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Glasfaserkabel werden in die Erde verlegt

BIK

Erich Moechel

Glasfasernetze bei Investoren hoch im Kurs

Immer mehr Großanleger wie Versicherungen, Pensions- und Rentenfonds investieren in den Ausbau von Glasfasernetzen. Ziel sind dabei langfristig sichere Renditen. Peter Schark von der Breitbandinitiative Kärnten im Gespräch.

Von Erich Moechel

Genau ein Jahr nach dem Start des Glasfaserausbaus in Kärnten wurde nun das erste Ausbaugebiet an einen Großinvestor vergeben. Zum Zug kommt dort die öGIG-Holding, hinter der die Münchener Allianz als Investor steht. Zu diesem Konsortium gehört auch die nöGIG, die in Niederösterreich schon über 100.000 Haushalte an Glasfasernetze angeschlossen hat.

Für eine handfeste Überraschung sorgte in Kärnten das unerwartet große Investoreninteresse. Insgesamt 11 Konsortien und Firmen hatten sich um den Ausbau beworben, „am Ende hatten wir dann drei fast gleichwertige, sehr gute Angebote“, sagte Peter Schark, Geschäftsführer der landeseigenen Breitbandinitative Kärnten im Gespräch mit ORF.at.

Glasfaserkabel werden in die Erde verlegt

BIK

So sah das Zentrum von Ferlach noch vor wenigen Wochen aus. Wie fast überall in Kärnten, wo größere Tiefbauprojekte anstehen, ist die landeseigene Breitbandinitiative BIK zur Stelle, um eigene Glasfaserstrecken mitzuverlegen. Hіer und auf Überlandstrecken kommt der BIK die enge Zusammenarbeit mit der landeseigenen Straßenbaugesellschaft zugute.

Wer die Investoren sind

„Das Kärnter Modell ist offensichtlich bei den potenziellen Investoren sehr gut angekommen. Mit diesem langfristigen Vertrag haben wir nun eine Blaupause für die übrigen Ausbaugebiete“, sagte Schark. Neben dem Baulos Görtschitz-Tal mit 12.700 Haushalten sind weitere fünf solche Gebiete quer durch Kärnten nicht nur geplant. In allen diesen Teilregionen ist der sogenannte Flächenausbau bereits weitgehend abgeschlossen. Das heißt, die BIK hat dort bereits regionale Backbones verlegt, daran werden in Folge nun die einzelnen Haushalte, Firmen und Behörden angeschlossen.

Diese „letzte Meile“ ist der bei weitem kostenintensivste Teil des Ausbaus und der ist trotz großzügiger Förderungen vor allem vom Bund, aber auch den Bundesländern nur mit Investoren zu erreichen. Diese Investoren aber kommen weder aus der Telekom- oder Internetbranche, noch haben sie überhaupt mit Technologie zu tun. Es sind vielmehr Versicherungen, Pensions- und Rentenfonds, Vermögensverwaltungen u.a. die in Glasfasernetze investieren. Ziel sind dabei langfristig gesicherte Renditen und die sind bei Glasfasernetzen garantiert, denn diese Netze skalieren bezüglich Bandbreiten nahezu unbegrenzt nach oben.

Landkarte

BIK

Zwischen diesen sechs Ausbaugebieten baut die BIK den sogenannten Backhaul, der die Datenströmen aus den bereits verglasten Inseln an die Übergabepunkte in großen Datencenters wie etwa der Vienna Internet Exchange abtransportiert, wo alle Service-Provider Präsenzen unterhalten.

Alles anders als bei den Telekoms

Anfang Mai hatte die Bundesregierung die mit 1,4 Milliarden dotierte und mit Abstand höchste, zweite Förderung zum Glasfaserausbau bereitgestellt. Ein Gutteil dieser Gelder kommt aus dem Covid-Hilfsfonds der EU.

Was Peter Schark das Kärnter Modell nennt, schaut dem niederösterreichischen Modell ziemlich ähnlich, beide wiederum ähneln sehr dem nordischen Modell, das die EU-Kommission in ihren Leitlinien für staatliche Beihilfen für Glasfasernetzausbau verschriftlicht hat. Dieses Konzept für „Open Access Networks“ hatte Schweden, Norwegen und Finnland auf Spitzenplätze in den globalen Glasfaserrankings der OECD gebracht. Dieses Modell besteht aus drei Schichten, nämlich Eigentümer/Investoren, die für die Errichtung der Netzinfrastruktur zuständig sind und Glasfaserbetreibern, die das Glas „beleuchten“, erhalten und dafür sorgen, dass der Wettbewerb unter den Serviceprovidern funktioniert.

