FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Bob Dylan bei einem Konzert 2002

HECTOR MATA / AFP

Happy Birthday Bob Dylan!

Gastkommentar von Alexander Köck, Gitarrist von Cari Cari, anlässlich des 80. Geburtages von Bob Dylan.

Der Legende nach wünschen sich Cari Cari nichts sehnlicher als in einem Quentin Tarantino Film mit ihrer Musik vertreten zu sein. Beim letzten Interview im FM4 Studio offenbarte Cari Cari Gitarrist Alex, dass er für niemanden so sehr brennt wie für Bob Dylan. Klar, man könnte schon davon ausgehen, dass sich ein Gitarrist und Songschreiber mit einer Ikone wie Bob Dylan „irgendwann“ einmal auseinandersetzt und „ein paar“ Lieder kennt. Aber Alexander Köck von Cari Cari kennt sie auswendig. Bob Dylan hat ihn von seinen Teenager-Jahren ins Erwachsenen-Leben begleitet. Am 24.Mai 1941 ist Robert Allen Zimmerman in Minnesota auf die Welt gekommen. Anlässlich seines 80. Geburtstages haben wir Alexander Köck von Cari Cari also gebeten, uns von seiner Faszination für das Schaffen Dylans zu erzählen.

Happy Birthday Bob Dylan

von Alexander Köck

Schreib eine Seite über Dylan anlässlich seines achtzigsten Geburtstags! Ohne viel biographisches Abhandeln, denn es geht um den persönlichen Bezug zu seinem Werk am Beispiel eines Songs.

Alexander Köck / Cari Cari in s/w mit Hut

Alexander Köck / Cari Cari

Alexander Köck im Rolling Thunder-Look

Ein Traumjob für jemanden, dessen Dylan-Phase seit dem siebzehnten Lebensjahr andauert. Dachte ich. Aber wie pickt man einen Song aus einer 60-jährigen Karriere mit 39 Studioalben und mehreren religiösen Konversionen heraus? Aus einer Karriere vom Messias zum Judas der Bürgerrechtsbewegung (vgl. Newport Folkfestival 1966) und von der Rock’n’Roll-Ikone zum Literatur-Nobelpreisträger?

Keine leichte Aufgabe. Denn ich hätte viel zu sagen über alte und neue, ständig wechselnde Lieblingssongs und Alben, die mich schon ewig begleiten. Soll ich darüber schreiben, wie ich während der Aufnahme unserer ersten EP wieder und wieder ‘Sad Eyed Lady Of The Lowlands’ gehört habe? Wie ich mit Albumcover in der Hand die Texte von ‘Blood On The Tracks’ seziert habe? Wie ich alle Bücher gelesen, eine schwarze Wayfarer gekauft und mir gewünscht habe, mir wäre alles nur ein bisschen so wurscht wie Dylan?

Doch dann wurde mir klar, dass mein Problem auch die Lösung meines Problems ist. Denn am meisten hat mich Dylan nicht durch einen Song, eine Ära oder ein Album geprägt. Dylan hat mich geprägt, weil er sich immer wieder neu erfunden hat, aber eben deshalb immer Dylan geblieben ist. Er hat über eine 60-jährige Karriere seine künstlerische Integrität bewahrt. Unverdorben durch die ‘Machine’ und oft auch zum Missfallen seiner Fans. Er hatte viele Gelegenheiten, sich zurückzulehnen und unsterblich zu bleiben. Er hätte für immer ‘The Times They Are A-Changing’ singen, für immer ‘Like A Rolling Stone’-Dylan bleiben können.

In this file photo taken on July 4, 1978 US poet and folk singer Bob Dylan performs at the Pavillon de Paris

PIERRE GUILLAUD / AFP

Bob Dylan bei einem Konzert im Pavillon de Paris 1978

Cari Cari sind das Duo Stephanie Widmer (Schlagzeug, Gesang, Didgeridoo) und Alexander Köck (Gitarre, Gesang). 2014 haben sie ihre erste EP veröffentlicht, 2018 folgte das Debütalbum „Anaana“. Cari Cari gehören zu den unermüdlich aktivsten Live-Bands Österreichs. Aktuell arbeiten sie an neuem Albummaterial. Im Sommer und Herbst 2021 sind Livetermine in Österreich, Schweiz und Deutschland geplant.

2016 habe ich Dylan das erste Mal live erlebt. Gegen meinen Wunsch, weil ich dachte, das wird seine Musik für mich zerstören. Aber ich sah einen Künstler, der mitreißend war, auch mit fast 80 Jahren bedeutende und tiefgründige Songs schreibt. Diese Konsequenz in seinem Schaffen, gegen alle Widerstände, hat mich mehr geprägt und beeindruckt als einzelne Songs.

Sie ist der Grund, warum Dylan zum Geburtstag keinen lauwarmen Freewheelin’-Verschnitt-Song veröffentlicht, um die neue Greatest Hits-Compilation und Arena-Tour zu promoten, sondern gerade einige seiner besten Songs schreibt. Deshalb habe ich das 17-Minuten- Epos ‘Murder Most Foul’ von Dylans 39. Studioalbum ‘Rough and Rowdy Ways’ ausgewählt, mit dem Dylan übrigens im achtzigsten Lebensjahr zum ersten Mal auf Platz 1 der Billboard Charts gelandet ist.

Weil die Tatsache, dass es diesen Song gibt, wunderschön illustriert, dass es nichts Wichtigeres gibt als persönliche und künstlerische Integrität. Weil er zeigt, dass es nicht um Spotify-Playlisten, Release-Termine und Instagram-Stories geht. Ein guter Song, bleibt ein guter Song. Dylan hat einmal gesagt: ‘A man is a success if he gets up in the morning and gets to bed at night, and in between he does what he wants to do.’ Und daran möchte ich mich halten. The times they are a-changin’, aber Dylan bleibt Dylan. Und das ist sein Geburtstagsgeschenk an mich.

Happy Birthday, Bob.
Keep on keeping on!

mehr Musik:

Aktuell: