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Mighty Oaks - "Mexico" Album Pressefotos

Marco Fischer

Mighty Oaks nennen ihr neues Album „Mexico“

Mighty Oaks aus Berlin haben die vielen Lockdowns genutzt, um praktisch gleich im Anschluss an ihr letztes Album wieder eines in Angriff zu nehmen. Nachdem keine Konzerte mehr möglich waren, hatten Ian Hooper, Craig Saunders und Claudio Donzelli alle Zeit der Welt für neue Indie-Folk-Songs. Das Album „Mexico“ ist das Ergebnis. Es handelt sich um die vielleicht bisher beste Platte der Mighty Oaks.

Von Eva Umbauer

Es war alles bereits fertig organisiert - die Flüge gebucht, die Visa bestellt, etc. Mighty Oaks hätten mit ihrem letzten Album eine große USA-Tour gespielt. In der alten Heimat zu spielen, hätte viel bedeutet für Ian Hooper von den Mighty Oaks, und für den Briten Craig Saunders und den Italiener Claudio Donzelli wäre diese Tour durch das Land ihres Band-Kollegen ebenso von großer Bedeutung gewesen. Aber sie fand dann eben nicht statt.

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„Mexico“ von den Mighty Oaks ist am 7.Mai 2021 bei Howl Records erschienen.
Sie spielen am 1.4.2022 im Orpheum in Graz und am 2.4.2022 in der Ottakringer Brauerei in Wien.

Gerade konnten die Mighty Oaks nach der Veröffentlichung von „All Things Go“ - Anfang Februar 2020 - noch in Europa spielen, hinunter bis in die Schweiz, hinauf bis nach Norwegen - immer der aufkommenden Pandemie gerade noch einen winzigen Schritt voraus, bis es schließlich nicht mehr ging: Lockdown. Ein Wort fast wie ein Todesurteil. Wie ein Vogel, der mitten im Flug abgeschossen wird. So fühlten sich Mighty Oaks damals.

Es gab nur zwei Optionen für die Mighty Oaks - in tiefe Depressionen zu verfallen oder weiterzumachen. Ian Hooper, Craig Saunders und Claudio Donzelli entschieden sich für zweiteres. Schon länger bastelte Ian Hooper an einem Homestudio, einem Kellerstudio, wie er sagt, in seinem Haus. Es war nun die Zeit, es fertigzustellen, es flott zu machen für eine richtige Albumaufnahme im Do-it-yourself-Verfahren. Obwohl es da natürlich auch Zweifel gab, ob alles gut funktionieren könnte. Wie würde etwa das Schlagzeug klingen? Weniger Computer, stattdessen mehr Analoges, das stand jedenfalls fest.

Ian Hooper begann also gleich im ersten Lockdown mit dem Songschreiben für das jetzt erschienene neue und bereits vierte Album der Mighty Oaks. Meist saß er frühmorgens um fünf Uhr unten in seinem Studio, um die Zeit zu nutzen, bevor die Kinder dann aufwachen würden. Die Kinder sind noch immer zuhause, sie dürfen nicht in den Kindergarten. Das ist nicht unanstrengend, wie Ian Hooper im FM4-Interview erzählt, aber sich um die Kinder kümmern zu müssen - alle in der Band haben welche -, trug ebenfalls dazu bei, nicht auf allzu ungesunde Weise über sich selbst nachzudenken.

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Familie ist wichtig

Musik war immer schon ein wenig wie eine Therapie für Ian Hooper, auch schon vor Corona. Und so fließt Diverses ein in seine Songs, kann zum Teil auf die Situation durch die Pandemie bezogen sein oder darüber hinausgehen. Gleich im ersten Song am neuen Album singt Ian: „I never saw it coming, an avalanche of hardships.“ Wie eine Lawine bricht die Mühsal über einen herein, eine Notsituation, von der man nie glaubte, dass es sie geben würde. Auch wenn Ian Hooper vor einem Jahr nicht dachte, dass die Pandemie noch immer anhalten würde, mit diesen Zeilen hat er es vorausgeahnt.

