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Heiliger Georg auf seltsam gemaltem Pferd, mittelalterliche Malerei

Pixabay / CC0

das magische auge

Die Geschichte der Welt – Das Fremde in der Malerei des Mittelalters

Schon als Kind müssen die künstlerisch Begabten unter uns feststellen, dass uns Tiere bei dem Versuch, ihre Gestalt auf Papier zu bannen, durch fortwährende Bewegung einen Strich durch die Zeichnung machen. Bewegt sich unser Motiv jedoch fern unseres Blickfeldes, ist Imagination gefragt – und davon oft mehr, als den Betrachter*innen lieb ist...

Von Leopold Toriser von Das magische Auge

„Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit.“ An diesem Satz ist nicht zu rütteln. Aber die Freiheit will ja stets auf’s Neue erkämpft sein und im Mittelalter waren viele Leute unfrei. Demokratie war Utopie und die Meinungen zur landauf landab praktizierten Herrschaft der „starken Männer“ gingen beinahe so weit auseinander wie die Lohnschere. Von den damit stets verbundenen Scherereien hätte der Unterbau der Gesellschaftspyramide so manches Liedchen singen können – wovon er aber gesunden Abstand hielt, um nicht gevierteilt, gerädert und/oder geköpft zu werden. Doch die Lehre der Erfahrung will ja bekanntermaßen immer auch eine selbstgemachte sein, darum soll der Meinungsvielfalt hier natürlich nicht in die Quere gegrätscht werden. Romantische Bilder dürfen schließlich kitschig sein ...

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Ein offenes Auge als Logo für den Podcast "Das magische Auge"

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Das Magische Auge: Surreale Comedy und paranormale Reportagen aus dem Paralleluniversum von und mit Berni Wagner, Leopold Toriser, Elias Hirschl und Antonia Stabinger gibt es auch als Podcast.

Ach ja – Bilder! Die Kunst wurde damals tendenziell ja mehr als Handwerk gesehen und Kunstschaffende verorteten sich selbst wohl im Dienstleistungssektor – wenn sie sich überhaupt irgendwo verorteten. Das durchschnittliche Allgemeinwissen der mittelalterlichen Person hätte schließlich, laut Dietrich Schwanitz, in einer Tageszeitung Platz gefunden. In einer unterdurchschnittlichen Gratis-Tageszeitung mit relativ unattraktiven Stellenanzeigen. Bis zur Renaissance war der Weg noch ein denkbar weiter. Doch ein erstes, zaghaftes Aufbäumen der Kunst ist in der Buchmalerei und auf den Fresken der wilden Ritterzeit bereits zu entdecken – wenn scharf hingesehen wird.

Und schnell wird dabei klar, dass auch anno dazumal das Exotische hoch im Kurs stand. Drachen, Meerjungfrauen, Basilisken, Einhörner – you name it! Je bunter, desto hingemalter. Jetzt war solchen Fabelwesen auf Wald und Wiese aber natürlich nicht so leicht zu begegnen, um sie frivol nach der Natur abzumalen – in der sie auch nur gerüchteweise vorkamen. Die so in die Zwickmühle geratene Kunstwelt behalf sich hier mit dem sogenannten „Musterbuch“. Wie ein Katalog des Unbekannten lieferte es Inspiration, wo die reale Greifbarkeit ins Leere griff. Knifflig wurde es allerdings dann, wenn sich auch das Musterbuch kein Bild machen konnte...

...und wenn wir ehrlich sind: So aus dem Handgelenk will auch uns wohl keine fotorealistische Giraffe gelingen. Das muss sie aber auch nicht! Der Zeit ihre Kunst, der Giraffe ihre Freiheit. Und je vielfältiger die künstlerischen Quantenzustände der Giraffe sind, umso spannender ist auch der Kunstgenuss. Echte Giraffen – auch zum Abzeichnen – sind ab heute übrigens wieder im Zoo Schönbrunn zu bewundern. Wir freuen uns auf eure Zusendungen!

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