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Theaterszene: Ein Narwal wird von zwei Personen über das Meer getragen, auf ihm sitzt eine Babypuppe

Jessica Schäfer

Empfehlungen für die Wiener Festwochen

Theater, Tanz, Musik, Ausstellungen: Die Wiener Festwochen sind heuer gleich zu Festmonaten geworden. Der erste Streich findet im Juni statt. Hier ein paar der vielversprechendsten Produktionen.

Von Martin Pieper

Der Start des Direktors der Wiener Festwochen, Christophe Slagmuylder, fiel holprig aus. Nach dem überraschend schnellen Ende der Ära Tomas Zierhofer-Kin wurde der belgische Festivalprofi kurzfristig gebucht, um für 2019 innerhalb von ein paar Monaten eine Art Notprogramm aus dem Ärmel zu schütteln. Seine erste richtige Spielzeit fiel dem Coronavirus beinahe gänzlich zum Opfer und auch sein zweites vollständiges Programm ist natürlich von den planerischen und gesundheitlichen Unsicherheiten der Pandemie geprägt.

Wiener Festwochen 2021

Nachdem coronabedingt der ursprünglich geplante Zeitraum der Festwochen verschoben worden ist, finden diese nun in zwei Etappen im Früh- und Spätsommer – von 3. bis 13. Juni und von 24. August bis 25. September – statt.

Details zum Programm gibt’s auf festwochen.at

Aus Festwochen werden -monate

Nach langem Hin und Her starten die Festwochen 2021 nach – der traditionellen Eröffnung am Rathausplatz – so richtig erst Anfang Juni. Im August und September wird dann eine zweite Tranche von Vorstellungen nachgereicht.

Slagmuylders Programm steuert den Tanker Wiener Festwochen mehr in Richtung „Hochkultur“, aber mit starkem zeitgenössischem Anspruch. Die Ausrichtung ist international und natürlich transdisziplinär. Bildende Künstler*innen machen Theater, junge Performer*innen inszenieren Oper und natürlich dürfen auch die großen Namen der international kooperierenden Kunstfestivals glänzen, von Heiner Göbbels bis zum Nature Theatre of Oklahoma, von René Pollesch bis zur Wooster Group. Hier sind fünf ung’schaute Empfehlungen.

René Pollesch und das „Lob des Tanzfilms“

René Pollesch bereitet sich in Berlin gerade auf seine Zeit als neuer Intendant der legendären Berliner Volksbühne vor. Dazwischen hat er Zeit gefunden, im noblen Theater an der Wien ein neues Stück zur Uraufführung zu bringen. Es trägt den Titel „Die Gewehre der Frau Kathrin Angerer“ und wie immer bei der hochtourigen Meta-Theater-Zeichen-Mix-Maschine Pollesch, weiß man nicht so ganz genau, worum es gehen wird.

Rene Pollesch

Thomas Auri

René Pollesch

Vielleicht wird es irgendwas mit Tanzfilmen, Heiner Müller und Pina Bausch. Oder, wie es Pollesch so schön kalauern lässt: „Lob des Tanzfilms – Primark Bausch“. Die Titelgebende Kathrin Angerer, Volksbühnen- und Pollesch-erprobte Schauspielerin spielt selbst mit. Es ist zu erwarten, dass trotz Pina-Bausch-Referenz mehr geredet als getanzt wird. Und das sehr schnell.

Postpandemisches Ravetheater

In einer ehemaligen Sargfabrik im 23. Bezirk in der Wiener Peripherie hat schon 2018 die zweite und letzte Ausgabe des Hyperreality Festivals stattgefunden, die noch im Rahmen der Wiener Festwochen veranstaltet wurde. In dem weitläufigen Areal namens F23 gastieren auch heuer wieder einige eher der Nacht zugewandte Veranstaltungen. Die Komponistin Stine Janvin und die Choreografin Ula Sickle beschäftigen sich in ihrem Stück „Echoic Choir“ mit „körperlichen Erinnerungen“ an die Ravekultur. Das klingt ein bisschen so, als hätte Burial statt Musiktracks eine Choreographie erarbeitet.

Echoic Choir

Ula Sickle

„Echoic Choir“

Es wird wohl viel Nebel sein, dazu Strobo und ja, ein Chor singt auch. Ein Club der Geister, aber natürlich im Rahmen der notwendigen Covid-19-Beschränkungen. In Zeiten, in denen die Clubkultur nach wie vor pausieren muss, ist das wohl sowas wie „the next best thing“ für ausgehungerte Raver*innen.

Tote Körper tanzen anders

Ebenfalls im F23 lädt der bildende Künstler und Filmemacher Markus Schinwald zu einem „Totentanz“. Seine Bildwelten, die ihn zum einem Star des Grotesken in der Kunstszene gemacht haben, sind voller Prothesen und Fehlstellungen, feiern die unheimlichen Leerstellen und geisterhaften Innenräume, in denen verlorene Protagonist*innen herumirren. Würden David Lynch und Hieronymus Bosch gemeinsam träumen, käme vielleicht so etwas wie dieser Theatertraum dabei heraus. Der Vorschautext verspricht eine „makabre Prozession“ mit einer neuen Komposition des jungen US-amerikanischen Künstlers Matthew Chamberlain für 23 Musiker*innen, basierend auf dem mittelalterlichen Genre des Totentanzes. Gruselig!

Tipps für August/September/November

Nach einem dichten Programm im Juni machen die Wiener Festwochen bis Mitte August einmal Pause, auch damit sie dem ImPulsTanz Festival, das zu dieser Zeit stattfinden wird, nicht in die Quere kommen. Unter anderem wird es dann ein Wiedersehen mit dem Nature Theatre of Oklahoma geben, das zuletzt für sein großes Jelinek-Projekt inklusive Spielfilm zu ihrem Roman „Die Kinder der Toten“ beim steirischen Herbst gefeiert wurde. Für die Festwochen planen sie unter dem Titel „Burt Turrido. An Opera“ eine Art Country-Oper aufzuführen, die irgendwas mit dem Fliegenden Holländer zu tun hat. Das könnte ein großer Spaß werden.

Theaterszene "Eraser Mountain"

Yurika Kono

„Eraser Mountain“

Wer Bastelarbeiten, Japan und Theaterperformances schätzt, der ist bei Toshiki Okada und seiner Performance „Eraser Mountain“ gut aufgehoben. Gemeinsam mit dem bildenden Künstler und Bühnenbildner Teppei Kaneuji baut Okada eine ganz eigene Welt auf. Das machen sie mit allerlei Alltagsgegenständen, die aussehen, als hätte man einer Kindergartengruppe in einem Baumarkt freien Lauf gelassen. Ebenfalls gebastelt wird von Phia Ménard, die schon 2019 auf der Bühne ein Haus aus Pappe errichtet hat und dabei ein außerordentliches Bühnenstück entstehen ließ. Jetzt kommt sie mit einer kompletten Trilogie - „La Trilogie des Contes Immoraux (pour Europe“) - zu den Festwochen und wird wieder versuchen, Häuser zu bauen.

Wiener Festwochen 2021

Nachdem coronabedingt der ursprünglich geplante Zeitraum der Festwochen verschoben worden ist, finden diese nun in zwei Etappen im Früh- und Spätsommer - von 3. bis 13. Juni und von 24. August bis 25. September - statt.

Details zum Programm gibts auf festwochen.at

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