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Biomutant

Experiment 101 AB

Hübsch, aber belanglos

Das Open-World-Rollenspiel „Biomutant“ hat schräge Charaktere, eine faszinierende Welt und 1.000 Ideen, die woanders schon mal besser waren.

Von Rainer Sigl

Die Welt der Menschen liegt irgendwo im Nebel der Vergangenheit, von Homo Sapiens ist nur wenig geblieben: raunende Legenden, Ruinen und jede Menge giftiger Müll. Die neuen Herren dieser Welt, die irgendwie an das feudale Japan erinnert, sind die Tiere, aber auch die haben sich verändert - kein Wunder, wenn die Evolution durch eine biologische Dauerkatastrophe auf Abwege gerät.

Im Open-World-Rollenspiel „Biomutant“ steuere ich einen pelzigen Helden durch diese Welt. Der ist ein wenig anders, als man das gewohnt ist, nämlich eine Mischung aus Frettchen und Ninjakrieger. Im Editor können wir zu Beginn ein wenig Feintuning an den äußeren und inneren Werten betreiben, mit Schwert, Schusswaffen und der Kraft seltsamer Mutationen ausgestattet ist man aber auf jeden Fall unterwegs.

Der Märchenonkel des Grauens

Erzählt wird die epische Geschichte auf die ungünstigste Art und Weise, und zwar durch ein Voice-over aus dem Off, von einem älteren, britischen Sprecher, der sich ein wenig nach Naturdoku-Onkel anhört. Der erzählt alles, was in den vor allem anfangs (zu) häufigen Cutscenes zu sehen ist, nochmal auf Englisch. Die Bewohner dieser Postapokalypse reden nämlich in einem seltsamen Kauderwelsch, das jeweils danach noch einmal übersetzt wird.

Das hat zum einen den Effekt, dass auch simple Dialoge doppelt so lang wie nötig werden; zum anderen legt diese indirekte Erzählweise auch sofort eine sehr betuliche Distanz zwischen Spiel und Publikum. Dass sich die Kommentare des Erzählers per Menü abkürzen oder im Notfall auf Kosten der Erzählung sogar völlig ausschalten lassen, macht den Schaden an der Atmosphäre des Spiels leider nicht mehr gut.

Biomutant

Experiment 101 AB

Bunte Wildnis mit zu wenig Seele

Ob ich mich dem drohenden Weltuntergang, der hier natürlich alles bedroht, entgegenstelle oder ihn im Gegenteil aber beschleunigen möchte, darf ich mir in „Biomutant“ originellerweise sogar aussuchen. Ansonsten bietet das bunte Spiel eines verhältnismäßig kleinen, schwedischen Teams genau das, was sich Open-World-Freunde erwarten, und das ist ein Teil seines Problems.

Fraktionen, Crafting, Level-ups, Nebenmissionen, PSI-Fähigkeiten, Spezialattacken - vor lauter kleinteiligen Gimmicks geht die Eigenständigkeit des Spiels ein wenig verloren. Ein überladenes, aber letztlich banales Kampfsystem, uninspiriertes Missionsdesign und dahinplätschernde Story erreichen nirgends das Niveau der hochkarätigen Open-World-Konkurrenz.

„Biomutant“, entwickelt von Experiment 101 AB, vertrieben von THQ Nordic, ist für Windows, Xbox One und PS4 erschienen.

Das ist schade, denn in Sachen Design und Figuren wäre „Biomutant“ eigentlich sehr originell. Optisch macht das Spiel mit dem Kampfhamster viel her. Die knallig bunten Farben, wunderhübschen Naturszenen und überdrehten Figuren sind aber leider nur Dekoration eines eigentlich durchschnittlichen Spiels.

Wer sich auf den ersten Blick in seine pelzigen Helden und die exotische Kulisse verliebt hat, wird „Biomutant“ seine Makel verzeihen. Für alle anderen ist es einfach ein Open-World-Spiel nach Schema F.

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