FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

ANTHEA

Julian Lee Harather

fm4 soundpark act im juni

I’ll Be My Own Sugar Mom

Sommer und Rave, das geht gut. ANTHEA schreibt Hyperpop der Spitzenklasse und ist deshalb unser FM4 Soundpark Act im Juni.

Von Lisa Schneider

Gute Musiker*innen sind nicht selten auch gute Geschichtenerzähler*innen. Die Wiener Musikerin ANTHEA hat ihre erste EP nach dem Prinzip des narrativen Songwritings aufgebaut: XEA ist eine fiktive, non-binäre Person, XEA schlüpft in verschiedene Rollen und an verschiedene Orte - und erzählt. Da tummeln sich gruselige Gestalten, Liebende, Verlorene und Außenseiter*innen in einer bunten, schrägen, schrillen Welt. Verlockend vor allem, weil es in diesen Geschichten um Emanzipation geht. Eine Prise „Fuck Off“ inklusive.

Anthea Schranz veröffentlicht als ANTHEA seit letztem Jahr Musik. Erfrischend: Ihr Hyperpop klingt wie nichts anderes, was man am österreichischen Releaseradar aktuell entdecken kann.

Claire Elise Boucher und die Charts

„Ich liebe Grimes“, erzählt ANTHEA und ja, da glitzert Leidenschaft in den Augen. „Ich finde, sie ist eine sehr inspirierende Person, als Charakter sehr spannend, und auch ihre Partnerwahl ist sehr interessant.“ Kurzes Schmunzeln, das ist Diplomatie. „Man kann sich gut mit ihr beschäftigen, weil man ständig neue Dinge an ihr entdecken kann.“ Der Grimes-Vergleich ist sofort mit den ersten Singles, die ANTHEA letztes Jahr veröffentlicht hat, laut geworden. Er kommt auch nicht von irgendwo. Emo-Chic und die Groteske, technoide Popsongs, die durchaus auf gute Weise reizüberflutend wirken können. Das Spannendste an Grimes’ Musik ist aber, dass sie in ein Lied so viele musikalische Gedanken packt, wie andere Menschen in ihrer Gesamtkarriere nicht zu Papier bringen. Den Vergleich da anzusetzen, macht im Fall von ANTHEA Sinn.

Aktuelle Lieblingssongs

Im FM4 Soundpark stellt ANTHEA drei ihrer aktuellen Lieblingslieder vor, sie sind sehr gut und kommen unter anderem von Caroline Polachek. Diesen Donnerstag, ab 19 Uhr auf Radio FM4

Im FM4 Studio scrollen wir kurz durch ihre Spotify-Playlist, es ist schnell klar, um wen sich das Gespräch drehen soll: Charli XCX und Dua Lipa. „I love you forever“, hat ANTHEA kürzlich auf Instagram neben ein Cover-Foto von Charli gepostet, es stimmt genau so, wie es da steht. „Ihr Album ‚How I’m Feeling Now‘ war das, das sie während des ersten Lockdowns veröffentlicht hat, und da bin ich hineingekippt. Ich finde es extrem inspirierend und schön, wie Pop so etwas sein kann, was überhaupt nicht generic ist, sondern auf so viele Arten durchdacht und spannend - genius einfach!“ Grimes und Charli XCX, aber auch Dua Lipa sind sehr erfolgreiche Popstars, die mit ihrer Musik neue Gedanken ankurbeln zum Thema „Mainstream“. Wieviel Experiment verträgt die Chartsindustrie? Auf Alben wie „Art Angels“ oder eben „How I’m Feeling Now“ findet man sehr gute Antworten.

ANTHEA

Julian Lee Harather

Und wieviel ANTHEA vertragen die FM4 Charts?

Viel. Ihre heuer veröffentlichte Single „S.P.A.M.“ hat ihr die erste Platzierung verschafft, die aktuelle Single „XEA“ die zweite. Die Überraschung war groß. „Ich hab’ meine ganze Kindheit und Jugend lang gehört, dass ich nicht singen kann, und es ja nicht machen soll. Ich hatte sechs Jahre lang Klavierunterricht, aber ich habe alles nur auswendig gelernt und mir nichts gemerkt.“ Erst mit 18 Jahren hat ANTHEA begonnen, sich wie sie sagt „auf der Nerdseite zu bewegen“, Research zu betreiben und die Ideen dann auch gleich für ihre künstlerischen Arbeiten zu verwenden. ANTHEA wurde mit 17 Jahren an der Universität für angewandte Kunst in Wien aufgenommen und hat dort Fotografie, Malerei und Skulptur studiert.

ANTHEA betreibt gemeinsam mit DJ Warzone auch ihr eigenes Label namens Ventress Records. Musikalische Schwerpunkte: Metal, Hardcore, aber auch Subgenres wie Dungeon Synth.

Über Nacht

„Als ich dann 23 Jahre alt war, hab’ ich beschlossen: Es reicht. Es ist einfach nicht das Richtige.“ Mittlerweile sieht ANTHEA sich in der kuratorischen Position, was die Kunst betrifft - etwa, wenn es um ihre Musikvideos oder ihre Pressefotos geht. Dem gesamten visuellen Auftritt von ANTHEA, angefangen bei den Pressefotos bis hin zu den Musikvideos, liegt ein starkes ästhetisches Konzept zugrunde, das sie mit einem gemeinsamen Team erarbeitet. „Das Handwerk wird ausgelagert“, die Ideen kommen von ihr. Und die kommen, wortwörtlich, im Traum: „Ich versuche, die Bilder, die ich in meinen Träumen bekomme, umzusetzen, früher habe ich manchmal sogar Kunstwerke geträumt, bevor ich sie dann tatsächlich ausgeführt habe. Mit der Musik ist mir das bis jetzt noch nicht passiert“, ergänzt ANTHEA lachend - das Fantastische, Surreale, Außerweltliche ist nichtsdestotrotz ein wichtiger Bestandteil ihrer Musik.

anthea · Reaper

Der Song „Reaper“ etwa ist ein schaurig-schönes Musikmärchen mit verschrobener Folkmelodie, das der amerikanischen Produzentin und Musikerin Eartheater gut gefallen müsste. Worte wie „Zauberwald“, „Fluchtgedanken“ oder „intensive Atmosphäre“ fallen im Interview, als wir den Song besprechen, und einmal mehr die Idee, damit eine Tür zu einer anderen Welt aufzustoßen. Sie ist vielleicht nicht unbedingt die bessere, aber eine, in der vor allem auch junge Frauen sich nehmen, was ihnen zusteht. „Das junge Mädchen im Song hat Menschen verloren und kämpft darum, sie wieder zurückzuholen. Aber sie arrangiert sich dann damit, dass das nicht möglich ist, und geht stark daraus hervor.“

Oder, wie ANTHEA es in „S.P.A.M.“ so herrlich formuliert hat: „I’ll be my own sugar mom“.

Zukunftspläne

ANTHEA schreibt an neuem Material und war außerdem gerade mit zwei weiteren sehr guten Wiener-Szene-Akteur*innen im Studio: FARCE und Sakura. Die Vorfreude auf die Ergebnisse ist sehr groß, auch wenn der Releasetermin noch nicht feststeht. Ebenfalls auf ein genaues Datum warten müssen wir noch im Fall der ersten EP von Anthea, die den Titel „XEA“ tragen wird. Noch im Sommer soll es soweit sein.

Am 11. Juni jedenfalls erscheint ANTHEAs neue Single „Genesis“. Sie hat nichts mit Phil Collins zu tun und ist der Sommerhit, auf den ihr gewartet habt.

Aktuell: