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Radfahrer am Pumptrack in Kaisermühlen

Simon Welebil

Pumptracks erobern Österreich

Waren Pumptracks vor ein paar Jahren hauptsächlich Trainingsstätten für ambitionierte Mountainbiker*innen, sind sie inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen und finden in jeder Altersstufe Anklang. Immer mehr Gemeinden wollen Pumptracks errichten, wobei die großen Städte der Entwicklung ein bisschen hinterherhinken.

Von Simon Welebil

Ob im steirischen Eibiswald, im Tiroler Söll oder dem oberösterreichischen Wels, quer durchs ganze Land wird derzeit fleißig gebaggert, geschaufelt und asphaltiert, für neue Pumptracks. Die Rundkurse mit Wellen, durch die man sich mit dem Rad ohne Treten, sondern nur mit Gewichtsverlagerung quasi durchpumpen kann - aber auch mit jedem anderen Gefährt, das Rollen hat - haben gerade Hochkonjunktur.

„Man kann fast sagen, dass täglich von einer Gemeinde oder eine Tourismusregion eine Anfrage für einen asphaltierten Pumptrack reinkommt“, sagt Georg Berger-Schauer, der Österreich-Projektleiter von Alliance Pumptracks, neben Velosolution und Schneestern einer der drei größeren Anbieter für asphaltierte Pumptracks im deutschsprachigen Raum. 2020 haben sie in Österreich vier asphaltierte Pumptracks gebaut, 2020 werden es schon 10-12 Projekte sein, die fertiggestellt werden. Ihre vier Shapeteams, die die Kurse anlegen, könnten sie locker wieder aufstocken.

Pumptrack-Roadtrips können umfangreich werden

Konnten Maxi Mayer und David Hochfelsner, zwei der ambitioniertesten Pumptrackfahrer des Landes, im Sommer 2020 noch alle asphaltierten Pumptracks des Landes auf einer „Pumptrack Roas“ in einer Woche abfahren, wird das nach diesem Sommer wohl eher einen Monat in Anspruch nehmen, so rasant wächst die Anzahl der Strecken.

Georg Berger-Schauer macht diese extreme Nachfrage nach Pumptracks zum einen am generellen Boom des Radfahrens fest, aber Pumptracks könnten auch auf vielen anderen Ebenen punkten. Die Einstiegshürde sei sehr gering, weil auf einem Asphaltpumptrack alles fahren könne, was rollt, egal ob Mountainbike, Scooter, Skateboard oder Laufrad, so dass kaum wer ein neues Sportgerät dafür kaufen müsse. Pumptracks würden auch die Kreativität fördern, weil sie auf total verschiedene Arten befahrbar wären und die Entwicklungskurve auf dem Pumptrack wäre extrem steil. Im Moment gehe der Trend zu mehr Sprüngen im und aus dem Pumptrack.

„Ich glaube es gibt kaum eine Sportstätte, die so ein breites Spektrum an Nutzern und Altersgruppen abdecken kann.“ (Georg Berger-Schauer)

Vor zwei/drei Jahren seien Pumptracks hauptsächlich noch von bikebegeisterten Leuten initiiert worden, mittlerweile brauche es die aber kaum mehr, dass Gemeinden bei ihnen Anfragen zu Pumptracks stellen würden, erzählt Georg Berger-Schauer, weil sie in anderen Orten sehen würden, dass das Konzept Pumptrack funktioniere.

Radfahrer am Pumptrack in Kaisermühlen

Simon Welebil

Zäher Verkehr am Kaisermühlendamm

Wie gut ein Pumptrack funktioniert, kann man auch am Kaisermühlendamm in Wien sehen, wo letzten Herbst der erste asphaltierte Pumptrack der Hauptstadt errichtet worden ist. Selbst unter der Woche ist die Anlage fast immer voll, am Wochenende fast nicht mehr befahrbar, wie die jungen Biker*innen jammern. Wenn es nach ihnen gehe, bräuchte Wien noch jede Menge solcher Pumptracks.

Doch Wien ist nicht die einzige Stadt in Österreich, für die Pumptrack-Fans Bedarf anmelden. Bis jetzt sind Pumptracks in Österreich fast nur ein ländliches Erfolgsmodell. Neben Wien kann nur Linz als zweite Landeshauptstadt mit einem Asphaltpumptrack aufwarten, der allerdings als Werkssportanlage betrieben wird. Innsbruck hat fernab vom Zentrum einen Schotterpumptrack im Bikepark Mutters. Ländliche Gemeinden täten sich leichter, langfristig Platz für einen Pumptrack zur Verfügung zu stellen, meint Georg Berger-Schauer, die Städte würden erst langsam auf den Zug aufspringen. Graz hat seinen ersten Pumptrack etwa für diesen Sommer angekündigt.

Maxi Mayer fährt Pumptrack beim Crankworx 2020

Simon Welebil

Maxi Mayer im Erdpumptrack beim Crankworx Mountainbike Festival 2020 in Innsbruck.

Den Peak bei Pumptracks sieht Georg Berger-Schauer jedenfalls noch nicht erreicht. Mehr Pumptracks werden entstehen, mehr Firmen werden sie bauen und wegen der großen Nachfrage werden wohl einige Pumptracks nicht ganz so toll sein, wie erwartet, ähnlich wie es beim großen Skateboard- und Skatepark-Boom in den 1990ern gewesen sei. Skateparks werden im Moment gerade vielfach erneuert und modernisiert, und das könnte in ein paar Jahren auch auf Pumptracks zutreffen. Bis dahin gilt es für ihn aber noch, das große Pumptrack-Potential in Österreichs Gemeinden zu heben: „Selbst, wenn man sagt, man baut nur in jeder vierten Gemeinde einen, haben wir sicher noch einige Jahre zu tun.“

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