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Julia Stone

Brooke Ashley Barone

„Sixty Summers“: Julia Stone hat ein Pop-Album gemacht

Julia Stone vom australischen Geschwisterduo Angus & Julia Stone veröffentlicht wieder ein Solo-Album. Ihre zwei bisherigen Solo-Ausflüge sind schon länger her, jetzt präsentiert Julia Stone mit „Sixty Summers“ einen neuen Sound: Sie macht nun Pop. Ihre Songs verlieren dabei aber nicht an Tiefe.

von Eva Umbauer

Julia kommt aus einer musikalischen Familie aus der Nähe von Sydney in Australien und macht seit Kindestagen Musik. Sie begann als Trompeterin im Schulorchester. Erst mit Zwanzig fing sie an Gitarre und Klavier zu spielen.

International bekannt wurde Julia gemeinsam mit ihrem Bruder Angus. Seit fast fünfzehn Jahren gibt es den zarten Indie-Folk-Sound der Geschwister auf vier Alben zu hören. Angus Stone hat ein Solo-Projekt namens Dope Lemon und auch Julia machte schon Solo-Platten, allerdings sind auch die bereits vor einer ganzen Weile veröffentlicht worden.

Die Songs von Julias neuem Longplayer „Sixty Summers“ entstanden ab 2015. Vier Jahre lang arbeitete Julia dann daran. Durch die Pandemie wurde die Veröffentlichung des Albums immer wieder verschoben, aber nun ist es endlich da.

Das Album „Sixty Summers“ eine Art Befreiungsschlag zu nennen, ist vielleicht etwas übertrieben, vielleicht aber auch nicht. Julia Stone hat sich jedenfalls von selbst auferlegten „Fesseln“ befreit. Es muss nicht immer Indie-Folk sein. Damit, dass es letztlich eine Pop-Platte sein würde, hat aber auch sie selbst nicht ganz gerechnet.

Raus aus der Comfort-Zone

Ein gewisser Thomas Bartlett hat Julia Stone bei ihrer künstlerischen Entwicklung unterstützt. Thomas ist ein New Yorker, der unter dem Namen Doveman Musik macht. Neben vielen anderen Musiker*innen hat er etwa auch das letzte Solo-Album von Julia Stone produziert, das vor neun Jahren erschienene „By The Horns“. Immer wenn Julia mit einer Tour von Angus & Julia Stone fertig war, reiste sie nach York, um mit Thomas Bartlett Songs zu schreiben.

"Sixty Summers" von Julia Stone Albumcover

Bmg Rights Management (Warner)

„Sixty Summers“ von Julia Stone ist bei Warner erschienen.

Die beiden fühlten sich sofort wohl miteinander. Bartlett ist für Stone ein ganz besonderer Mensch, jemand, der andere niemals klein machen würde oder der besserwisserisch agiert. Dennoch spornt er die Künstler*innen, mit denen er arbeitet, an und lässt sie über sich selbst hinauswachsen. Zusammen schrieben die beiden über fünfzig Songs, die sie auch als Demoversionen aufnahmen.

Thomas Bartlett hat bisher Musik vom US-Songschreiber Sufjan Stevens produziert - den wundervollen Soundtrack zu „Call Me By Your Name“ genauso wie das Album „Carrie & Lowell“ - aber auch Musik von Joan As Police Woman, Florence & The Machine oder das Album „Strange Weather“ von Anna Calvi, um nur einige auf einer beeindruckenden Liste zu erwähnen. Auch St. Vincent produzierte Thomas Bartlett - ihr 2018er Album „Masseducation“.

Es war dann aber Matt Johnson, ein anderer New Yorker, der Julia Stone und Annie „St. Vincent“ Clark einander vorstellte. Und jetzt co-produzierte Annie Clark das neue Album von Julia Stone.

"I met Annie Clark through Matt Johnson. Matt is the guy I grew up listening to on Jeff Buckley’s ‚Grace‘ record. And when Angus and I toured with Martha Wainwright through Europe, Matty was drumming with Martha and we had this great friendship that formed over that tour. And then we went out on another tour, Matty was available and we asked him if he would come on tour with us. We never expected him to say yes, but he did and he ended up touring with us for three or four years. Then, after Angus and I took a break, he started drumming with Annie in St. Vincent.

Anyway we’re walking through the airport in Helsinki, I think it was. It was summer festival season and I saw Matty walking along with his bags. It’s one of those exciting moments on tour where you cross paths with somebody you love. And Annie was with him. He introduced us and he said, „You guys should be friends.“ And she said, „Okay, let’s be friends." She sent me a text message saying, ‚Friends.‘ And after that we sort of just stayed in touch loosely over text. I always found Annie to be very warm. And I had also seen her performance on the biggest festivals and I thought she was spectacular to watch.“

Annie Clark machte sich viele Notizen in einem mitgebrachten Block, als sie „Sixty Summers“ von Julia Stone co-produzierte. So fragte sie etwa oft nach Textstellen, was Julia mit einzelnen Zeilen genau meint. Beim Reden kam man dann auch auf den Albumtitel. „Sixty Summers“ ist ein Song, der inspiriert ist von einer Freundin Julias.

Sixty Summers

Immer wenn Julia von einer Tour heimkam, verbrachte sie den australischen Sommer mit dieser Freundin. Eines Abends waren die beiden bei einer Party, sangen und tanzten, als die Freundin Julia plötzlich umarmte und leicht wehmütig sagte, dass sie nur noch sechzig Sommer miteinander hätten. Im Song „Sixty Summers“ geht es um die Endlichkeit des Lebens.

Trotz neuen Sounds in Richtung Pop - samt gelegentlicher Esoterik - haben die Songs von Julia Stone nichts an Tiefe eingebüßt. „Dance“ hat ein berührendes Video mit Starbesetzung und „Fire In Me“ ist ein Song mit einem Touch Glam-Rock, einem tollen Bass-Groove und dramatischen Streicher- und Bläser-Arrangements.

Fire In Me

„For me ‚Fire In Me‘ was about creating a feeling of pure energy. I love the feeling when the music sounds like what the lyrics mean.“

Neben einem Empowerment-Track wie „Fire In Me“ gibt es aber auch noch die zweifelnde Julia Stone: „I Am No One“ heißt der wunderschöne Song am Ende des Albums, der an die „alte“ Julia Stone erinnert. Ihre leicht wispernde Stimme ist der rote Faden durch das komplette Album, eine betörende Stimme, die manchmal aber von zuviel Elektronik fast „erstickt“ wird, zum Beispiel bei den Songs „Who“ und „Unreal“. Insgesamt ist „Sixty Summers“ aber ein tolles, reichhaltiges Album mit starkem Storytelling, das Folk, Dreampop oder Synthpop zu einem modernen Pop-Album verbindet.

Bei „We All Have“ singt Matt Berninger von The National mit. Es handelt sich um einen zärtlichen Song über die menschlichen Selbstheilungskräfte. Am letzten Julia-Stone-Album gab es eine Coverversion von „Bloodbuzz Ohio“ von The National. „We All Have“ war der erste Song vom neuen Album, den Julia mit Thomas Bartlett geschrieben hatte. Das Stück erinnert auch daran, wie wir die Musikerin bisher kannten. Übrigens kam Matt Berninger erst ein paar Jahre später als Gaststimme hinzu und machte den Song komplett. „We All Have“ ist ein Herzstück von „Sixty Summers“.

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