Internetservices werden an Endkunden ausschließlich von den Serviceprovidern verkauft, die unabhängig von Firmengröße und Umsatz alle dieselben Konditionen erhalten. Eigentümer/Investoren bzw. Glasfaserbetreiber sind dezidiert nicht im Endkundengeschäft tätig. Das ist der entscheidende Unterschied zu den vertikalen Telekomnetzen, in denen die jeweilige Telekom Eigentümer, Investor, Erbauer und Serviceproder in einem ist. Andere Serviceprovider können dort zwar Leitungen mieten, stehen dann aber in Konkurrenz zum Vermieter selbst. Die Mietkosten sorgen dann dafür, dass kein echter Wettbewerb entstehen kann.

Unimog-Gefährt

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Zusammen mit der Kärntner Landesstraßenverwaltung hat die BIK ein eigenes Verlegegerät entwickelt, das den gesamten Verlegevorgang mit nur zwei Mann Besatzung erledigt. Die Kärntner Unimog-Maschine ist samt Kabeltrommel, Fräse und Vibrationsverdichterrad etwa 13 Meter lang und kann bis zu 3 Multirohrverbände entlang der Straßen in einem Arbeitsgang verlegen. Das ist mehr als genug, um einen Vollausbau der Trassen zu gewährleisten. Die Schlitze sind nur 20 Zentimeter breit, die Tiefe ist bis 80 cm einstellbar. Der Unimog stammt von der Salzburger Firma Pappas, die Fräse kommt von Werner Forst & Industrietechnik Scharf im deutschen Trier. Die Frästechnik stammt ebenfalls von einer deutschen Firma nämlich der Stehr Baumaschinen GmbH, das Vibrationsverdichtungsrad wurde von der italienischen Simex zugeliefert.

In Niederösterreich wurden in einer ersten Ausbauphase 100.000 Haushalte, Firmen und Behörden angeschlossen, hier baut vor allem nöGIG aus.

Momentan werde dieser Unimog, der vor allem für die langen Backhaul-Strecken entlang der Straßentrassen eingesetzt wird, gerade umgebaut, sagte Schark. Im praktischen Betrieb habe sich nämlich herausgestellt, dass ein seitliches Versetzen der Fräse den Ausbau noch erleichtern würde. „Gleichzeitig läuft eine Ausschreibung, denn wir suchen eine Baufirma, die diesen Truck permanent für uns betreibt“, so Schark. „185 Kilometer Backhaul-Strecke, die unsere Ausbaugebiete verbinden, sind bereits gebaut, für heuer sind noch weitere 100 Kilometer eingeplant.“ Das sei durchaus realistisch, da die gute Zusammenarbeit mit der Straßenbauverwaltung rasche Genehmigungen der Ausbaustrecken entlang der Landesstraßen garantiere.

Die in der Doppelrichtlinie zur Breitbandförderung des Landwirtschaftsministeriums noch immer verankerten Rahmenbedingungen findet Schark ein „Steinzeitrelikt“, das überhaupt nicht zu diesen ansonsten absolut begrüßenswerten neuen Regelungen passe. „Wenn wir im Jahr 2021 noch immer 100 Mbit/sec als ausreichende Breitbandversorgung akzeptieren, anstatt Glasfaser für alle Haushalte als Benchmark anzusetzen, dann werden uns unsere Kinder später verfluchen“, sagte Schark abschließend.

Peter Schark

BIK Breitbandinitiative Kärnten

Peter Schark, Geschäftsführer der BIK

Wie es nun weitergeht

Zu diesen in der Doppelrichtlinie eingebauten Beschränkungen auf Gebiete, in denen weniger als 100 Mbit zur Verfügung stehen und sogar 30 Mbіt/sec noch als Minimalkriterium eine Rolle spielen, wurde eine neue Anfrage an das zuständige Landwirtschaftsministerium gestellt. Allfällige Antworten werden in der nächsten Folge zum Glasfaserausbau in Österreich veröffentlicht, die in loser Folge hier erscheinen wird.

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