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Hippokratischer Eid für Politiker!

Ich schlage vor, dass in der heutigen Gesundheitskrise Politiker gezwungen werden, den Hippokratischen Eid abzulegen. Auch wenn sie keine Ärzte sind.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Die Regeln in diesem Eid sind universell. Dort heißt es: „Ich werde niemandem, auch nicht auf seine Bitte hin, ein tödliches Gift verabreichen oder auch nur dazu raten.“

Ein freiheitlicher Politiker meinte neulich auf Facebook, dass „nur hinter vorgehaltener Hand“ Ärzte erzählen würden, dass Österreichs Intensivstation mit Migranten gefüllt sind. Seine These wurde widerlegt, aber muss man auf so ein Statement überhaupt antworten? Ich hoffe, dass die Ärzte, die „hinter vorgehaltener Hand“ so was erzählen, nur in seinem Kopf leben. Denn kein Arzt darf sich dem Hippokratischen Eid widersetzen. „Was ich bei der Behandlung sehe oder höre oder auch außerhalb der Behandlung im Leben der Menschen, werde ich, soweit man es nicht ausplaudern darf, verschweigen und solches als ein Geheimnis betrachten“ steht dort nämlich auch.

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Falls jemand von uns, Gott bewahre uns davor, auf der Intensivstation landet und zwischen Leben und Tod steht, dann fragt man sich nicht, wer uns jetzt verarztet. Und die Ärzt*innen fragen sich auch nicht, was für eine Herkunft oder Religion ihr Patient oder Patientin hat. „Welche Häuser ich betreten werde, ich will zu Nutz und Frommen der Kranken eintreten, mich enthalten jedes willkürlichen Unrechtes und jeder anderen Schädigung, auch aller Werke der Wollust an den Leibern von Frauen und Männern, Freien und Sklaven“, steht im Hippokratischen Eid.

Was für ein Mensch muss man sein, um die Frage von Leben und Tod politisch zu instrumentalisieren? Wenn jemand um sein Leben kämpft, dann bleibt uns nichts übrig, als ihn zu unterstützen. Das Narrativ das damit bedient wird lautet dann ungefähr so: „Die bösen Migranten sind da, sie brachten uns ein Virus, sie überfüllten unsere Krankenhäuser, damit kein Platz mehr für uns da ist.“

Vielleicht wäre es viel vernünftiger, einfach Masken im Parlament zu tragen. Ich würde solchen Politikern raten, sich mit dem Eid des Hippokrates vertraut zu machen: „Meine Verordnungen werde ich treffen zu Nutz und Frommen der Kranken, nach bestem Vermögen und Urteil; ich werde sie bewahren vor Schaden und willkürlichem Unrecht.“

Und euch lieben Hörerinnen und Hörern, wünsche ich Gesundheit und Schutz vor politischem „Schaden und Unrecht“.

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