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Bandfoto Siamese Elephants

Jonathan Panhofer

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Wir treffen die Siamese Elephants im Social Club

Die vierköpfige Indie-Rock Band aus Wien hat sieben Jahre nach ihrer Gründung ihr Debütalbum veröffentlicht. Zwischen funky Gitarrenriffs, First World Problems und Selbstinszenierung erschaffen sie auf „What happened at the Social Club?“ einen utopischen Ort, wo alle hinwollen.

Von Alica Ouschan

Eine Kritzelei von zwei zusammengewachsenen Elefanten, die Schlagzeuger Markus während einer Schulstunde gezeichnet hat, war namensgebend für die Band, die sich 2014 aus zwei Schulbands zusammengeschlossen hat. Jetzt ist mit „What happened at the Social Club?“ das Debütalbum von Siamese Elephants erschienen. Die titelgebende Frage zieht sich dabei wie ein roter Faden durch. Das Album verhandelt die unterschiedlichsten Fragen der „Generation Internet“, untermalt sind sie dabei von Garage- und Indie-Rock, beeinflusst von Elementen aus Funk, Soul und Punk.

Was ist denn nun los im Social Club?

„Das ist eine Frage, die wir uns ziemlich oft selbst stellen“, erzählt Markus im FM4 Interview. „Natürlich ist der Titel eine Anspielung auf Social Media, ein Thema, das uns so sehr beschäftigt, dass wir ein ganzes Album darüber gemacht haben.“ Phänomene, die sie bei sich selbst und ihrem Umfeld beobachtet haben, Selbstinszenierung, das ständige Verfügbar sein und die nie endende Flut an Informationen, sind Themen die im Social Club verhandelt werden.

„Wir wollten einen utopischen Ort gründen, wo alle hinwollen und auch die Frage aufwerfen ‚Warum wollen eigentlich alle im Social Club dabei sein?‘ und das, ohne dass sie wissen, was dieser Ort überhaupt ist und was dort passiert,“, sagt Sänger Alex und Markus ergänzt: „Wir stehen einfach auf Alben, die an einem Ort spielen. Und wir wollten diese ganzen Fragen in ein Setting verlagern, das die Fantasie anregt.“

Albumcover "What happened at the Social Club?"

seayou records

What happened at the Social Club? von Siamese Elephants ist bei seayou records erschienen.

Das Konzept selbst ist zufällig, während des Schaffensprozesses entstanden. Das vergangene Jahr und die damit verbundene vermehrte Verlagerung von sozialen Kontakten in den digitalen Raum, haben ihm aber noch einmal eine ganz neue Bedeutung gegeben: „Etwa 80% des Albums waren schon fertig vor dem Ausbruch der Pandemie“, meint Alex. „Aber gerade so Social Media-Themen wie Fake News und wie schnell sie sich verbreiten, sind im letzten Jahr noch relevanter geworden als davor.“ Abgerundet wird das Konzept durch den Titeltrack „Social Club“.

Verderben viele Köche den Brei?

Trotz der konsequenten Verfolgung dieser Idee, wird man beim Hören von „What happened at the Social Club?“ des Öfteren überrascht. Zwar haben Siamese Elephants in den letzten Jahren einen eigenständigen Sound mit hohem Wiedererkennungswert entwickelt, trotzdem wird er auf der neuen Platte nie eintönig. „Uns gefällt das, wenn man nicht genau weiß, wie der nächste Song klingen wird. Wir wollen uns damit selber auch im Songwriting immer wieder überraschen“, sagt Markus. „Und was dazukommt ist, dass wir so unterschiedliche Einflüsse innerhalb der Band haben, dass wir gar kein Album schreiben könnten, das genau gleich klingt.“

Siamese Elephants schreiben und erarbeiten ihre Songs, ganz Oldschool, immer zu Viert. Das Motto ‚Viele Köche verderben den Brei‘ trifft bei ihnen aber nicht zu, im Gegenteil: „Das macht die Würze aus. Manchmal kommt jemand mit einer Idee und nach der Probe kommt dann was ganz anderes raus“, erzählt Alex. „Wenn ich alleine arbeiten würde, dann würd ich mich verfahren oder wäre nur in meiner Comfort Zone drinnen.“ Alles gemeinsam zu machen, kann für die Bandmitglieder schon auch mal sehr nervenaufreibend werden. Es wird gestritten und diskutiert, Ideen werden ausprobiert und wieder verworfen: „Aber wir haben uns darauf geeinigt, dass das in der Probe bleibt und wir uns danach zusammensetzen und uns wieder lieb haben.“

Das Hören des Ergebnisses ihrer Zusammenarbeit zeigt: Das Streiten und Diskutieren hat sich gelohnt. „What happened at the Social Club?“ überzeugt mit tanzbaren, rockigen Nummern wie „Few Problems“ und wagt sich mit „Solutions“ und „Kids on TV“ in Stoner-Rock Gefilde - vor allem letzterer überzeugt mit seinem Sgt. Pepper’s Vibe, ohne dabei an Originalität zu verlieren. Aufregende Experimente mit Autotune gibts im Track „Nightbus“, Nummern wie „Heartbreak Hotel“ oder „Man on a Mission“ lassen die Herzen von frühen Arctic Monkey-Fans höher schlagen und mit „Coca Cola Punk“ überraschen Siamese Elephants sogar mit einer gelungenden, rotzigfrechen Punknummer. Obwohl man sie sieben Jahre nach ihrer Gründung wohl kaum mehr als „Newcomer to watch“ bezeichnen kann, haben sich Siamese Elephants mit ihrem Debütalbum den Platz in der Rubrik „Best New Music“ mehr als verdient.

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