Diese Songzeile könnte sich aber auch auf den frühen Tod seiner Mutter beziehen. Ian Hoopers irische Mutter lebte in München, heiratete einen amerikanischen Deutsch-Professor und gründete eine Familie mit ihm. Ian und seine Schwester wuchsen nahe Seattle, Washington auf. Als Deutsch-Student ging er dann nach München, später zog er nach Hamburg, wo er erstmals als Singer/Songwriter auftrat, und schließlich nach Berlin. Ian Hooper lebt seit mittlerweile zwölf Jahren in der deutschen Hauptstadt.

Seinen Vater - über ihn gab es am letzten Mighty Oaks Album einen Song - sah Ian Hooper zuletzt zu Weihnachten. Ians Vater hat neben dem US-Pass auch einen irischen, ist also EU-Bürger, was den Familienbesuch einfacher machte. Seine Schwester hat Ian nun schon drei Jahre lang nicht mehr gesehen. Sie ist kürzlich Mutter geworden und ist auch schon Covid-19-geimpft. Ian Hooper hat das Gefühl, es geht langsam wieder aufwärts, auch wenn es in einem der neuen Songs der Mighty Oaks heisst: „I fear, I fear, it´s getting heavy now.“

„Heavy“ ist einer der schönsten Songs vom neuen Mighty-Oaks-Album, genauso wie „Gold To Me“ mit seinem Harmoniegesang, das von Soft Rock beeinflusste „By Your Side“ oder „Forever“ mit der Songzeile „people in one´s life they come and they go.“

Das neue Album der Mighty Oaks ist eine Platte wie aus einem Guss - mit perfekter Dramaturgie. Vielleicht, weil Ian Hooper die Songs ziemlich rasch hintereinander geschrieben hat. Später hat sich die Band dann an das Aufnehmen und Produzieren gemacht. Das Bandgefühl von damals, als die Mighty Oaks begannen, sich einen Namen als Indie-Folk-Sensation zu machen, ist wieder stärker da. Mighty Oaks gehen mit „Mexico“ zurück zu ihren Wurzeln. Ian Hooper erinnert sich, wie schön es war, mit Claudio Donzelli Musik zu machen, in dessen Wohnung, und wie man dann zusammen mit Craig Saunders die Band gründete.

Die neue Platte der Mighty Oaks heisst „Mexico“, weil es da Orte gibt, an die sich Ian Hooper gerne erinnert. In den Mighty-Oaks-Songs geht er gerne an Plätze zurück, an denen er Glück empfand. So hieß etwa einmal ein Stück „Horsehead Bay“, ein Platz nahe Seattle, wo Ian herkommt. Außerdem klingt der Albumtitel „Mexico“ irgendwie unkompliziert, meint Ian Hooper im FM4-Interview. Ein Albumtitel wie „Deadman´s Island“ oder „Land Of Broken Dreams“ hätte zu viel Schwere an sich gehabt.

„Land Of Broken Dreams“ ist der Album-Opener und jener Song mit der Zeile „I never saw it coming, an avalanche of hardship came on without warning“. Letzlich ist das Stück ein Abgesang auf den amerikanischen Traum. Es gibt ihn nicht mehr wirklich, meint Ian Hooper im FM4-Interview. Die USA sind ein Land, das sich nicht um seine Bürger*innen kümmert; wer Pech hat kommt einfach um, weil es kein soziales Netz gibt, merkt der gebürtige US-Amerikaner bitter an.

Der letzte Song am neuen Mighty-Oaks-Album heisst „Dead Man´s Island“. Zwischen Opener und Closer finden sich noch Songperlen wie der Confessional-Pop-Track „Demons“ - über Dämonen wie Alkohol - oder das soulige „Ghost“.

Mighty Oaks haben bisher das beste aus der Situation mit der Pandemie gemacht. Die Ironie des Schicksals will es, dass so auch die bisher schönste Platte der Band entstanden ist. Insgesamt und nicht nur, weil Ian Hooper seine Parlour-Gitarre tief runter gestimmt hat. Diese akustische Gitarre hat mit ihrem kleineren Korpus ohnehin einen etwas anderen Klang, Ian hat das noch verstärkt mit seinem Stimmen - die Gitarre klingt nun dunkler, wie angepasst an die Zeit, in der wir gerade leben.

P.S.: Ian Hooper ist zur Zeit im deutschen Fernsehen zu sehen, bei der Show „Sing meinen Song - Das Tauschkonzert“.

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