhersagen hat können. Auch wenn man das Gefühl bekommt, dieser Song möchte ab und an den eigenen Musikgeschmack provozieren und verwirren, nimmt er eigentlich doch an der Hand. Eine extrem komplexe, vielschichtige Welt, die Black Midi hier scheinbar problemlos erfunden haben.

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